Dein Team ist 0:1 in Rückstand. Du bist der Torhüter und hast soeben einen harmlosen Flachschuss abgewehrt. Der Ball liegt vor dir: Was machst du?
Es ist nicht die Zeit für Experimente oder gewagte artistische Balleinlagen. Der jordanische Hauptstadtklub al-Faisaly ist seit sechs Spielen sieglos. Auf der Tribüne brodelt es langsam. Ein Sieg im Derby gegen den Lokalrivalen al-Wehdat könnte die Fans vielleicht besänftigen, einen Umschwung einleiten und eine verkorkste Saison zum Guten wenden.
Dann der frühe Gegentreffer. Die Mannschaft ist demoralisiert. Unmut macht sich breit. Und die Offensivabteilung von al-Wehdat rollt bereits einen weiteren Angriff auf das Tor von al-Faisaly. Mohammad Shatnawi aber bleibt cool. Er, der Nationaltorwart von Jordanien, der Nummer 103 der FIFA-Weltrangliste, zwei Punkte hinter den Faröer-Inseln aber eine Nasenlänge vor dem afrikanischen Schwergewicht Botswana, ist der Stützpfeiler seines Teams.
Jetzt stell dir vor, du bist Shatnawi. Den Flachschuss der gegnerischen Nummer 7 hast du soeben mit den Beinen abgewehrt. Die Kugel prallt ab, befindet sich aber in deiner Reichweite. Was machst du?

- a) Ich stehe auf und kralle mir das Leder. Easypeasy, job done, Szeneapplaus und der Angriff kann eingeleitet werden. Wir liegen schliesslich 0:1 in Rückstand und wenn wir verlieren, werden wir vielleicht von den Fans gelyncht.
- b) Ich haue die Pille so weit weg wie möglich. Irgendwohin. Einfach weit weg von meinem Tor. Das bringt mir zwar keine Lorbeeren ein, aber sicher ist sicher.
- c) Ich erinnere mich an an diesen Moment in der F-Jugend, als ich Stürmer sein durfte. Das war schön. Ich hatte damals auch einmal einen Fallrückzieher gemacht. Vielleicht klappt das heute wieder.
Du hast dich für Nummer 3 entschieden, sehr gut. Fallrückzieher, Eigentor. Deine Mannschaft verliert 0:3 und du hast es in die Sport-Spalten aller grossen Zeitungen geschafft. Gratuliere!

Und hier noch die ganze Szene im Video:
(wst)
