Nein, wir lachen nicht über Frauenfussball. Das Niveau an der Weltspitze gleicht sich immer mehr an. Karnevalteams wie beispielsweise bei den Männern Brasilien (wir erinnern uns noch immer ungläubig an das 1:7 gegen Deutschland an der WM 2014) schaffen es an einer Frauen-WM nicht mehr in die Halbfinals.
2010 bei der U20-WM in Deutschland ist dies noch etwas anders. Südkorea will dabei im Halbfinal den Gastgeber fordern. Doch dieser macht kurzen Prozess. Nach Toren von Svenja Huth, Alexandra Popp und zweimal Kim Kulig sowie dem Gegentor durch Ji So Yun liegt der Favorit in der 67. Minute vorentscheidend 4:1 vorne.
Die Deutschen stürmen aber weiter. Knipserin Popp hämmert alleine vor dem Goalie den Ball an die Lattenoberkante. Der Ball prallt kerzengerade hoch in die Luft, fliegt und fliegt und fliegt und landet ... in den Händen von Jeong Yeonga. Diese fängt das Leder so souverän, dass selbst Manuel Neuer vor Neid erblassen würde. Der Haken an der Geschichte: Jeong ist Verteidigerin und steht bei ihrer Aktion im Strafraum. Jeong ist davon ausgegangen, dass der Ball die Torauslinie überquert hat. Ein Irrtum.
Die Deutschen reklamieren Handspiel, Schiedsrichterin Silvia Reyes Juarez nimmt kurz Rücksprache mit ihrer Assistentin und entscheidet dann auf Elfmeter. Popp lässt sich diese Chance nicht entgehen und verwandelt zum 5:1-Endstand.
Wer jetzt denkt: «Typisch U20-Frauen-WM!», der liegt etwas falsch. Ein Jahr später ereignet sich an der WM der «Grossen» eine sehr ähnliche, ja fast noch bisschen dümmere Aktion. Die Verteidigerin von Äquatorialguinea nimmt nach einem Pfostenschuss Australiens den Ball kurz in die Hand und wirft ihn der Torhüterin zu. Ihr Glück. Die Unparteiischen sehen nicht hin und lassen weiterlaufen. Den VAR gibt's ja noch nicht.
Deutschland siegt bei der U20-WM 2010 später im Endspiel gegen Nigeria 2:0 und holt sich den Titel. Südkorea gewinnt immerhin Bronze dank dem 1:0-Erfolg über Kolumbien im Spiel um Platz Drei – mit Jeong Yeonga über 90 Minuten im Einsatz. Der genaue Verlauf der Karriere von Jeong ist nicht bekannt. Aber an der WM 2015 in Kanada stand sie nicht im Kader der A-Nationalmannschaft.
Ich glaube wir haben alle von Anfang an nur "Typisch Frauen-Fussball" gedacht. #nooffense