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Mit globaler Medienwirksamkeit fordern grosse Geldgeber den Rücktritt des grossen FIFA-Vorsitzenden Sepp Blatter. Gleich aus sieben Gründen eine Torheit sondergleichen:
Jene, die das System FIFA, wie wir es heute kennen, durch die Zahlung von Millionen erst möglich gemacht haben, fordern den Rücktritt des Mannes, den sie jahrelang hofiert haben. Diese Firmen sind ein Teil des Problems. Kein Schelm, wer fragt, ob es wohl bei der Unterzeichnung der millionenschweren Werbeverträge nie ein «Kickback» gegeben hat – also eine Zahlung unter dem Tisch an jene, die diese Millionen bewilligt haben.
Ein ungeschriebenes Gesetz sagt, dass sich Sponsoren nicht einmischen sollten. Und wenn, dann diskret. In Vieraugengesprächen. Wer öffentlich Forderungen erhebt, missachtet das Prinzip der Gewaltentrennung zwischen Werbung und Sport und zeigt, dass man sich nicht an Spielregeln hält und dreist und respektlos Einfluss nimmt, wo man sich zurückhalten sollte. Und dazu kommt: Wer einen Rücktritt fordert, sollte auch eine Lösung präsentieren.
Wer zweistellige Millionenbeträge in ein Sponsoring investiert und hinterher öffentlich Forderungen stellt, hat zuvor nicht sorgfältig geprüft, mit wem er sich da eingelassen hat. Das ist höchst unprofessionell, ja, mangelnde Sorgfaltspflicht.
Die Sponsoren, die den Rücktritt des FIFA-Präsidenten fordern, sind weltweit operierende Milliarden-Konzerne. Sie sind also in verschiedensten Ländern und Kulturen tätig. Kein Schelm, wer fragt, ob es denn nicht andere, berechtigtere Rücktrittsforderungen gäbe. Immerhin sei angemerkt, dass die FIFA trotz allem keine Steuern erhebt, keine Steuergelder verprasst, keine Kriege führt, keine Menschen unterdrückt, keine Revolutionen anzettelt und nirgendwo Gewalt ausübt.
Wenn grosse Sponsoren mit dem Wesen und Wirken der FIFA nicht mehr einverstanden sind – dann sollen sie die Geschäftsbeziehung beenden. Punkt. Dass dies nicht passiert, hat nicht primär juristische, vertragstechnische Gründe. Vielmehr ist es Feigheit: Wer jetzt den Mut hat, auszusteigen, überlässt anderen eine weltweite Werbeplattform. Das will dann doch niemand riskieren. The Show must go on.
Wer öffentlich einen Rücktritt fordert, sollte dies nur tun, wenn klar ist, dass dieser Rücktritt auch erfolgt. Passiert nichts, entlarvt man sich als machtlos – und ahnungslos. Und entlarvend ist auch, dass sich weltweit operierende Milliardenkonzerne offenbar mit einem unseriösen Geschäftspartner eingelassen haben. Dass diese Manager der Milliardenkonzerne ahnungslos waren. Das ist noch schlimmer als fehlende Professionalität. Kein Schelm, wer fragt, ob sich nicht dieser oder jene Herr diese Ahnungslosigkeit bezahlen liess.
Sehr viele Menschen wissen gar nicht, wer die FIFA finanziert und wer über diese Organisation Werbung macht. Immer wieder fördern Umfragen rund um WM-Turniere eine erstaunliche Unwissenheit des Publikums zu Tage. Mit diesen Rücktrittsforderungen machen die Sponsoren darauf aufmerksam, dass sie mit der FIFA zusammenarbeiten und der Name wird in einem Zug mit dem FIFA-Skandal genannt. Das kann nicht im Sinne der hochbezahlten PR-Strategen sein.
Das Gebot der Stunde ist für die grossen FIFA-Geldgeber ein anderes: Schweigen und sich schämen – und die Konsequenzen ziehen, wenn alles vorbei ist.
Naja, nicht direkt vielleicht, aber durch eine Vergabe der WM an Qatar z.B. billigt die FIFA mindestens Unterdrückung und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.
Ansonsten sehr guter, pointierter Artikel. Wirklich äusserst heuchlerisch, was die Sponsoren da abziehen.