Sport
Velo

Tour de France Femmes: Das Tashkent-Team aus Usbekistan fährt hinterher

Giro d Italia Women 2024 departure final stage 8 Pescara, Italy - 14 Jul Yanina Kuskova UZB of Tashkent City Women Professional Cycling Team at the start of the Cycling Giro d Italia Women 2024 depart ...
Yanina Kuskova ist als einzige Fahrerin ihres Teams noch im Rennen.Bild: www.imago-images.de

Die letzte Mohikanerin – das schwächste Team der Tour de France wurde zur One-Woman-Show

Für das Tashkent City Women Professional Cycling Team könnte die Tour de France der Frauen im Fiasko enden. Von sieben Fahrerinnen gaben schon sechs das Rennen auf. Für Kritiker ist es ein Debakel mit Ansage.
16.08.2024, 13:3316.08.2024, 16:27
Mehr «Sport»

Die 5. Etappe der Tour de France endete am Donnerstag mit einer Überraschung. Die Gesamtleaderin Demi Vollering verlor das Maillot Jaune nach einem Sturz kurz vor dem Ziel, neu liegt die niederländische Vorjahressiegerin 1:19 Minute hinter der Polin Kasia Niewiadoma zurück.

Für die kommenden Etappen der Tour, die am Sonntag auf der Alpe d'Huez entschieden wird, verspricht dies Spannung. Und für die ist auch jene Fahrerin besorgt, die derzeit Rang 76 der Gesamtwertung belegt: Yanina Kuskova.

Vom Reglement profitiert

Die Usbekin ist die einzige ihrer Equipe, die noch im Rennen dabei ist. Die sechs Kolleginnen, die mit ihr zur Tour de France antraten, mussten alle aufgeben. Für vier von ihnen war schon die erste Etappe, komplett flach und mit 123 Kilometern eher kurz, zu viel. Die Usbekinnen vom Tashkent City Women Professional Cycling Team waren überfordert.

Tashkent City Women Professional Cycling Team with Yanina Kuskova of Uzbekistan, left, Nafosat Kozieva of Uzbekistan, center, and Margarita Misyurina of Uzbekistan, right, are the only three left afte ...
Da waren sie noch zu dritt: Kuskova vor dem Start zur 4. Etappe mit zwei Teamkolleginnen, die an diesem Tag aufgaben.Bild: keystone

Für viele Beobachter kam dies alles andere als überraschend. Die Equipe hatte sich die Teilnahme an der Tour mittels einer Wildcard verdient, die es für die zwei besten Rennställe der zweithöchsten Kategorie gab.

Das Tashkent-Team war Nutzniesser des Reglements des Weltverbands UCI. Es konnte sich viele Punkte in Rennen ohne grosse Konkurrenz ergattern. Kuskova etwa wurde jüngst Landesmeisterin in einem Rennen gegen elf Teamkolleginnen und eine einzige Frau, die nicht dem Tashkent-Team angehört.

«Wir hatten gehofft, dass sie es schaffen»

Die Regeln seien so, wie sie sind, sagte Volodymyr Starchyk, einer der sportlichen Leiter, gegenüber radsport-news.com. «Es gab Leute, die gesagt haben: Ihr solltet gar nicht hier sein. Aber ich denke, es ist auch ein Erfolg für die Tour de France, ein Team hier zu haben, das von ausserhalb des europäischen Radsports kommt und komplett aus einer Nation besteht. Das zeigt, dass der Radsport offen für die ganze Welt ist.»

epa11548727 The peloton rides up the Cauberg during the start of the fourth stage of the Tour de France Femmes, the Tour de France for women, from Valkenburg to Liege, in Valkenburg, the Netherlands,  ...
Angefeuert von vielen Fans geht es den berühmten Cauberg hoch.Bild: keystone

Dass es für das Tashkent-Team hart werden würde beim wichtigsten Rennen des Jahres, sei allen bewusst gewesen, bekannte der sportliche Leiter. «Die Fahrerinnen sind teils 18 oder 19 Jahre alt und bestreiten direkt ihre erste Tour de France. Das ist zu viel, denke ich. Wir hatten gehofft, dass sie es schaffen. Aber wir sind das nicht mit verschlossenen Augen angegangen», betonte Starchyk.

