«Ich wollte eigentlich schon nach Hause gehen», meint Borna Coric nach seinem überraschenden Viertelfinalsieg gegen Andy Murray in Dubai. Denn: Eigentlich hätte der jungen Kroate gar nicht mehr auf dem Court stehen sollen.
Bereits in der Qualifikation zum hochdotierten Hartplatzturnier scheitert Coric am Franzosen Fabrice Martin. Doch dann wird das Pech anderer zu seinem Glück: Philipp Kohlschreiber erkrankt und muss aufgeben, Coric rutscht als Lucky Loser doch noch ins Hauptfeld.
Glück ist etwas, auf das der Youngster sonst nicht primär zählen muss; seine Hauptwaffe ist das Selbstvertrauen. Corics Freund und Gelegenheits-Trainingspartner Novak Djokovic hat ihn vor seinem Coup gegen den schottischen Braveheart bereits mit folgenden Worten geadelt: «Er ist seinem Alter weit voraus. Sehr routiniert, sehr abgeklärt, sehr ehrgeizig, sehr selbstbewusst.»
Diese Elemente bilden denn auch die Eckpfeiler seiner bisherigen Tenniskarriere. Nach seinem US-Open-Titel 2013 bei den Junioren gelingt ihm nur ein Jahr später der Durchbruch auf der Profi-Tour: In Basel schlägt er neben der damaligen Weltnummer 13 Ernests Gulbis auch noch Rafael Nadal und stösst in seinen ersten Halbfinal vor.
Und meint nach dem Turnier grossspurig: «Ich will die Weltnummer 1 werden. Aber ich will nicht der nächste Nadal oder Federer sein.»
In diesem Takt geht es weiter: «Druck ist kein Problem für mich, sondern ein Privileg», meint Coric am Donnerstag nach seinem Triumph gegen Murray.
Im November ist er 18 geworden. Kurz darauf lässt sich der Rebell sein erstes Tattoo stechen.
Seine Mutter finde das zwar «dumm von mir», doch er sei ja jetzt volljährig und könne seine eigenen Entscheidungen treffen. Das wenig kleinmütige Statement trifft das Wesen des Kroaten ziemlich genau. Und gewöhnlich ist Coric ja schon lange nicht mehr, spätestens nachdem er 2014 um 276 Ranglistenplätze nach oben rauscht und als Belohnung den «Star of Tomorrow Award» erhält.
Auf dem Court wirkt der Jungspund zwar bereits wie ein abgebrühter Hase, doch er versichert: «Glaube mir, ich bin ein sehr nervöser Mensch.» Er versuche einfach immer, das so gut wie möglich zu verbergen. Aus taktischen Gründen: «Wenn mein Gegner meine Nervosität mitkriegt, kann er das gegen mich verwenden.»
Der Sohn eines Anwaltspaars ist ein begnadeter Tennisspieler – in einer Sportart nach eigener Aussage aber noch besser: Tischtennis. Damit wäre seine Alternativkarriere, hätte es nicht zum Tennisspieler gereicht, eigentlich vorgeplant. Wäre er also Tischtennisspieler geworden? Mitnichten! Seine überraschende Antwort: «Boxer. Ich liebe den Sport.»