Früher waren Panini-Alben der Inbegriff des Lebens als junger Fussball-Fan. Die Sammelbilder und -hefte waren legendär. Doch seit der EM 2024 arbeitet die UEFA nicht mehr mit der italienischen Traditionsmarke, sondern mit dem US-Hersteller Topps zusammen. Das Topps-Sammelheft für die vergangene Europameisterschaft in Deutschland erhielt von uns keine gute Bewertung.
Es gab grosse Lizenzprobleme bei den Spielerbildern und Verbandslogos, viele unnötige Zusatzsticker und verwirrende Sonderversionen und auch Mannschaften, die sich gar nicht fürs Turnier qualifizierten, waren Teil des Hefts. Insgesamt mussten über 700 Sticker eingeklebt werden. Auch das offizielle Sammelalbum für die Frauen-EM 2025 in der Schweiz kommt von Topps. Mit 308 Stickern kommt die Version, die bislang kaum beworben wurde, allerdings deutlich abgespeckter daher.
Trotzdem ärgern sich viele über die Geldmacherei, die mit solchen Sammelheftchen mittlerweile betrieben wird – und suchen nach Alternativen. Die gibt es nicht nur im Fussball, sondern auch in anderen Sportarten. Der Eidgenössische Schwingerverband hat dieses Jahr im Vorfeld des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Glarus Ende August zum fünften Mal ein offizielles Schwinger-Sammelalbum («Der Schwinger König») veröffentlicht – zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit Panini. Wir haben es getestet und diese Dinge sind uns dabei aufgefallen.
Das Schwinger-Panini-Album überzeugt mit seiner Übersichtlichkeit. Das Heft startet mit einer Einführung in das ESAF in Glarus und die anderen eidgenössischen Feste. Danach ist das Heft in die unterschiedlichen Teilverbände aufgeteilt – Nordostschweiz, Bern, Innerschweiz, Nordwestschweiz und Südwestschweiz. Am Ende erhält auch noch der Schwing-Nachwuchs seinen Moment im Rampenlicht.
Das gesamte Panini-Album ist gespickt mit interessanten Informationen. Neben den Einführungen zum ESAF und zum Eidgenössischen Schwingerverband werden auch die Kantonalverbände herausgehoben. Man findet neben Zahlen und Fakten auch einen Kalender mit allen wichtigen Kranzfesten des jeweiligen Verbands.
Auf den Bildern erkennt man mit entsprechenden Markierungen, aus welchem Kanton ein Schwinger stammt und ob er Schwingerkönig, Erstgekrönter, Eidgenosse oder Kranzgewinner ist. Im Heft stehen ergänzend Wohnort, Geburtsdatum, Beruf, Grösse und Gewicht aller Schwinger.
Die Informationen sind so verpackt, dass sie nicht wirklich viel Schwing-Vorwissen benötigen. So ist das Sammelalbum auch für Einsteiger und neue Fans des Schweizer Traditionssports geeignet.
Im Gegensatz zum Topps-Album der EM 2024 überzeugt das Schwinger-Heftli mit Einheitlichkeit. Da der Eidgenössische Schwingerverband mitwirkt, gibt es keine Lizenzprobleme. Alle Schwinger, die im Heft vorkommen, sind mit ihrem offiziellen Porträt und in der exakt gleichen Pose (verschränkte Arme) abgebildet.
Zudem gibt es keine goldenen oder andersfarbigen Spezialversionen der Sticker und keine unnötigen Zusatzsticker, um die Grösse des Hefts, das 377 Sticker umfasst, künstlich aufzubauschen.
Eines der genialsten Details im Schwinger-Panini-Album findet sich bei den Action-Bildern. Ist auf diesen Sägemehl zu sehen, so ist dieser Abschnitt auf dem Bild etwas aufgeraut, dass es sich tatsächlich wie Sägemehl oder Sand anfühlt, wenn man mit dem Finger darüberfährt.
Klar ist: Der Schwingerverband ist nicht die UEFA. Das Panini-Sammelalbum ist kaum selbsttragend und muss darum über Werbung querfinanziert werden. Dabei hat es nicht nur einfach Werbebanner im Heft, sondern die Werbungen müssen mit Stickern ergänzt werden. Insgesamt 30 solcher Werbesticker gibt es. Zwar sind diese oft noch witzig und charmant gestaltet, doch irgendwann hat man auch genug davon, noch mehr Werbung einzukleben.
Wie bereits erwähnt, erhalten in diesem Panini-Album auch Jungschwinger Aufmerksamkeit. Auf den letzten Seiten werden die besten Nachwuchstalente vom Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag 2024 in Sion – konkret die Jahrgänge 2007, 2008 und 2009 – vorgestellt. Dass diese jungen Männer bereits ein eigenes Panini-Bild haben, dürfte für sie ein unvergesslicher Moment sein – das ist definitiv wertvoller als die ständigen Zusatzsticker in den Fussball-Alben.
Wir hätten uns gewünscht, dass sich gewisse Spezialkleber wie etwa jener von Schwingerkönig Joel Wicki, Unspunnensieger Samuel Giger oder auch die der Verbandslogos optisch noch etwas mehr von den gewöhnlichen Stickern abheben. Beispielsweise durch einen anderen Rand (Gold oder Silber) anstelle des Sägemehlbrauns bei den anderen Klebern, aber nicht wie beim Fussball-Album von Topps durch mehrere unterschiedliche Spezialversionen.
Ebenfalls noch interessant wäre eine Doppelseite mit einer Schweizer Karte, wo die traditionsreichsten Schwingstadien (Brünig, Unspunnen, Rigi, Kilchberg etc.) aufgelistet und einzukleben wären.
Verkauft wird das Panini-Sammelalbum «Der Schwinger König» in diversen Kiosk-Filialen oder in den Onlineshops von Panini und schlussgang.ch. Das Heft kostet CHF 4.90 und eine Box mit 50x5 Stickern CHF 53.–. Für unser Review haben wir von Panini ein Heft sowie eine Box kostenlos zugeschickt erhalten.