Kampf für die Frauenrechte

Für den Ukrainer ist die Tour-Teilnahme des Teams aus Usbekistan dennoch wertvoll. Denn sie trage dazu bei, Frauen in diesem muslimischen Land in Zentralasien neue Möglichkeiten aufzuzeigen.

In den 90er-Jahren hatte Usbekistan mit dem legendären Dschamolidin Abduschaparow einen der besten Sprinter der Welt, er war noch ein «Produkt» der sowjetischen Ausbildung. Seit «Abdu» war das Land auf höchster Radsport-Ebene nicht mehr präsent.

Dsamolidin Abdoujaparov Uzbekistan vom Team Polti im gr
«The Tashkent Express»: Drei Mal gewann Dschamolidin Abduschaparow die Punktewertung der Tour de France.Bild: www.imago-images.de

Die Mission der letzten Mohikanerin

Die meisten der Fahrerinnen, die aufgegeben haben, rollen trotzdem über die Strecken: Als Training und bevor die Etappen starten. Nur Yanina Kuskova hält die Farben ihres Teams noch hoch. Als Einzelkämpferin kein leichtes Unterfangen: Wo andere Wasserträgerinnen haben, ist die 22-Jährige auf sich alleine gestellt.

«Ich versuche, den starken Fahrerinnen im Feld zu folgen und mich gut zu positionieren, aber das ist nicht einfach», sagte Kuskova gegenüber «Cycling Weekly». Dass alle Kolleginnen aufgeben mussten, sei frustrierend. Aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. «Ich bin zuversichtlich, dass ich die Tour de France beenden kann», sagte die Fahrerin, die sich auf einer Mission befindet. «Ich möchte allen zeigen, dass Fahrerinnen aus dem usbekischen Team dieses harte Rennen beenden können, und der Welt zeigen, dass man auch in Usbekistan Rad fährt.»

France: Paris 2024 Olympics: Road cycling, Rad, Radsport, Strasse FRANCE, PARIS - AUGUST 4, 2024: Uzbekistan s Yanina Kuskova front competes in a women s road cycling road race at the 2024 Summer Olym ...
Kuskova im Olympia-Rennen, in dem sie als 51. ins Ziel kam.Bild: www.imago-images.de

Nach dem Auftakt der Tour de France in den Niederlanden geht es nun in Richtung Alpen. Die Etappe heute endet in Morteau, wenige Kilometer von der Grenze zum Neuenburger Jura entfernt. Noemi Rüegg, Fünfte der Etappe nach Lüttich am Mittwoch, ist die einzige verbliebene Schweizerin. Elise Chabbey musste die Rundfahrt nach einem Sturz auf den Kopf verlassen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Sprüche für Rennvelofahrer
1 / 15
Die besten Sprüche für Rennvelofahrer
«Nur noch eine Kurve, dann sind wir oben.»
quelle: imago stock&people / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Paralympics-Tischtennisspieler geht viral
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Oigen aka Trudi aka Kevin
16.08.2024 13:58registriert August 2018
Yanina Kuskova, viel Glück und wegen aktuellen diskussion im Braeking, ZEIG ES DEN HATERN!!!
3515
Melden
Zum Kommentar
3
    Jünger war keine Nummer 1 – Hingis erklimmt mit 16 erstmals den Tennis-Thron
    31. März 1997: Martina Hingis feiert in Key Biscayne gegen Monica Seles den 30. Sieg in Folge seit Anfang Jahr. Zwei Tage danach wird sie mit 16 Jahren, 6 Monaten die jüngste Nummer 1 der Welt.

    Diesen Rekord wird Martina Hingis wohl nie mehr verlieren. Denn 1995 hatte die Womens Tennis Association (WTA) die Regeln geändert. Jugendliche durften fortan auf der WTA-Tour vor ihrem 16. Geburtstag nur noch eingeschränkt mitspielen. Hingis profitierte als Letzte von Übergangsbestimmungen. Sie durfte mit 15 mehr Turniere bestreiten als die gleichaltrige Venus Williams oder die um ein Jahr jüngere Serena Williams, denn die hatten vor der Einführung der neuen Regeln noch kein Profiturnier gespielt.

    Zur Story