Roger Federer hält damit bei 103 Turniersiegen. Nur noch sechs Titel fehlen ihm zum einst für unerreichbar gehaltenen Rekord von Jimmy Connors. «Ich hätte niemals gedacht, dass ich zehn Mal hier gewinnen kann», sagte Federer im Sieger-Interview. «Nicht einmal, dass ich überhaupt einmal gewinnen kann. Deshalb ist das hier sehr speziell», sagte er, ehe ihm Tränen in die Augen schossen und die Stimme brüchig wurde.
Dass er auch im fortgeschrittenen Tennis-Alter zu den vier besten Tennisspielern der Welt neben Novak Djokovic, Rafael Nadal und dem in den letzten Monaten bestechenden Daniil Medwedew gehört, unterstrich er 2019 unter anderem mit den Titeln in Dubai, Miami, Halle und Basel und dem hauchdünn entglittenen neunten Triumph in Wimbledon.
Mit nunmehr 38 Jahren dominierte Federer die Swiss Indoors nach Belieben. Zum 19. Mal trat er im Haupttableau an, so überlegen wie dieses Mal war er noch nie. Begünstigt auch von einem Freilos im Viertelfinal nach der Aufgabe von Stan Wawrinka gab er in der ganzen Woche lediglich 18 Games ab. 263 (bestechende) Minuten reichten, um den Jubiläums-Triumph perfekt zu machen, der ihm in diesem Sommer auch schon in Halle gelungen ist.
Lediglich 4 dieser 18 Games gehen auf das Konto von Alex de Minaur, der sich mit seinen Defensivkünsten als Ungesetzter in den Final kämpfte, der gegen den auf ganzer Linie überzeugenden Federer aber ähnlich chancenlos war wie zuvor Peter Gojowczyk, Radu Albot und Stefanos Tsitsipas. «Ich hoffte, Roger habe es satt, hier zu gewinnen», scherzte de Minaur nach der klaren Niederlage.
«Die Zahlen sagen, dass es vielleicht mein bestes Turnier hier gewesen ist», befand Federer und sprach von einer «perfekten Woche». Er verspüre eine riesige Genugtuung und sei voller Selbstvertrauen. «Von Anfang bis Ende lief alles wie aus einem Guss. Da war kein Kampf und Krampf wie in anderen Jahren. Dadurch konnte ich das Turnier noch mehr geniessen und die Atmosphäre auch auf dem Platz aufsaugen.»
Zwar zwang der 20-jährige De Minaur den Schweizer vermehrt in Ballwechsel, auch er musste sich auf der schnellen Unterlage in der St.Jakobshalle seinen Service aber in beiden Sätzen früh abnehmen lassen. Nur einmal, im siebten Spiel des zweiten Satzes, geriet Federer als Aufschläger ansatzweise in Bedrängnis. Das 0:30 machte er wett, ohne einen Breakball abwehren zu müssen.
Mit dem fünften Triumph in Folge (2016 fehlte er wegen einer Verletzung) baute Federer seine Siegesserie in Basel auf 24 Siege aus. Seine letzte Niederlage datiert von 2013, als er im Final Juan Martin Del Potro unterlag.
Bereits vor einer Woche hatte er angekündigt, an seinem Heimturnier anzutreten, solange er noch spielt. «Es war eine unglaubliche Woche, ich hoffe wir sehen uns nächstes Jahr wieder!», sagte er dem Publikum zum Abschied. Ob er nun auch beim Masters-1000-Turnier in Paris kommende Woche antritt, ist offen.
Er fühle sich gut, werde sich aber erst am Montag nach einer Absprache mit seinem Team entscheiden. Das oberste Ziel sei es, «zu 100 Prozent fit nach London» an die ATP Finals zu reisen, erklärte Federer. Ausserdem gelte es mit der Familie zu klären, was die Ziele für die nächsten zwölf Monate seien, ob man mehr Zuhause sein oder weiterhin viel reisen wolle. (ram/sda)