Bernhard Alpstaeg, Mehrheitsaktionär des FC Luzern, will die gesamte Führungsriege um Präsident Stefan Wolf, Sportchef Remo Meyer und Mitaktionär Josef Bieri entlassen. Dafür hat er eine ausserordentliche Generalversammlung für den 3. November angesetzt. Was im FCL-Drama bisher geschah.
«Ich bin mit der ganzen Führung nicht zufrieden», sagte Bernhard Alpstaeg Anfang Oktober in einem Interview mit dem Blick. Er müsse sie alle kritisieren, denn «sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden». Ausserdem müssten sie lernen, zu arbeiten, sagte der Unternehmer. Rums! Nachdem der 77-Jährige zweieinhalb Jahre kein Interview gegeben hatte, holte er gleich zum Rundumschlag aus.
Alpstaeg machte klar: Präsident Stefan Wolf und Sportchef Remo Meyer müssen gehen. Wolf habe keine grosse Bedeutung für den Klub und die sportliche Wende bei den Luzernern im letzten halben Jahr sei nicht das Verdienst von Meyer. «Der FCL stand vor einem halben Jahr am Abgrund. Trainer Mario Frick hat dann alles gerettet», meinte Alpstaeg. Als Nachfolger für Präsident Wolf brachte er seine eigene Tochter ins Spiel.
Kurz nach Alpstaegs Interview nahm Vizepräsident Josef Bieri im Namen des Verwaltungsrats in einem offenen Brief Stellung. Darin warf er dem Mehrheitsaktionär «mutwillige Falschaussagen» vor. Der FCL lasse sich durch solche «Störmanöver oder unnötige Machtkämpfe» aber nicht von seinem eingeschlagenen, nachhaltigen Weg abbringen. Er stellte sich hinter die Führungscrew und betonte, dass der FC Luzern ein geeinigtes Team sei.
Auch die Fans bestärkten ihr Vertrauen in Wolf, Meyer und Co. Im Spiel gegen YB war auf einem Transparent zu lesen: «Alpstaeg: De Muulchorb esch der besser gstande.» Später forderten sie ihn zum Rücktritt auf.
FC Luzern is a powder keg ready to explode 🧨
— Swiss Football Data (@swissfootdata) October 14, 2022
Majority shareholder Bernhard Alpstaeg apparently intends to get rid of the whole club leadership and replace them with people of his liking
Fans are fuming, protesting against dismantling the popular club leadership#fcluzern #FCL pic.twitter.com/Z3wHxP6igO
In der vergangenen Woche hat Alpstaeg eine ausserordentliche GV der FCL Holding AG für den 3. November einberufen. Am selben Tag findet auch die ordentliche GV der FC Luzern-Innerschweiz AG statt. Diese befindet sich aber zu 97 Prozent im Besitz der FCL Holding, an der Alpstaeg wiederum die Mehrheit der Aktien hält. Der Unternehmer hat also die Kontrolle über den Verein.
Auf der Traktandenliste steht die Abwahl des gesamten Verwaltungsrats um Präsident Stefan Wolf. Auch die Wahl eines neuen Verwaltungsrats steht darauf. Wie die Luzerner Zeitung berichtet, soll dieser in Zukunft nur noch aus Alpstaeg bestehen. Er könnte dann also alleine über die FCL-Führung bestimmen.
Das wollen Vize-Präsident Josef Bieri und die restlichen Führungspersonen beim FC Luzern unbedingt verhindern. In einem Interview mit der Luzerner Zeitung sagt Bieri, dass der Klub einen alten Aktionärsbindungsvertrag aufgehoben habe, weil Alpstaeg versprochen hatte, seine Aktienmehrheit abzugeben. Da sich Bernhard Alpstaeg aber nicht an die Vereinbarungen halte, habe er Bieri anlässlich der Aufhebung getäuscht, weshalb der Vertrag weiterhin gelte. «Das Wort von Alpstaeg ist nichts wert», sagt Bieri.
Ausserdem bezeichnet er die Abhängigkeit des FC Luzern von Alpstaeg als Mär. Der FCL könne auch ohne ihn überleben, da bereits neue Investoren für den Fall bereitstünden, dass sich Alpstaeg zurückzieht. Dies scheint zum aktuellen Zeitpunkt unrealistisch. Dennoch glaubt Bieri noch an eine Wende: «Die Hoffnung stirbt zuletzt.»
Es sei frustrierend, weil der Klub solide dastehe und die Geschäftsleitung einen tollen Job mache. Zudem habe Sportchef Remo Meyer eine ambitionierte Mannschaft mit einem starken Trainerteam zusammengestellt. «All das droht nun zerstört zu werden.»
Das versuchen auch die Fans zu verhindern. Mit der Aktion «Zäme meh als 52%» (in Anspielung an die Anteile, die Alp-staeg am Verein hält) setzen sie sich für die aktuelle Vereinsleitung ein. Nach Beilegung des Aktionärsstreits im Frühjahr 2021 «wurde erstmals überhaupt der Verwaltungsrat nach Kompetenzen zusammengesetzt», heisst es in einer Medienmitteilung.
Es wird gelobt, dass die ganze FCL-Familie als Einheit auftrete und alle an einem Strang zögen. So sei plötzlich vieles möglich erschienen. «Bis ein einziger Mann – Bernhard Alpstaeg – vor drei Wochen urplötzlich wieder damit begonnen hat, genau diese FCL-Einheit fundamental zu torpedieren.» Dies offenbare einmal mehr, was am Konstrukt des Vereins falsch und gefährlich sei: «Dass eine einzige Person alles entscheiden kann.» Die Fans fordern das Festhalten am aktuellen Verwaltungsrat sowie die Abkehr vom Mehrheitsaktionärs-Modell, das einer Person das alleinige Entscheidungsrecht gibt. Unterstützung bekommen sie dabei unter anderem von Klublegende David Zibung und dem jetzigen Goalie Marius Müller.
Das entscheidet sich am 3. November. Sollte Alpstaeg seinen Willen durchsetzen, wäre es das Ende für Stefan Wolf, Remo Meyer und auch Josef Bieri als Teil des Verwaltungsrats. Was Bieri dann mit seinen 48 Prozent Anteilen an der FCL Holding AG machen würde, wisse er noch nicht, sagt er im Interview.
Der neue Präsident oder die neue Präsidentin, den oder die Alpstaeg einsetzen würde, wäre bereits die fünfte Person in diesem Amt, seit Walter Stierli im Jahr 2012 zurücktrat. Wolf ist selbst erst seit Februar 2021 Präsident des FCL. Die Unterstützung der Fans ist ihm sicher. Ob Alpstaeg davon noch umgestimmt werden kann, muss sich erst noch zeigen. Es bleibt in jedem Fall weiter spannend rund um den Verein aus der Zentralschweiz.
Mensch Alpsteag und wirft wieder alles über den Haufen.
Wie kann man diesen Schnorri noch ernst nehmen?
FCL, lasst euch nicht erpressen!