Als ein Wrestlingunternehmen den Namen «War Machine» für einen seiner Stars rechtlich schützen liess, wurde es Jon Koppenhaver zu dumm. Er reichte eine Namensänderung ein und seither lautet der offizielle Name des MMA-Kämpfers War Machine.
Seinen Schritt begründete er mit folgenden Worten: «Ich wollte es eigentlich nicht tun, aber ich kann nicht zulassen, dass ein schwul-arschiger Wrestler mir meinen geliebten Kampfnamen wegnimmt.»
Vielleicht hätte diese Wort- und Namenswahl dem Pornosternchen Christine Mackinday alias Christy Mack ein Wink mit dem Zaunpfahl sein können. Vielleicht hätten sie auch War Machines Verurteilungen abschrecken sollen.
2007 würgt War Machine während eines Parkplatzstreits in Las Vegas einen Mann so lange, bis dieser bewusstlos zusammensackt. Nur weil es sich beim Opfer ebenfalls um einen MMA-Kämpfer handelt, der Machines Karriere nicht gefährden will und deshalb auf schwere Anschuldigungen verzichtet, kommt Machine ohne Gefängnisstrafe davon.
Als Machine im August 2010 in San Diego eine Barkeeperin attackiert und einen Türsteher verprügelt, haben die Richter genug und der MMA-Star wandert zum ersten Mal hinter Gitter. Ein Jahr hätte es sein sollen, zwei wurden es.
Auch im Gefängnis verhält er sich seinem Namen entsprechend. Wegen Fehlverhaltens wird er vorübergehend in Isolationshaft gesteckt.
Vielleicht aber hat Christy Mack einfach nur ein Herz für einen jungen Mann, der bereits in früher Jugend schwere Schicksalsschläge hinnehmen muss.
War Machines Vater, ein Los-Angeles-Police-Officer, verstirbt nach einem Herzstillstand in den Armen seinen Sohnes. Dieser versucht noch vergeblich, Erste Hilfe zu leisten – der Junge, der später War Machine werden sollte, ist damals gerade mal 13 Jahre alt.
War Machines Mutter, eine Krankenschwester aus Mexiko, verkraftet den plötzlichen Tod ihres Mannes nicht und wendet sich den Drogen zu. Der 13-Jährige Jonathan muss plötzlich erzieherische Aufgaben übernehmen. Er und seine beiden kleinen Geschwister sind oftmals auf sich alleine gestellt.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Oktober 2012 versucht War Machine, die Trümmer seines Lebens zu kitten. Der lukrative UFC-Vertrag ist zwar Geschichte – der grösste MMA-Veranstalter und Machine gingen im Streit auseinander –, doch mit Bellator meldet sich ein anderer renommierter Kampfsport-Veranstalter. Auch seine Nebenkarriere als Pornodarsteller (12 Filme) scheint neuen Auftrieb zu erhalten, als er plötzlich an der Seite von Christy Mack auftaucht.
Mack stieg 2012 ins Pornobusiness ein und legte eine steile Karriere hin. 2013 gewann sie den Venus-Award für die «Beste Darstellerin International» und auch den AVN-Award als «Most Promising New Starlet». Das Pornosternchen und der MMA-Fighter – sie waren das Brangelina des Rotlichtmillieus.
Wir wissen alle, wie das mit Brangelina endete – und auch die Geschichte von Mack und Machine nimmt keinen guten Lauf. Er sei nach mehreren Monaten immer gewalttätiger geworden, habe sie misshandelt und missbraucht, sagt Mack später vor Gericht aus.
Am 8. August 2014 schickt Christy Mack War Machine Oben-Ohne-Fotos mit dem Vermerk, dass dies alles ihm gehöre. Die beiden hatten sich Monate zuvor getrennt. Mack sendet die Fotos, obwohl sie weiss, dass sie an diesem Tag mit ihrem Freund Corey Thomas «Zeit verbringen würde».
War Machine interpretiert das Foto als Aufforderung und besucht Mack zuhause – nur um sie mit Corey Thomas im Bett vorzufinden.
War Machine attackiert zuerst Thomas, beisst und schlägt ihn unaufhörlich. Danach nimmt er sein Opfer in einen Würgegriff und verlangt von Mack, Thomas beizubringen, dass sie «ihm gehöre». Nach zehn Minuten lässt er von Thomas ab, der die Flucht ergreift, ohne die Polizei zu alarmieren. «Ich dachte, wir hätten uns geprügelt und damit sei die Sache gegessen», erklärt er später sein umstrittenes Vorgehen.
Doch damit beginnt der Horror für Christy Mack. Über zwei Stunden schlägt, beisst und würgt War Machine seine Ex-Freundin. Immer wieder verliert Mack das Bewusstsein. «Ich muss dich jetzt umbringen», droht der MMA-Kämpfer. «Ich hörte, wie er nach unten ging, um ein Messer zu holen», berichtet das Ex-Pornosternchen weiter, «Da ergriff ich die Flucht. Er hätte mich sonst umgebracht», gibt sie vor Gericht zu Protokoll.
Als Mack im Spital eintrifft, hat sie eine gebrochene Nase, zehn gebrochene Knochen – unter anderem im Gesicht –, einen ausgeschlagenen und mehrere angebrochene Zähne, diverse Prellungen und eine gebrochene Rippe.
Added below are the graphic photos and story about what happened pic.twitter.com/U1T1X2OP4d
— Christy Mack (@ChristyMack) August 11, 2014
Die vom Gericht angebotenen 16 Jahre Haft lehnt War Machine ab. Er will ein Urteil vor einer Geschworenenjury. Diese befindet ihn in 29 von 34 Anklagepunkten schuldig. Am 5. Juni 2017 erhält War Machine eine lebenslängliche Haftstrafe mit einer ersten Chance auf vorzeitige Entlassung nach 36 Jahren.
Er wird dann 72 Jahre alt sein.
Christy Mack hat sich von ihren Verletzungen erholt und arbeitet als Erotik-Tattoo-Model.
War Machine hingegen hat zu Gott gefunden. Er hasse sich heute nicht mehr so wie damals. Er sei leer und ohne Gefühle gewesen und bereue, die Frau, die er geliebt habe, derart verletzt zu haben.
Er twittert regelmässig über die Missstände in seinem Gefängnis Ely State Prison – ein Freund von ihm tippt die handschriftlichen Notizen in den Computer.
Zu seinen bisherigen Erkenntnissen gehört die Feststellung, dass «die Unterdrückung der Männer heute schlimmer» sei, «als diejenige der Juden in der Nazizeit und die der Skaven zu Beginn der USA».