In einem Punkt sind sich Roger Federer und Novak Djokovic einig: Nur, weil sie sich in ihrem heutigen Duell auch eine Niederlage leisten könnten, gehen sie nicht anders ins Spiel als sonst. Beide wollen um jeden Preis gewinnen.
Federer gibt immerhin zu, dass er einiges ausprobieren wolle – auch, weil es eben noch nicht gegen das Ausscheiden geht. Er möchte gerne offensiv und aggressiv spielen – bei seinen beiden Siegen in diesem Jahr gegen Djokovic (in den Finals in Dubai und Cincinnati) ein Erfolgsrezept. «Die Frage ist einfach, wie sehr er das zulässt.»
Der langsame Indoor-Court in der prächtigen Londoner O2 Arena kommt eher dem Serben entgegen. «Gegen ihn musst du jeden Punkt zwei- oder dreimal machen», ist sich Federer bewusst. «Wie ein Spinnennetz, in dem man kleben bleibt», beschreibt er das Gefühl auf dem Platz.
Von Schonung für das – im Fall einer Niederlage – entscheidende dritte Gruppenspiel will der 34-jährige Basler aber nichts wissen. «Auf keinen Fall. Ich habe danach ja wieder einen Tag frei. Das ist für Profis wie uns enorm viel wert.» Vielleicht gebe es aber eine gewisse Ruhe auf dem Platz, dass es nicht DER Match des Turniers sei.
Er erwartet heute in der zweiten Runde der Gruppe Stan Smith den «normalen» Djokovic. «Wir haben beide bereits einen Sieg und konnten uns an die Verhältnisse gewöhnen», sagt er. Während Federer beim 6:4, 6:2 gegen Tomas Berdych etwas Startschwierigkeiten bekundete, überzeugte Djokovic beim 6:1, 6:1 gegen Kei Nishikori auf der ganzen Linie.
Federer glaubt denn auch nicht, dass der Serbe in seinem Spiel etwas ändern wird. «Er hat bei der Vorhand, bei der Rückhand und beim Service eine grosse Marge», stellt er fest. «Er spielt ein einfaches Tennis, aber das macht er sehr, sehr gut. Besser, als jeder andere.»
Djokovic macht keine Hoffnung, dass er die Partie etwas weniger ernst nehmen könnte, weil er sich eine Niederlage erlauben könnte. «Ich habe nicht die Absicht zu verlieren», macht die Weltnummer 1 mit einem Lächeln klar. Zur Vorbereitung besuchte Djokovic gestern Abend mit seinem Team ein Restaurant und liess es sich gut gehen. Nur Boris Becker war nicht dabei: Der fehlte wegen dringenden Familien-Angelegenheiten. (pre/si)