Wer die Spieler des FC Barcelona in dieser Saison beim Aufwärmen beobachtet, liest auf dem Rücken der Spieler die Aufschrift «D. R. Kongo – das Herz Afrikas». Bei der AS Monaco ziert der afrikanische Staat die Ärmel. Und mit der AC Milan wurde ein Deal über eine Premium-Partnerschaft eingegangen.
Die Demokratische Republik Kongo investiert aktuell sehr viel Geld in den Spitzensport. 44 Millionen Euro soll der Deal mit Barça für die nächsten vier Jahre kosten, Milan kassiere angeblich gar 14 Millionen Euro pro Jahr und die Partnerschaft mit Monaco kostet 1,6 Millionen Euro jährlich. Eine Menge Geld für ein Land, in dem fast drei Viertel der Bevölkerung in extremer Armut leben und mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen müssen.
FC Barcelona and the Government of the Democratic Republic of Congo @MinSport_Loisir partner to promote culture and innovation in sports in the African country.
— FC Barcelona (@FCBarcelona) July 30, 2025
Das Ziel dieser Investitionen im europäischen Fussball sei es, den Tourismus in der Demokratischen Republik Kongo anzukurbeln und auch Unternehmen dazu zu bringen, im Land zu investieren, so Sportminister Didier Budimbu gegenüber BBC. Ausserdem hätten die Klubs im Rahmen der Einigungen Zusagen zu einer Zusammenarbeit gegeben. So ist zum Beispiel eine Ausstellung in Barcelonas Stadion Camp Nou geplant, welche die «kulturelle Vielfalt und Sporttradition» des Landes vorstellen solle, oder Programme für junge Fussballer und Trainer aus dem Kongo.
Das Vorhaben kommt bei der Bevölkerung dennoch nicht nur gut an. «Wenn man über Tourismus spricht, sollte es für die Leute, die kommen, etwas zu sehen geben», sagte eine Bewohnerin der Hauptstadt Kinshasa zum englischen Medium, «das Geld, das im Ausland investiert wird, sollte benutzt werden, um unser Land aufzubauen.»
Tatsächlich scheint eine Reise nach Kongo-Kinshasa, wie das Land auch genannt wird, um es von der Republik Kongo oder Kongo-Brazzaville abzugrenzen, nicht gerade empfehlenswert. So rät das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) «von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen» in das Land ab. Dies liegt daran, dass «die Sicherheitslage im ganzen Land sehr angespannt und besonders im Osten höchst volatil» sei. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bezeichnet das Land zudem als «wirtschaftlich völlig ruiniert». Vom Rohstoff-Reichtum des Landes kommt bei der breiten Bevölkerung kaum etwas an.
Der Einstieg der Regierung in Kinshasa ins Sponsoring mehrerer Topklubs hat deshalb womöglich einen weiteren Grund: den Konflikt mit Nachbarstaat Ruanda. Der kleine Staat in Ostafrika hat schon seit 2018 eine Partnerschaft mit Arsenal.
Mittlerweile ist der Slogan «Visit Rwanda» auch in den Stadien von Paris Saint-Germain und Bayern München zu sehen. Die Bemühungen Ruandas gehen über den Fussball hinaus: So ist die Hauptstadt Kigali Austragungsort der diesjährigen Rad-Weltmeisterschaft und es könnte in Zukunft auch ein Formel-1-Rennen dort stattfinden.
Die kongolesische Regierung sieht dies kritisch. Sie sieht Ruanda im Einklang mit den Vereinten Nationen als finanziellen und militärischen Unterstützer der Rebellengruppe M23 im Osten von Kongo-Kinshasa. Diese bekämpft die Regierung des Landes seit zehn Jahren. Kongos Regierung wirf Ruandas Präsident Paul Kagame ausserdem vor, gemeinsam mit M23 wertvolle Rohstoffe wie Gold und Coltan im Osten des Landes abzubauen.
Im Februar hatte die kongolesische Aussenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner den Besitzern von Arsenal und PSG sowie dem Präsidenten von Bayern geschrieben und die Moralität der Deals infrage gestellt. Später sprach sie von «blutbefleckten» Geschäften und forderte im Gespräch mit der Sportschau: «Die Klubs sollten sagen, wie sie dazu stehen, dass sie in einer Partnerschaft mit einem Land sind, das andere Länder angreift, was dazu führt, dass hunderttausende Kinder und auch Frauen und Männer um ihr Leben bangen müssen.»
Zuletzt deutete sich eine Beruhigung des Konflikts an. So haben Kongo-Kinshasa und Ruanda ein Friedensabkommen unterzeichnet. Zudem einigte sich die kongolesische Regierung auf einen Waffenstillstand mit M23. Der Kampf um die europäische Aufmerksamkeit beginnt aber erst so richtig.