Als erstes Länderspiel weist der Schweizerische Fussballverband, 1895 im Bahnhofbuffet in Olten gegründet, eine 0:1-Niederlage gegen Frankreich aus. Am 12. Februar 1905 fand diese Partie in Paris statt.
Doch die Schweiz trug schon vorher Länderspiele aus – wenngleich sie nicht unbedingt mit heutigen Länderspielen vergleichbar sind. Denn für die «Nati» standen keine Schweizer Bürger auf dem Platz, sondern in der Schweiz lebende Engländer und Amerikaner. Bei einer dieser Partien war die Schweizer Auswahl 1901 der erste Gegner Österreichs in dessen Ur-Länderspiel.
Auch die Österreicher hatten sich mit zwei Engländern verstärkt. Skurriler mutet indes eine andere Anekdote zu dieser Partie an. Viele Fussballer des Heimteams liefen vor 1500 Zuschauern im Innenraum der Prater-Rennbahn unter einem Pseudonym auf. Zudem hatten sie sich falsche Bärte angeklebt und manch einer kickte mit einer Perücke. Wie schade, dass es offenbar keine Bilder dieser Partie gibt, welche der ORF als «Faschingsfest» bezeichnet.
Der Grund dafür war, dass das Fussballspiel zu jener Zeit noch lange nicht den Status besass, den es heute hat. Der Sport war verpönt, Schülern war es gar verboten, in einem Verein zu spielen. Und so machten es die Österreicher wie die Brasilianer, zum Schutz traten sie mit Künstlernamen an. Aus Emil Wachuda wurde «Omlady», Max Johann Leuthe nannte sich «Mac John», Ignaz Blumenfeld trug sich als «Blooncy» in die Spielerliste ein und Franz Jureczek schlicht als «Albert».
Zur österreichischen Mannschaft, welche die Partie mit 4:0 gewann, gehörte auch «Jan». Der hiess Johann Studnicka und war später auch Teil der «richtigen» Nationalmannschaft, für die er in 28 Länderspielen 18 Tore erzielte. «Mit seinen beinahe enormen Säbelbeinen entwickelte er eine gefürchtete Aussenrist-Schusstechnik, und seine ‹Gschlapften› waren der Alptraum eines jeden Torhüters», schrieb ein Journalist ehrfürchtig über den Stürmer. (Ein «Gschlapfter» bezeichnet laut dem «Wörterbuch des Wienerischen» einen «Überheber», wird also wohl ein Chip über den Goalie sein). Studnicka war klein und gedrungen, was im Übrigen zum schönen Spitznamen «Der G'stutzte» führte.
Nach seiner Laufbahn wurde Studnicka Trainer, sein Weg führte ihn auch in die Schweiz. 1923/24 coachte er den FC Zürich zu dessen zweiten Meistertitel. Da hiessen die Spieler Paul Sturzenegger (426 Tore in 458 Spielen!) oder Albert Schnorf – und mussten sich nicht hinter einem Pseudonym verstecken oder sich falsche Bärte ankleben.
Bis zum ersten offiziellen Länderspiel gegen Österreich dauerte es danach ein wenig. Es fand erst 1917 in Basel statt, einen Tag vor Heiligabend, bei minus 10 Grad. Gleich blieb der Ausgang: Die Schweiz verlor, so wie beim Ur-Länderspiel in Wien, dieses Mal immerhin nur mit 0:1. Der Captain der Österreicher war ein alter Bekannter: der mittlerweile 34-jährige Johann Studnicka.
Im Frühling 2022 liest sich die ewige Länderspiel-Bilanz gegen den Ski-Erzrivalen ernüchternd. Die Schweiz konnte nur 12 von 42 Spielen gegen Österreich gewinnen, es gab fünf Unentschieden und 25 Niederlagen.