3:3 steht es im Boston Garden nach 60 Minuten gegen die St.Louis Blues. Die Meisterfeier der Bruins ist aufgeschoben. Aber nicht aufgehoben. Nur 40 Sekunden sind in der Verlängerung absolviert, als Bobby Orr hinters Tor zu Derek Sanderson spielt. Der passt die Scheibe zurück zu Orr – der Rest ist Geschichte.
Es ist der erste Stanley-Cup-Triumph der Boston Bruins seit 29 Jahren. Und das Bild, wie Orr sein Tor zum 4:3-Sieg im vierten Spiel bejubelt, wird zu einer Ikone der Eishockey-Fotografie.
Zum «Flying Goal» kommt es, weil Orr im Moment der Schussabgabe von Blues-Verteidiger Noel Picard gefoult wird. Da Orr sieht, wie der Puck in den Kasten geht, kümmert ihn dies nicht weiter. Mit weit aufgerissenem Mund und mit den Armen in die Höhe gestreckt fliegt er jubelnd durch die Luft.
Dieses Bild des triumphierenden Orr hat sich in Nordamerika so sehr in den Köpfen eingebrannt, dass es in Bronze verewigt wurde. Seit 2010 steht die Statue, welche diesen Moment zeigt, vor dem TD Garden, der Heimstätte der Boston Bruins.
Bobby Orr wird nach dem gewonnenen Final 1970 zum MVP gekürt. Dieselbe Auszeichnung erhält er zwei Jahre später – als er die Bruins erneut zum Stanley-Cup-Sieg führt.
Der Status Orrs in der Hockey-Welt ist umso beeindruckender, weil er wegen Verletzungen nur zwölf Saisons in der NHL spielen kann. Nach seinem 27. Geburtstag absolviert er nur noch 47 Partien in der besten Liga der Welt.
Alleine seine statistischen Werte – 1007 Skorerpunkte in 731 Spielen – würden zur Untermauerung seines Stellenwerts genügen. Aber Zahlen sind nur das eine, Orrs Spielstil war das andere. Er gilt als erster echter Offensiv-Verteidiger und ist in der NHL eine solche Attraktion, dass Bostons Auswärtsspiele in der Regel ausverkauft sind.
Als Robert Gordon «Bobby» Orr zurücktritt, ehren die Bruins ihn, indem sie seine Rückennummer 4 nie mehr vergeben. Der Applaus des Publikums ist so lang anhaltend, dass fast alle anderen Elemente der Unterhaltung vor dem Spiel gestrichen werden müssen.