Auf dem Papier sieht es für Federer in seinem Startspiel am Dienstag nach einer klaren Sache aus. Gegen den 32-jährigen Mannarino hat der achtfache Wimbledon-Champion in sechs Partien nur einmal einen Satz abgegeben. Dennoch ist es ein Auftakt mit Fallstrick-Potenzial. Wimbledon ist mit Abstand das erfolgreichste Grand-Slam-Turnier des spielstarken Linkshänders, schon dreimal erreichte er hier die Achtelfinals, letztmals vor drei Jahren.
2018 verlor Mannarino wie sieben Jahre zuvor zwar klar gegen Federer, doch dieser ist mit einigen Fragezeichen im Gepäck nach London gereist. Nach einem überzeugenden French Open scheiterte er in Halle schon in seinem zweiten Spiel und meinte danach selbstkritisch, am Ende habe die Einstellung nicht gestimmt. Gegen Mannarino tut er gut daran, gleich von Anfang an bereit zu sein. In der 2. Runde könnte dann mit Altstar Richard Gasquet gleich noch ein Franzose warten, der sich auf Gras wohlfühlt.
Trotz dieses durchaus tückischen Auftakts kann Federer über die Auslosung nicht klagen. Als Nummer 6 ist er so tief gesetzt wie seit 19 (!) Jahren nicht mehr. Er entgeht aber einem möglichen Viertelfinal gegen den Topfavoriten und Titelverteidiger Novak Djokovic. Der Serbe ist in der anderen Tableauhälfte, sodass es frühestens im Final zur Revanche für die vielleicht bitterste Niederlage Federers vor zwei Jahren kommen könnte.
Dorthin ist der Weg natürlich noch lang, doch die grossen Brocken liegen eher nicht im Weg des Schweizers. Die gemäss Papierform stärksten Gegner Cameron Norrie (3. Runde), Pablo Carreño Busta (Achtelfinal), Daniil Medwedew (Viertelfinal) und Alexander Zverev (Halbfinal) haben in Wimbledon allesamt noch keine grossen Stricke zerrissen.
Gerade die Weltnummer 2 Medwedew erhält mit Jan-Lennard Struff frühestmöglich einen richtigen Test. Vor zehn Tagen unterlag er dem Deutschen in Halle gleich in der 1. Runde. Djokovic eröffnet das Turnier am Montagnachmittag gegen den 19-jährigen Engländer Jack Draper (ATP 250), der von einer Wildcard profitiert.
Reizvoll ist die Auslosung für Belinda Bencic, eine erklärte Rasen-Liebhaberin. Den Auftakt macht die Nummer 11 der Weltrangliste gegen die Slowenin Kaja Juvan (WTA 102). In der 3. Runde wartet gemäss Papierform die 17-jährige Amerikanerin Cori Gauff, eine Runde später die 22 (!) Jahre ältere Serena Williams.
Viktorija Golubic (WTA 72), die vor zwei Jahren die 3. Runde erreichte, hat gegen die als Nummer 29 gesetzte Russin Veronika Kudermetowa eine gute Chance. Schwieriger wird es für die von einer Fussverletzung genesene Jil Teichmann (WTA 53) gegen die aufschlagstarke Italienerin Camila Giorgi (WTA 75).
Nicht dabei ist Simona Halep, die Titelverteidigerin von vor zwei Jahren. Die Rumänin ist nach ihrer Wadenverletzung, die schon ihre Teilnahme am French Open verhinderte, noch nicht wieder fit. (nih/sda)
RF war lange der beste Tennisspieler der Welt. Man kann sogar mit guten Argumenten sagen, er sei der beste Tennisspieler aller Zeiten. Aber jetzt ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Wenn er in Wimbledon die erste Woche übersteht, ziehe ich meinen Hut. Dann hat er mehr erreicht, als ihm realistisch gesehzuzutrauen ist.