Ein britischer Journalist verbreitet ein Bild im Internet, das nachdenklich macht. Zu sehen ist ein Velorennfahrer, der nur auf einem schmalen Band trainieren kann, weil der Rest der Rennbahn unter Schutt liegt.
Ukrainian track cyclist training on remains of bombed out velodrome. Shows how lucky we are in UK. pic.twitter.com/I3kRfvc0Xp
— Andrew Critchlow (@baldersdale) 6. November 2014
Das sei das Ergebnis von Bomben, schreibt der Reporter dazu und diese Schlussfolgerung scheint durchaus schlüssig. Denn entstanden ist es in der Ukraine, wo seit Monaten kriegerische Handlungen stattfinden.
Dennoch ist die Annahme falsch. Auf die Hintergründe werden wir von anderen Twitter-Usern aufmerksam gemacht. Zu sehen sei: Bauschutt. Ein Unternehmen habe einst damit angefangen, unmittelbar neben der Bahn ein Gebäude zu errichten, diese Arbeiten aber nicht abgeschlossen.
@baldersdale @NickEnglish21 No bomb damage, property developers wrecked the #Kyiv #velodrome but didn't complete their building.
— Jorj (@mdcc_tester) 6. November 2014
Diese Version ist tatsächlich plausibel, wie ein Blick auf die ukrainische Website «4sport» zeigt. Dort ist im September die Rede davon, dass eine Gruppe Velofreunde sich der Wiederherstellung der Bahn annehme. 1913 errichtet, wurde die Bahn in Kiew 1998 unter Heimatschutz gestellt – und nur zwei Jahre später trotzdem zugemüllt, weil ein Konsortium daneben Luxus-Wohnungen bauen wollte.
Das Versprechen der Bauherren, eine neue Velorennbahn hochzuziehen, lösten sie nie ein. Deshalb haben die Sportler ihre alte Heimat nun zurückerobert, als klar wurde, dass das Gebäude wohl nie fertig gestellt wird. Sie griffen zu Schaufeln, befreiten die Bahn vom Schutt und bestritten unlängst erstmals wieder Rennen darauf.
Keine Bombengeschichte. Aber eine schöne Nachricht aus einem Land, das derzeit sonst bloss negativ in den Schlagzeilen ist.