In den etwas mehr als eineinhalb Fahrminuten ist Beat Feuz allein. Dann liegt es nur an ihm, ob er Weltmeister wird. Ob er schneller im Ziel ist als alle seine Konkurrenten. In diesen Momenten ist niemand da, der ihm helfen könnte. Es ist Einzelsport pur. Feuz fährt nur gegen die Uhr.
In den Stunden und Tagen zuvor ist das anders. Dann wird der Skisport zum Teamsport. Die gemeinsame Mission: Schweizer WM-Gold in der Königsdisziplin. Nach Corinne Suter gestern soll es auch bei den Männern klappen.
Doch wer sind diese Menschen, die alles dafür tun, dass Feuz und seine Teamkollegen perfekt vorbereitet starten können? Wir stellen sie vor, beschränken uns aber auf die Frauen und Männer, die entlang der Abfahrtspiste eine Aufgabe haben. Sonst wäre die Liste mit den Namen der Helfer noch viel länger.
Wenn Beat Feuz am Sonntag um kurz nach 11 Uhr am Start steht (er hat sich für die Startnummer 7 entschieden), ist er schon lange wach. Um 8.30 Uhr beginnt die Besichtigung der Strecke für die Athleten. Schon 45 Minuten zuvor, an der sogenannten Jury-Inspektion, werden drei Schweizer Trainer dabei sein: Tom Stauffer, Reto Nydegger und Hansjürg Kunz.
Stauffer und Nydegger gewinnen erste Eindrücke, wie sich die Piste über Nacht entwickelt hat. Sie kontrollieren aber vor allem, ob alles stimmt: Sicherheitsnetze, Kurssetzung, Markierungen. Kunz misst an mehreren Stellen die Schneetemperatur und Feuchtigkeit, um die Servicemänner mit den wichtigen Daten zu versorgen.
Auf der Besichtigung hat Feuz neunmal die Möglichkeit, sich mit einem Trainer auszutauschen – sofern er es will. An neun Stellen entlang der Strecke haben sich Trainer positioniert (siehe Bild oben). An jenen Orten, wo sie auch im Rennen stehen werden und wo sie schon in den Trainings gestanden sind.
Auf der Besichtigung wird die Ideallinie ein letztes Mal besprochen. Eine Linie, die aus der Videoanalyse der letzten Tage hervorgegangen ist. Um perfektes Videomaterial zu erhalten, klettern die Trainer im Weltcup auch auf Bäume. In Cortina ist das verboten. Stauffer sagt: «Hier muss man ausnahmsweise nicht schwindelfrei sein.»
An allen neuen Positionen wird an der WM gefilmt, aufgezeichnet werden die besten 30 Athleten. So wird sichergestellt, dass jeder Konkurrent, der eine Bestzeit auf einem Streckenabschnitt aufgestellt hat, für die Analyse zur Verfügung steht.
Später schneiden die Trainer die Aufnahmen zusammen, erstellen für Feuz ein individuelles Video, das zeigt, wo was noch zu verbessern wäre. Swiss-Ski hat in Cortina auch einen Betreuer am Gegenhang positioniert. Aus der Entfernung filmt er die Fahrer. «So lässt sich die Linienwahl der Athleten besser vergleichen», sagt Stauffer.
Haben die Schweizer Fahrer die oberen Stellen der Besichtigung passiert, bereiten die Trainer, die dort gestanden sind, das Warm-up vor. Meist werden zwei Super-G-Läufe ausgeflaggt. Da dies aber nicht auf der gesicherten WM-Piste passiert, ist es die Aufgabe der Trainer, dafür zu sorgen, dass niemand die Piste betritt.
«Manchmal sind wir aber auch Kleiderträger, damit unsere Athleten eine warme Jacke haben», sagt Stauffer. Nach dem Warm-up geht es für die Fahrer hinauf zum Start. In Cortina ist das mit einem gut halbstündigen Fussmarsch verbunden. «Das gibt es sonst zwar nicht», sagt Feuz. «Wenn man es gemütlich nimmt, ist man aber nicht bereits platt.»
Beim Start warten zwei Physiotherapeuten auf die Schweizer Athleten. René van Engelen kümmert sich um die medizinische Betreuung, stabilisiert zum Beispiel Körperstellen mit Tapes. Michel Burgener nimmt die Funksprüche der Trainer entgegen, die sich bereits wieder positioniert haben. «Wir melden, ob sich die Verhältnisse verändert haben. Oder ob bei den ersten Fahrern etwas zu erkennen ist», sagt Stauffer. Burgener gibt die Infos an die Athleten weiter.
Gleichzeitig kümmert sich Servicemann Sepp Kuppelwieser ein letztes Mal um die Rennski, bevor Feuz um kurz nach 11 Uhr startet. Für Notfälle stünde nun Swiss-Ski-Teamarzt Stephan Rickli bereit.
Im Ziel werden die Athleten von den Teambetreuerinnen Zoé Chastan und Madeleine Erb empfangen. Diese haben die Rucksäcke der Athleten mitgebracht, schauen, dass die Fahrer etwas zu trinken haben, und führen Feuz wenig später vielleicht zu den Siegerinterviews. Auf der Strecke ist Beat Feuz allein. Daneben hilft ihm ein ganzes Team auf der Mission WM-Titel.