Der FC Basel dominiert eine Halbzeit lang an der Anfield Road durch klare taktische Überlegenheit. Die Basis dafür war ein Fokus auf die linke Seite. Speziell den linken Halbraum – also die Zone zwischen Zentrum und linkem Flügel – konnten sie für sich gewinnen.
Im eigenen Ballbesitz gelang dies durch die übliche Asymmetrie der Abwehr. Linksverteidiger Behrang Safari hielt sich eher zurück, während Taulant Xhaka extrem offensiv spielte. Mit Xhaka als Breitengeber konnte sich Derlis González frei durchs Mittelfeld bewegen.
Auch Mohamed Elneny hatte eine sehr freie Rolle und rückte häufig von seiner halbrechten Grundposition weit zum Ball nach links. Marco Streller wich mit nach links aus und hinderte so die Abwehrspieler am Herausrücken. So überrannte Basel zuweilen mit drei, vier oder gar fünf Spielern den linken Halbraum.
Liverpool wusste darauf nicht zu reagieren. Lucas Leiva und Joe Allen verhinderten mit ihrem taktischen Geschick vieles, doch erhielten zu wenig Unterstützung, um ernsthaft Druck erzeugen zu können. Die Hausherren verteidigten im Kollektiv zu passiv. Wenn sie sich mal «trauten», weit in die Basler Überladungszone zu verschieben, konnte Basel ungestört auf Xhaka verlagern. Das 0:1 fiel dann aus einer Kombination der drei zentralen Mittelfeldspieler über halblinks.
Auch im Pressing lag der Basler Fokus auf der halblinken Zone, da sich dort die weniger spielstarken Defensivspieler der «Reds» tummelten. Streller orientierte sich eng an Dejan Lovren, sodass der technisch limitierte Martin Skrtl das Spiel eröffnen musste.
Die Zone vor Skrtl wurde dann oft sogar etwas geöffnet. Luca Zuffi hielt sich etwas zurück, anstatt direkt Druck zu machen. Dafür rückte wiederum Elneny mit nach halblinks. Dadurch wurde das Spiel noch zwingender von Liverpools linkem Sechser Allen ferngehalten, der ein guter Techniker ist. Der defensivere Lucas Leiva hatte dafür mit schwierigen Situationen zu kämpfen. Er sah sich vielen Gegenspielern gegenüber und bekam wenig Unterstützung von Steven Gerrard.
In der Folge wurden die Flügelspieler der
«Reds» in unpassende Rollen gedrängt. Der durchschlagskräftige Rechtsverteidiger Glen Johnson kam selten dazu, weit aufzurücken, da das Spiel entlang seiner Zone aufgebaut wurde. Rechtsaussen Raheem Sterling musste sich tief ins Mittelfeld bewegen, um Anspiele zu bekommen.Mittelfeld-Allrounder Jordan Henderson hatte hingegen nach Verlagerungen manchmal Raum, den er für Einzelaktionen hätte nutzen können, doch das ist überhaupt nicht seine Stärke.
Nach einer fast gänzlich ungefährlichen ersten Halbzeit musste Brendan Rodgers umstellen und reagierte spannenderweise ziemlich kontraintuitiv: Er brachte einen Flügelspieler für seinen einzigen Stürmer. Sterling ging nun in die Spitze und rochierte dort häufig nach links. Dafür schaltete sich Henderson stärker ins Mittelfeldzentrum ein und auch Gerrard agierte tiefer.
Liverpool kam dadurch besser ins Spiel. Mit laufender Spielzeit hätten sie vielleicht auch noch das Problem in den Griff bekommen, dass sie nun zwar in Strafraumnähe kamen, aber mangels Personal kaum in den Strafraum hinein.
Die Rote Karte gegen Lazar Markovic nach einer Stunde sorgte aber dafür, dass es für Basel nicht schlimmer wurde. Ein Freistosstor von Gerrard verhinderte noch den Schweizer Sieg, aber nicht mehr Basels Qualifikation für die Achtelfinals und Liverpools Ausscheiden.