Gewaltexzesse überschatteten den italienischen Cupfinal (Napoli - Fiorentina 3:1). Im Vorfeld der Partie bekämpften sich in Rom verschiedene Gruppierungen, es fielen Schüsse. Insgesamt wurden mindestens zehn Menschen verletzt, darunter auch ein Polizist.
Die römische Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen: Der 48-Jährige soll vor dem Pokalfinale gegen Neapel auf gegnerische Fans geschossen haben, einer kämpft um sein Leben. Gegen den polizeibekannten Hooligan wird wegen versuchten Mordes ermittelt.
Ärzte hatten laut italienischen Medien in einer Not-Operation in der Nacht zu Sonntag die Kugel entfernt, die die Lunge durchschlagen und die Wirbelsäule getroffen hatte. Mindestens neun weitere Fans erlitten durch Schüsse oder Stiche teils lebensgefährliche Verletzungen.
Die Schiessereien ereigneten sich im römischen Stadtviertel Tor di Quinto, wo es bereits zuvor zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen gekommen war. Unter die Masse neapolitanischer Fans, die vor Spielbeginn zum Olympiastadion in Rom strömte, mischten sich offenbar auch römische Hooligans, die die Neapolitaner und die Sicherheitskräfte mit Gegenständen bewarfen. Dabei wurde ein Polizist schwer verletzt.
«Solche Ereignisse sind inakzeptabel», erklärte der Liga-Präsident Maurizio Beretta. Nationalcoach Cesare Prandelli, auch er sichtbar gezeichnet, sprach von «einer unglücklichen Sache». Den Entscheidungsträgern war sofort klar, dass die hässliche Fratze der ungelösten Hooligan-Problematik während der TV-Prime-Time nicht zu kaschieren sein würde. Das ohnehin angekratzte Image des italienischen Fussballs wurde erneut ramponiert. Die italienische Nachrichten-Agentur beschrieb die Szenerie als «clima surreale», als unwirkliche Atmosphäre.
Während Nationaltrainer Prandelli auf der Tribüne geschockt wirkte, wollte Premierminister Matteo Renzi mit seinen drei Kindern das Stadion schon verlassen, blieb dann aber doch in der Arena.
Das Endspiel konnte nicht wie geplant um 21 Uhr angepfiffen werden. Die Fans aus dem Napoli-Sektor sorgten mit Petarden für viel Unruhe. Napolis Marek Hamsik sprach zu den Fans, bewirkt hatte dies vorerst allerdings nichts. Auch ein zweiter Versuch des Napoli-Captains, mit seinen Fans zu sprechen, endete mit einem Petardenregen. Dabei wurde ein Feuerwehrmann getroffen und verletzt. Er wurde von seinen Kollegen in Sicherheit gebracht.
Eine halbe Stunde nach dem geplanten Anpfiff haben sich die Napoli-Ultras und die Offiziellen geeinigt, dass die Partie angepfiffen wird. Um 21.34 Uhr – über eine halbe Stunde nach dem eigentlichen Anpfiff – betreten die beiden Teams das Spielfeld.
Angeblich wollten die Napoli-Anhänger den Anpfiff verhindern, solange nicht klar ist, wie es um den ins Spital eingelieferten Fan steht. Kapitän Marek Hamsik diskutierte minutenlang mit ihnen. Schliesslich begann die Partie mit 45 Minuten Verspätung.
(fox/pre/si)