Belinda Bencic muss im Achtelfinal von Wimbledon eine bittere Niederlage einstecken.
Die als Nummer 14 gesetzte Olympiasiegerin unterlag der Weltranglisten-Ersten Iga Swiatek aus Polen nach einem gut dreistündigen Kampf 7:6 (7:4), 6:7 (2:7), 3:6. Im zweiten Satz hatte die 26-jährige Ostschweizerin beim Stand von 6:5 zwei Matchbälle, die Swiatek jedoch bei eigenem Aufschlag stark abwehrte.
Mit dem Rücken zur Wand stellte die vierfache Grand-Slam-Siegerin ihre ganze Stärke unter Beweis. Sie reduzierte die zuvor zu hohe Fehlerquote drastisch und setzte Bencic stärker unter Druck. So gewann Swiatek das zweite Tiebreak der Partie klar und glich nach bereits weit über zwei Stunden auf dem Centre Court aus.
Der dritte Satz war weniger klar, als das Resultat aussieht. Bencic kam bei 1:1 als erste zu einer Breakchance, konnte sie aber nicht nutzen. Dafür unterlief ihr im folgenden Game ein folgenschwerer Doppelfehler zum 1:3. Diesen Vorteil liess sich Swiatek, die wie die vier Jahre ältere Schweizerin in Wimbledon noch nie über die Achtelfinals hinausgekommen war, nicht mehr nehmen - es blieb das einzige Break im Entscheidungssatz.
Im ersten Satz hatte es noch anders ausgesehen, da war Bencic deutlich die effizientere Spielerin. Sie kam zwar nie in die Nähe, Swiatek den Aufschlag abzunehmen. Zwischenzeitlich gewann die Polin siebzehn Punkte in Folge bei eigenem Service. Da sie aber selber insgesamt fünf Chancen der Favoritin - drei beim Stand von 0:1 sowie zwei Satzbälle bei 4:5 - abwehren konnte und schliesslich ein starkes Tiebreak spielte, holte Bencic den ersten Satz, obwohl sie weniger Punkte gewonnen hatte.
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Im zweiten Durchgang blieb sie nach dem ersten Break zum 0:1 und nutzte gleich ihre erste Chance zum 3:3. Swiatek agierte nicht so unwiderstehlich wie jeweils auf Sand und meist auf Rasen. Bencic erwischte sie immer wieder mit der Rückhand der Linie entlang und profitierte auch vom einen oder anderen Fehler der Polin, die sich nie richtig wohl zu fühlen schien. Obwohl der rechte Oberarm wie in der Runde zuvor dick einbandagiert war und sie beim Aufschlag mit Sicherheit dosieren musste, gelang es Bencic immer wieder, die Polin aus der Balance zu bringen.
Einzig, den allerletzten Punkt noch zu verwerten, gelang ihr nicht. Nach 3:02 Stunden verliess sie den mythischen Platz, der ihr so viel bedeutet, mit Tränen in den Augen - 59 Minuten, nachdem sie den Sieg vor Augen gehabt hatte. Sie durfte stolz sein auf ihre Leistung, ein grosser Trost wird ihr das nicht sein.
Die 16-jährige Russin Mirra Andrejewa erobert die Tenniswelt weiterhin in grossen Schritten. Bei ihrem Grand-Slam-Debüt vor einem Monat in Paris erreichte sie als Qualifikantin die 3. Runde, nun schaffte sie es in Wimbledon bereits eine Stufe weiter. In der letzten Partie der 3. Runde, die am Samstag dem Regen zum Opfer gefallen war, bezwang sie ihre Landsfrau Anastasia Potapowa klar 6:2, 7:5.
«Ich habe mit meinen Trainern und meinen Eltern hart gearbeitet, wir haben viel gesprochen. Ich habe gelernt, meine Emotionen auf dem Platz zu kontrollieren. Aber selbst wenn ich heute Emotionen hätte zeigen wollen, wäre es nicht gegangen, weil ich nach jedem Punkt ausser Puste war», erklärte Andreeva mit einem Lächeln.
"I was out of breath almost every point"
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Mirra Andreeva didn't have the energy to show emotion on court 😂#Wimbledon pic.twitter.com/ZjgoAGBhIT
Nun trifft sie auf die als Nummer 25 gesetzte Madison Keys, die das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen und diese Woche die Schweizerin Viktorija Golubic ausgeschaltet hatte. Andrejewa wird im Ranking einen Sprung von Platz 102 mindestens in die Top 70 machen. Sie ist in Wimbledon die jüngste Achtelfinalistin seit Coco Gauff bei ihrem Debüt 2019 mit 15 Jahren.
Die Ukrainerin Jelina Switolina gewann den emotionalen Kampf der Mütter gegen die Belarussin Victoria Asarenka im Match-Tiebreak des dritten Satzes 11:9. Die zweifache Australian-Open-Siegerin Asarenka hat einen sechsjährigen Sohn, Switolina ist seit letztem Oktober Mutter von Skaï. Während der Papa, der französische Tennisprofi Gaël Monfils, zu Hause nach dem Töchterchen schaut, erreichte seine dank einer Wildcard spielberechtigte Frau zum zweiten Mal nach 2019 die Wimbledon-Viertelfinals. Dort trifft sie auf die Weltnummer 1 Iga Swiatek.
Auch bei den Männern gab es am mittleren Sonntag, an dem erst seit letztem Jahr regulär gespielt wird, ganz viel Drama. Der als Nummer 7 gesetzte Russe Andrej Rublew rang den Kasachen Alexander Bublik in fünf Sätzen nieder, nachdem er die Sätze 3 und 4 im Tiebreak verloren hatte. Unter anderem deshalb konnte Novak Djokovic erst um 20.49 Uhr Lokalzeit zu seinem Achtelfinal gegen den Polen Hubert Hurkacz antreten. Der Sieger wird es mit Rublew zu tun bekommen, ob er aber noch am Abend feststand, war alles andere als sicher.
"That is one of the great shots we've seen here in YEARS!"@AndreyRublev97, take a bow! 😱#Wimbledon pic.twitter.com/uEHcbcf1k8
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Grigor Dimitrov ist ohne Satzverlust in den Achtelfinal vorgestossen. Gegen Stricker-Bezwinger Frances Tiafoe zeigte der 32-Jährige über zwei Tage einen dominanten Auftritt. Die Partie musste gestern im 3. Satz beim Stand von 2:1 für Tiafoe wegen Regens unterbrochen werden und konnte erst heute zu Ende gespielt werden. Bei der Fortsetzung machte Dimitrov kurzen Prozess: Innert rund 20 Minuten gewann er fünf Games in Serie und entschied den 3. Durchgang mit 6:2 für sich. In der 4. Runde wartet nun der Däne Holger Rune (ATP 6). (dab/pre/sda)