Mit dem Triumph in der WM-Superkombination baut Tina Maze ihre imposante Edelmetall-Sammlung weiter aus. Nach ihrem nächsten Coup in Beaver Creek hat die 31-jährige Slowenin, die bisher in ihrer Karriere von gröberen Verletzungen verschont geblieben ist, bei Grossanlässen bereits sechsmal Gold und siebenmal Silber errungen. Noch eindrucksvoller wird dieses Palmarès, wenn man bedenkt, dass sie diese 13 Podestplätze alle innerhalb der letzten sechs Jahre erreicht hat. Gestartet hatte sie ihre «Medaillen-Razzia» 2009 an den Weltmeisterschaften in Val d'Isère mit Silber im Riesenslalom.
Seit sie auf privater Basis ihr «Team to aMaze» gebildet hat, in dem ihr italienischer Lebenspartner Andrea Massi als Headcoach wirkt, geht es für sie praktisch stetig aufwärts. Dies, obwohl in diesem Team regelmässig ein Reizklima herrscht, das sich auch in der Beziehung von Massi und Maze schon bemerkbar gemacht hat. Reibung mit anderen Menschen scheint Maze als Sportlerin zu brauchen. Sie hat laut der NZZ einmal zu slowenischen Journalisten gesagt: «Ich habe den Modus für den Erfolg gefunden. Nur mit Wut im Bauch kann ich mein Potenzial abrufen – ich muss zur Bestie werden.»
Und Maze, die Gesamtweltcup-Siegerin von 2013 (mit 2414 Punkten!), hat in Beaver Creek ihren Erfolgshunger noch nicht gestillt. Sie will auch in Riesenslalom und Slalom zuschlagen. Auch in diesen Disziplinen wird sie zum engsten Favoritenkreis gehören. In beiden Sparten hat sie in dieser Weltcup-Saison schon gewonnen – im «Riesen» in Are, im Slalom in Levi. Sollte sie tatsächlich auch in beiden technischen Disziplinen aufs Podest steigen, würde sie das gleiche fabelhafte Kunststück schaffen wie Lasse Kjus, der 1999 – in Vail/Beaver Creek notabene – in sämtlichen fünf Einzelrennen Medaillen abräumte (2x Gold, 3x Silber).
Angesichts Mazes Stärke und Auftreten wäre es schade für den Skirennsport, wenn solch eine Athletin nach dieser Saison für immer verloren ginge. Sie soll sich gegenwärtig überlegen, entweder im Frühling zurückzutreten oder für ein Jahr eine Wettkampf-Pause einzuschalten. Bei ihrem Schweizer Ausrüster Stöckli, bei dem sie sämtliche Privilegien geniesst, würde man es wahrscheinlich gerne sehen, wenn sie 2017 an den Weltmeisterschaften in St.Moritz nochmals am Start stehen würde.
So oder so wird sie für Stöckli wohl auch nach dem Ende der Aktiv-Laufbahn eine wichtige Botschafterin sein. Ein baldiger Rücktritt wäre keine Überraschung, hat Maze doch in den vergangenen Monaten oft betont, dass ihr dicht gedrängtes Programm an den Kräften zehre. Zudem könnten sich ihre Prioritäten verschieben. Maze möchte ihre Ausbildung zur Grundschullehrerin abschliessen. Auch die Gründung einer Familie soll ein Thema sein. Und was soll eine noch gewinnen, die schon alles gewonnen hat? (dux/si)