Der Weltverband UCI sieht sich Kritik ausgesetzt, weil sein medizinischer Direktor an der Tour de Romandie dem nachmaligen Gesamtsieger Chris Froome einen medizinischen Attest zur Benützung eines auf der Dopingliste stehenden Medikaments ausgestellt hat.
Weil der Brite Ende April während der Tour de Romandie an einer hartnäckigen Erkältung litt, stellte der Arzt seines Teams Sky den Antrag, bei Froome das kortisonhaltige Medikament Prednisolon, das entzündungshemmend wirkt und die Atemwege befreit, einsetzen zu dürfen.
Der Chef-Mediziner der UCI, der Italiener Mario Zorzoli, genehmigte daraufhin die orale Anwendung mittels Spray im Alleingang. Normalerweise urteilen allerdings mindestens drei unabhängige Mediziner über einen solchen Antrag für eine therapeutische Ausnahme-Regelung.
Prednisolon steht zwar auf der Dopingliste. Doch bei Froome, der auch an Belastungsasthma leidet und regelmässig einen Inhalator benutzt, von Doping zu sprechen, ist aufgrund der Genehmigung durch die UCI nicht angebracht.
Allerdings ist dem letztjährigen Tour-de-France-Sieger - und den Verantwortlichen seines Teams - eine (zu) geringe Sensibilität in der im Radsport stets präsenten Doping-Diskussion vorzuwerfen. Wenn Froome das Medikament wegen seiner Krankheit wirklich benötigt hätte, dann hätte er gemäss Experten das Rennen besser aufgegeben anstatt über mehrere Tage mit Prednisolon nachzuhelfen. Was in der Radszene zusätzlich für Diskussionen sorgt, ist, dass der Sohn von UCI-Präsident Brian Cookson als Mitarbeiter beim Team Sky angestellt ist.
Mittlerweile befasst sich auch die medizinische Abteilung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA mit dem Dossier. (pre/si)