Die Liste der Vorurteile gegenüber des Beachsoccers ist ebenso lang wie haltlos. Ich habe die Zitate meiner Redaktionskollegen gesammelt. Allesamt getreu dem Motto: «Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht».
Zwar ist Brasilien die erfolgreichste Beachsoccer-Nation, aber weder besteht die Selecao aus übergewichtigen Spielern, noch sind sie die einzigen, die den Sport beherrschen. Derzeit liegt Brasilien auf Platz 4 der Weltrangliste, knapp vor der Schweiz.
Beachsoccer hat – ähnlich wie Futsal – das Image, nur als zweite Chance für gescheiterte Fussballer zu dienen. Das grosse Geld ruft zwar beim klassischen Rasenfussball, doch Beachsoccer ist viel mehr als nur ein Notausgang für Fussballer, die den Durchbruch nicht geschafft haben.
Dafür spricht zum Beispiel die hervorragende Nachwuchsförderung von Swiss Beachsoccer. «Kids Days», «Beachsoccer for School»-Angebote, «Kids Camps» und eine «Future Nati» sind Programme zur Förderung von jungen Spielern. Dass die Talentschmiede tatsächlich funktioniert, zeigen die Beispiele Noel Ott und Tobi Steinemann.
Vor 13 Jahren lernten Noel Ott und Tobi Steinemann bei den Nationalspielern Moritz Jäggy und Stephan Meier den Sport kennen. Heute ist Noel Ott mit 23 Jahren einer der besten Beachsoccer-Spieler der Welt und wichtiger Bestandteil der Nationalmannschaft. Tobi Steinemann spielt mit 20 Jahren ebenfalls in der Nati und gilt als grosse Nachwuchshoffnung.
Beachsoccer ist eine der strengsten und dynamischsten Sportarten überhaupt. Während den effektiv gespielten 36 Minuten kann jederzeit ein Tor fallen – Spannung ist garantiert.
Beim Beachsoccer fallen nicht nur viele, sondern auch herrliche Treffer. Akrobatische Einlagen wie der Fallrück- oder der Seitfallzieher gehören zum Grundrepertoire der Spieler.
Da nur vier Feldspieler auf dem Sand stehen, ist das Spiel noch viel mehr von Taktik geprägt, als zum Beispiel der Rasenfussball. Ein taktischer Fehler bedeutet praktisch ein sicheres Tor für den Gegner. Die Schweiz hat aber Glück, denn ihr Trainer Angelo Schirinzi ist der Fachmann für Beachsoccer schlechthin.
Schirinzi prägte den Sport nicht nur in der Schweiz, sondern leitet auch Trainerausbildungen im Ausland und schrieb im Auftrag der FIFA ein Beach-Soccer-Lehrbuch. Der Basler hat zudem die UEFA-Pro-Lizenz und ist seit 2001 Spielertrainer der Schweizer Nationalmannschaft.
Was gibt es denn schöneres, als eine Arena direkt am Meer? Die aktuelle WM findet auf den Bahamas statt und bietet einen authentischen Rahmen für den Grossanlass.
Und auch wenn Beachsoccer auf den ersten Blick so gar nicht zum Binnenland Schweiz passt, ist die Nationalmannschaft seit Jahren erfolgreich. Es fehlt nur noch der Weltmeister-Titel ...
Wer gerne dressierte Pferde im Kreis galoppieren oder zigfache Salti auf dem Trampolin sieht, sollte tatsächlich in den Zirkus.
Wer lieber echte Emotionen von Ball-Artisten sehen möchte, ist beim Beachsoccer aber genau richtig.
Nach diesem Argument dürfte man sämtliche amerikanischen Sportarten mit Cheerleadern ebenfalls nicht mehr schauen. In den Drittelspausen gehören Cheerleader beim Beachsoccer einfach dazu – es passt perfekt zum Strand-Ambiente.
Die Beachsoccer-WM auf den Bahamas wird dieses Jahr in 90 Länder live übertragen. Leider vorerst nicht in der Schweiz: «SRF hat eine trimediale Berichterstattung zugesichert, die Gruppenphase und der Viertelfinal werden in den Spartensendungen gezeigt», erklärt Reto Wenger, Präsident von Swiss Beachsoccer.
Ist die Schweiz also der einzige Endrunden-Teilnehmer ohne Live-Übertragung? Nicht sicher, wie Wenger erklärt: «Im Erfolgsfalle werden die Schweizer Spiele ab den Halbfinals live von SRF übertragen.»
Vorerst müssen sich Schweizer Beachsoccer-Fans aber mit Eurosport begnügen. Sie zeigen das Spiel gegen die Bahamas als Aufzeichnung, die Partie gegen den Senegal sogar live.
Egal, Beachsoccer ist wirklich toll! Selber spielen macht enorm Spass. Zudem war ich im letzten Sommer bei der WM Quali in Jesolo. Was gibts tolleres als mit Badehose und FlipFlops, biertrinkend am Strand in einem Stadiöndli zu sitzen und spannenden und attraktiven Fussball zu gucken? Hatte leider sehr wenige Zuschauer, aber das kommt noch.