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Ski-Weltcup: Odermatts perfekter Abschluss des Stress-Programms

epa11035993 Winner Marco Odermatt (C) of Switzerland celebrates on the podium for the Men's Giant Slalom race of the FIS Alpine Skiing World Cup in Alta Badia, Italy, 18 December 2023. EPA/LUCIAN ...
Odermatt wird von seinen Teamkollegen auf Händen getragen.Bild: keystone

«Schön, auf dem Papier der Beste zu sein» – Odermatts Perfektion im Stress-Programm

Marco Odermatt steht zum Abschluss des chargierten Programms im Südtirol noch einmal über allen. Der Nidwaldner gewinnt den zweiten Riesenslalom in Alta Badia vor dem Österreicher Marco Schwarz und dem Slowenen Zan Kranjec überlegen.
18.12.2023, 17:2918.12.2023, 17:29
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Odermatt ist sich betreffend Belastung einiges gewohnt. Einer wie er, der in drei Disziplinen zu den Besten gehört, hat viel zu tun. 30 Rennen in etwa hat er im persönlichen Weltcup-Kalender in diesem Winter stehen. Dazu kommen die Abfahrtstrainings, das Reisen im Auto oder im Flugzeug. Viel Zeit zum Abschalten und Regenerieren bleibt während der Saison nicht.

Die ultimative Herausforderung dieser Saison, das Stress-Programm im Südtirol mit fünf Rennen innert fünf Tagen, hat selbstredend auch Odermatt alles abverlangt. Der Energie-Haushalt war nach eigener Einschätzung am Schluss zwar besser als erwartet, die mentale Müdigkeit begann aber auch der Nidwaldner zu spüren. Die Konzentration hochfahren, den Fokus auf die jeweilige Aufgabe legen, die (Körper-)Spannung immer wieder aufs Neue aufbauen, das alles zehrt an den Kräften.

«Wenn Odermatt so stark fährt, müssen wir alles auf eine Karte setzen.»
Filip Zubcic

Kraft hatte Odermatt offensichtlich auch für den letzten dieser fordernden Tage noch genug. Sie war jedenfalls ausreichend vorhanden für eine weitere Machtdemonstration. Odermatt war noch einmal vom ersten Schwung an bereit. Mit der Startnummer 1 legte er eine Zeit vor, mit der er die Konkurrenz um 87 Hundertstel und (deutlich) mehr distanzierte.

epa11035631 Filip Zubcic of Croatia in action during the Men's Giant Slalom race of the Alpine Skiing World Cup in Alta Badia, Italy, 18 December 2023. EPA/ANDREA SOLERO
Odermatts Dominanz lässt die Konkurrenten wie Filip Zubcic zu Fehlern verleiten.Bild: keystone

Der Tanz durch die Tore

Odermatt spielte ein weiteres Mal seine unerreichte Klasse aus. Er verstand es erneut meisterhaft, auf jedem Meter seiner Fahrt, die vielmehr ein Tanz durch die Tore war, das Richtige zu tun. Odermatt schien mit dem Berg zu spielen, mit dieser Piste, die zum Schwierigsten gehört, was der Weltcup-Zirkus für die Sparte Riesenslalom zu bieten hat.

Diese erste Fahrt zeigte bei seinen Gegnern Wirkung. Sie waren zu noch mehr Risiko gezwungen, sie mussten noch mehr ans Limit zu gehen – oder auch darüber hinaus. Filip Zubcic, tags zuvor in einem denkwürdigen Duell mit Odermatt knapp bezwungen, sprach das aus, was im Teilnehmerfeld wohl alle dachten. «Wenn Marco (Odermatt) so stark fährt, müssen wir alles auf eine Karte setzen. Wenn du so viel riskierst, bist du aber auch anfällig auf Fehler.» Dem Kroaten unterlief im ersten Lauf ein Patzer. Trotzdem lag er nach halbem Pensum auf Platz 2. Im Schlussklassement blieb ihm hinter Schwarz und Kranjec Rang 4.

Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, auf dem Papier der Beste zu sein.

Odermatt seinerseits konnte in der Entscheidung auf das letzte Risiko verzichten. Der grosse Vorsprung erlaubte ihm zu taktieren. Im obersten Streckenteil baute er die erforderliche Prise Sicherheit ein. «Ich wusste, dass die ersten sieben, acht Tore nichts waren für mich. Da gings richtig um die Ecken. Mir war also klar, dass ich da nicht Bestzeit fahren muss.» Es reichte auch so zu einer deutlichen Bestzeit im Ziel. Odermatts Marge auf Schwarz betrug 1,05 Sekunden.

Der Vergleich mit den Grössten

Zum vierten Mal gewann Odermatt den Klassiker auf der Gran Risa, so oft wie der legendäre Alberto Tomba. Der sechste Sieg hintereinander in einem Weltcup-Riesenslalom zog weitere Vergleiche mit einstigen Grössen des Skirennsports nach sich. Mit seiner Serie steht er nun besser da als Marcel Hirscher. Schwarz' Landsmann hatte vor sechs Jahren fünf erste Plätze aneinandergereiht. Von der Bestmarke Ingemar Stenmarks ist auch Odermatt noch ein Stück weit entfernt. Der Schwede war einst im Weltcup in 14 Riesenslaloms am Stück nicht zu schlagen gewesen.

Unschlagbar ist zurzeit auch Odermatt. Unschlagbar – der gegenwärtige Überflieger nennt es ein «komisches Wort». Jedes Rennen fange wieder bei null an. «Da kann immer etwas passieren – und du bist nicht in der Lage, um den Sieg mitzufahren», sagt Odermatt, fügt aber auch an, dass «im Moment schon sehr viel zusammenpasst».

Solange es zusammenpasst, bleibt Odermatt der Favorit. Er mag die Rolle des Gejagten. «Ich habe oft gezeigt, dass ich damit umgehen kann. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, auf dem Papier der Beste zu sein.» Der Beste ist Odermatt auch auf der Piste. Dieses Gefühl wiederum macht vieles leichter. Zum Beispiel, fünf Rennen an fünf Tagen durchzustehen. (abu/sda)

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2 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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James R
18.12.2023 17:56registriert Februar 2014
Schlicht und einfach grossartig!

Muss er aber auch sein, wenn er den Gesamtweltcup wieder gewinnen will. Schwarz fährt nur wenig schlechter und der fährt auch noch Slalom. Wenn der Schwarz weiter die ganze Saison alle Rennen fährt, muss Odi das Level halten.
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    Endspurt in der Bundesliga. Die Entscheidung um den Meistertitel ist bereits gefallen, andere Plätze sind in den letzten zwei Runden noch umkämpft. Sky-Experte Didi Hamann über Bayern München, Borussia Dortmund und Schweizer Stars.

    Herr Hamann, gerade sind die Halbfinals der Champions League vorbei, kein Bundesliga-Team war dabei. Nur Zufall oder war das absehbar?
    Didi Hamann:
    Das ist eine Momentaufnahme, wir hatten ja letztes Jahr zwei deutsche Halbfinalisten und einen Klub im Finale. Aber wirklich überrascht bin ich nicht, weil die Dortmunder in der Liga grosse Probleme haben, oder hatten. Wobei die hatten sie letztes Jahr auch, und da haben sie es immer wieder geschafft, in der Champions League Ausrufezeichen zu setzen. Und die Bayern haben seit Neujahr einfach nicht gut Fussball gespielt, abgesehen von den zwei Leverkusen-Spielen war da sehr viel Stückwerk dabei. Sie sind gegen Inter Mailand verdient ausgeschieden.

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