Belinda Bencic feiert am US Open einen hart erkämpften Sieg, der noch viel wert sein kann. Zum einen wegen der Art und Weise, zum andern wegen dem, was nun noch möglich ist. Dabei stand die Olympiasiegerin mit dem Rücken zur Wand.
Lange lief kaum etwas nach ihrem Gusto. Die Weltnummer 37 Sorana Cirstea erwies sich einmal mehr als Angstgegnerin für Bencic. Die Rumänin drängte die Ostschweizerin oft in die Defensive, schlug gut und nützte ihre Chancen besser. Cirstea führte 6:3, 5:3 und stand zwei Punkte vor dem dritten Sieg im dritten Duell mit Bencic.
Belinda Bencic gets through in 3⃣! pic.twitter.com/6MmdmmnnsT
— US Open Tennis (@usopen) September 1, 2022
Die 25-jährige Ostschweizerin war nahe der Verzweiflung. Einmal gegen Ende des zweiten Satzes, nachdem sie eine weitere Breakchance vergeben hatte, drehte sie sich um, starrte die Wand hinter ihr an und schien zu denken: Warum klappt einfach nichts. Den Kopf liess sie aber nicht hängen und kämpfte sich zurück. «Sie war im ersten und zweiten Satz die bessere Spielerin», fand Bencic. «Alles, was ich tun konnte, war fighten.» Und mit dem Rücken zur Wand sei es einfacher zu relaxen.
Mit vier Games in Folge gewann Bencic den zweiten Satz, und nach dem Break zum 3:1 im Entscheidungssatz begann Cirstea endgültig selber zu zweifeln. Nach knapp zweieinhalb Stunden holte sich die Schweizerin diesen Sieg, der ihr wieder alle Möglichkeiten eröffnet. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass sie nur 5 von 18 Breakchancen verwerten konnte.
Nicht zum ersten Mal fand Bencic noch einmal einen Gang, als sie mit dem Rücken zur Wand stand. «Das ist eine gute Qualität und super, dass ich das habe», meinte sie lachend. «Aber eigentlich wünschte ich mir, dass ich das nicht brauche.» Es sei aber ja auch nicht so, dass man Cirstea einfach so 6:2, 6:2 wegputzen könne.
In der 3. Runde trifft sie am Samstag auf eine Tschechin: Karolina Pliskova (WTA 22), die US-Open-Finalistin von 2016, oder die aktuelle Wimbledon-Viertelfinalistin Marie Bouzkova (WTA 41). Gegen beide hat sie einmal gespielt und gewonnen. «Ja, gegen Tschechinnen habe ich eine gute Bilanz», ist sich Bencic bewusst.
New York erweist sich auch einmal mehr als gutes Pflaster, auf dem sich Bencic auch aus schwierigen Umständen zu befreien vermag, nachdem die bisherigen Grand-Slam-Turniere in diesem Jahr enttäuschend verliefen.
Hier erreichte sie 2014 erstmals die Viertelfinals, 2019 zum bisher einzigen Mal den Halbfinal eines Major-Turniers und letztes Jahr erneut die Viertelfinals. Dort unterlag sie der sensationellen Qualifikanten und späteren Siegerin Emma Raducanu. Von einem solchen Lauf darf auch Bencic weiter träumen, zumal ihre potenziell stärkste Achtelfinal-Gegner am Donnerstag die Segel streichen musste. Die Weltnummer 4 Paula Badosa unterlag der Kroatin Petra Martic.