In der US-Sportwelt gehören Trades dazu. Spieler werden von Klubbesitzern ohne gefragt zu werden transferiert, gehören von einem Moment zum anderen plötzlich einem neuen Team an. Doch so einen Trade haben die Vereinigten Staaten noch nicht gesehen.
Fritz Peterson ist Pitcher bei den New York Yankees, verheiratet und Vater zweier Kinder. 1969 stösst Mike Kekich von den Los Angeles Dodgers zum Team. Auch er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die beiden Spieler kommen gut miteinander aus, sie freunden sich an und verbringen auch mit den Familien des anderen zusammen Zeit.
Im Sommer 1972 sind die Paare an einer Party eingeladen. «Wir hatten alle ein paar Bier getrunken und uns gut amüsiert», schildert Peterson viele Jahre später in der «Palm Beach Post». Sie hätten hintereinander parkiert und noch gemeinsam zum Znacht abgemacht. «Als wir zu den Autos liefen, fragte ich meine Frau Marilyn, ob sie nicht mit Mike fahren wolle, und ich würde dessen Ehefrau Susanne mitnehmen und wir würden uns dann im Restaurant treffen.»
Das hätten sie gemacht und sich dabei so gut mit dem jeweils anderen Ehepartner unterhalten, dass sie beschlossen hätten, dies zu wiederholen. «Wir machten es gleich am nächsten Abend. Mike und Marilyn haben das Steakhaus früher verlassen, Susanne und ich sind geblieben und haben noch etwas getrunken.» Allen vier habe die neue Konstellation gefallen. «Wir haben alle dasselbe empfunden. Von da an ging es weiter, und schliesslich verliebte er sich in meine Frau und ich mich in seine.»
Und so folgt, von der Öffentlichkeit zunächst unbemerkt, ein spektakulärer Trade. Im Herbst 1972 verlassen die beiden Männer ihre bisherigen Häuser und ziehen bei der Frau des anderen ein. Sie werden so quasi Stiefväter der Kinder des anderen, und auch die Hunde bleiben, wo sie sind: ein Terrier bei den Kekichs und ein Pudel bei den Petersons.
«Es war kein Frauentausch, es war ein Männertausch – Mike für mich, ich für Mike», meint Peterson. Und er stellt im Rückblick klar: «Das ist eine Liebesgeschichte. Es war nichts Schmutziges.» Es ist das Zeitalter der Hippies und der freien Liebe.
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Anfangs wissen nur der General Manager der New York Yankees und ein gemeinsamer Mitspieler von der Sache. Aber als die MLB-Saison 1973 näher rückt, machen die Baseballer ihr Geheimnis öffentlich, weil es immer schwieriger ist, es zu verbergen. «Wir haben nicht die Frauen getauscht – wir tauschten die Leben», betont Mike Kekich an einer Pressekonferenz. «Wir hatten beide gute Ehen. Aber wir haben nach Grösserem gestrebt.»
Fritz Peterson sagt, er habe sich damals nicht viele Gedanken über die Ankündigung gemacht. «Aber dann habe ich tags darauf mein Gesicht im Fernsehen gesehen und gedacht: Oh-oh, das ist eine grosse Sache.»
Und das ist sie in den prüden USA in der Tat. Zwei Spieler vom wahrscheinlich berühmtesten Sportteam des Landes, aus der wichtigsten Stadt des Landes, die ihre Frauen tauschen – die Story ist zu gut, um nicht ausführlich darüber zu berichten. Landauf, landab wird über Moral und Sitte diskutiert. Viele Jahre später setzt der TV-Sender ESPN die Episode auf Rang sechs der schockierendsten Momente der Baseball-Geschichte.
Den Spielern setzen die Debatten zu. Kekich wird schon bald an die Cleveland Indians abgegeben, im Jahr darauf spielt er im fernen Japan. Es stellt sich heraus, dass er als Verlierer aus dem Familientausch hervorgeht, denn schon kurz nach dessen Bekanntgabe ist er nicht mehr mit Marilyn zusammen. Die Liebe ist rasch verglüht.
Für das andere Paar hat sich der nicht alltägliche Trade dagegen gelohnt: Fritz und Susanne Peterson sind nach über 50 Jahren immer noch ein Paar. 40 Jahre nach dem Zusammenkommen sagt er: «Es fühlt sich immer noch an wie in den Flitterwochen. Ich könnte mit niemand anderem auf der Welt glücklicher sein.»
Mit Mike Kekich habe er seit zehn Jahren nicht mehr gesprochen, sagte sein früherer Freund im Jahr 2017: «Ich habe nichts gegen ihn und ich glaube nicht, dass er etwas gegen mich hat. Wir sind beide einfach unsere eigenen Wege gegangen.»