Die Gruppe 10 der WM-Qualifikation besteht aus Indien, den Philippinen und Burma. Die Philippinen verzichten ohne Angabe von Gründen auf die Spiele. In Burma werden die Spieler wegen eines Volksaufstandes in die Armee eingezogen. Damit ist Indien kampflos für die WM 1950 qualifiziert.
Die Inder hatten ihren ersten grossen und vielbeachteten Auftritt auf der internationalen Bühne beim olympischen Fussballturnier 1948 in London. Ein grosser Teil der Spieler kickte barfuss oder lediglich mit Stoffbandagen an den Füssen. Aber sie waren technisch brillant und schieden nach einer knappen 1:2-Niederlage gegen Frankreich in der ersten Runde aus. Die Konkurrenzfähigkeit der Inder stand nicht zur Debatte.
Aber im Dezember 1949 kamen Gerüchte auf, die Inder hätten gegen ein schwedisches Klubteam 0:11 verloren. Das WM-OK erteilte FIFA-Präsident Sir Stanley Rous den Auftrag, sich bei der «All India Football Federation» brieflich zu erkundigen, ob man wirklich an der WM teilnehmen wolle.
Der FIFA-Vorsitzende schlug mit Brief vom 21. Dezember vor, «angesichts der Tatsache, dass Sie keine Gegner und daher keine Möglichkeit hatten, Ihre Leistungsstärke im Vergleich mit anderen noch in der Qualifikation befindlichen starken Teams aus Europa oder Südamerika zu beurteilen, ein europäisches Land – sagen wir die Schweiz, Spanien oder Portugal – zu bereisen um zu beweisen, dass Ihr Team es wert ist, unter den besten 16 vertreten zu sein. Das OK vertritt die Meinung, dass dies in Ihrem eigenen Interesse eine weise Entscheidung wäre.»
Die Inder liessen sich nicht beeindrucken. Sie teilten postwendend (schriftlich per Briefpost) mit, man sei entschlossen, an der WM teilzunehmen. Eine Testspielreise nach Europa komme hingegen nicht in Frage.
Die Gerüchte über eine 0:11-Niederlage des Nationalteams seien völlig haltlos. Hälsingborgs IF habe gegen zwei Klubteams (Mohun Bagan und East Bengal) 0:0 und 2:1 gespielt und anschliessend gegen eine Regionalauswahl des Verbandes 1:0 gewonnen. Es gebe also kein Grund, an der Spielstärke des Nationalteams zu zweifeln.
So weit so gut. Aber da war ja noch die Sache mit den Barfuss-Spielern. Die Inder legten grossen Wert darauf, barfuss spielen zu dürfen. Am 19. März 1950 wird über dieses Thema bei einer Sitzung der FIFA in Zürich entschieden. Die Juristen beugen sich über die Reglemente und erklären, gemäss der in Artikel 4 im «International Board» festgelegten Spieleregeln gehöre ordentliches Schuhwerk zur Grundausstattung jedes Spielers.
Wieder wird nach Indien geschrieben. Die FIFA teilt den Indern mit, ein regelkundiger und ordnungsliebender Schiedsrichter könnte den Spielern verbieten, barfuss anzutreten. Es werde deshalb angeordnet, dass jeder Spieler bei der WM mindestens leichtes Schuhwerk tragen müsse. Die Inder schrieben nach Europa, man habe doch auch beim olympischen Fussballturnier barfuss gespielt. Die FIFA schrieb zurück, man habe eigene Reglemente. Es gehe nicht ohne Schuhe.
Aus Indien kam vorerst keine Post mehr. Bis am 24. Mai 1950 zwei Tage vor der WM-Gruppenauslosung in Rio ein Telegramm beim FIFA-Hauptsitz in Zürich herein flatterte. Indien erklärte ohne Angaben von Gründen seinen Verzicht auf die WM. Die WM 1950 fand ohne Team aus Asien statt.