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5 in den Top 10 – aber wie gut ist die Schweiz in der Abfahrt ohne Feuz?

Second placed Marco Odermatt of Switzerland, top center, and fifth placed Beat Feuz of Switzerland, top right, celebrate with the team members on the podium after the men's downhill race at the A ...
Odermatt (links) und Feuz (rechts) werden von ihren Kollegen gefeiert.Bild: keystone

Fünf in den Top Ten – aber wie gut ist das Schweizer Abfahrtsteam ohne Feuz wirklich?

Nach Kitzbühel ist Schluss: Mit Beat Feuz verliert Swiss-Ski sein Aushängeschild in der Königsdisziplin Abfahrt. Könnte das zum Problem werden? Und hängt jetzt noch mehr an Überflieger Marco Odermatt als sowieso schon?
16.01.2023, 10:28
Martin Probst / CH Media
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«Beat! Beat! Beat!» Die Rufe hörten gar nicht mehr auf in Wengen. Und dem 35-Jährige gefiel es sichtlich. Schon oben am Start zu seiner letzten Lauberhornabfahrt hatte er sie gehört, dann unten im Ziel und später auf dem Dorfplatz. «Ich genoss es. Jedes Mal, wenn gejubelt wurde», sagte er.

Und irgendwann, als die Rufe wieder ertönten, wurde Feuz gefragt, ob er sich Sorgen mache um das Schweizer Abfahrerteam, wenn er dann nicht mehr dabei sein wird. Feuz zählte die Namen der Athleten auf, die ihn beerben können: Marco Odermatt natürlich. Aber auch Niels Hintermann oder Stefan Rogentin traut er vieles zu. «Wir werden an ihnen viel Freude haben», sagt er. «Und dann ist es auch egal, wenn der Feuz weg ist.»

Fifth placed Beat Feuz of Switzerland celebrates at the award ceremony of the men's downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Wengen, Switzerland, Saturday, January 14, 2023. (KEYST ...
Beat Feuz feiert ein letztes Mal mit Fans in der Schweiz.Bild: keystone

Keine Wehmut zu spüren

Ja, Beat Feuz ist bald weg. Nach Kitzbühel verabschiedet er sich in den sportlichen Ruhestand. Er, der in der Königsdisziplin des alpinen Skisports eigentlich alles gewonnen hat: Je dreimal in Wengen und Kitzbühel, viermal war er der beste Abfahrer einer Saison, hinzu kommt der Weltmeistertitel 2017 und Olympiagold in Peking. In Wengen wollte Feuz noch einmal alles aufsaugen, was ihm das Leben als Skiprofi geboten hat.

Und es war sehr vieles. Doch da ist keine Wehmut bei Feuz zu spüren. Er hat den Moment für seinen Rücktritt wohlgewählt. Seine beiden Töchter und die Freundin haben längst die Hauptrollen in seinem Leben übernommen. Der Skisport wird immer Teil seiner Erinnerung sein. «Es wäre unfair, einen Moment herauszuheben», sagt Feuz. Weil es zu viele Erinnerung gibt, die einen besonderen Platz in seinem Herzen haben.

Fünfter wurde Feuz bei seiner Dernière in Wengen und war damit in der Abfahrt hinter Odermatt auf Rang 2 der zweitbeste Schweizer. Zwar verlief die bisherige Saison für Feuz weit weniger erfolgreich als jene der vergangenen Jahre: Besser als Fünfter war er in diesem Winter nie. Und doch ist Feuz in der Abfahrtswertung noch immer zweitbester Schweizer.

Winner Aleksander Aamodt Kilde of Norway, right, and second placed Marco Odermatt of Switzerland react on the podium after the men's downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Wengen ...
Marco Odermatt dürfte bis auf Weiteres der Schweizer Teamleader bleiben.Bild: keystone

Ein Quartett hinter Odermatt

So zuversichtlich Feuz ist, was die Zukunft im Team betrifft, ganz so schnell wird die Lücke, die er hinterlässt, wohl kaum geschlossen werden. Natürlich ist da Odermatt, der zwar noch keine Abfahrt gewonnen hat, aber mittlerweile schon fast so konstant aufs Podest fährt, wie Feuz in seinen besten Jahren. Ein Sieg des 25-jährigen Nidwaldners scheint eine Frage der Zeit. Aber was folgt dahinter in der sogenannt zweiten Garde?

  • Niels Hintermann: Er stand in der vergangenen Saison in der Abfahrt viermal auf dem Podest. Aber dieser Winter verläuft harziger. Bisher war er nie besser als auf Rang sieben klassiert. Zwar stimmen den 27-jährigen Zürcher die Auftritte in Wengen und die Trainings zuvor zuversichtlich. Ob und wie schnell er an die Vorsaison anknüpfen kann, wir sich aber zeigen müssen.
  • Stefan Rogentin: Von ihm schwärmen die Teamkollegen in den höchsten Tönen. In den Trainings fahre der 28-jährige Bündner oft allen um die Ohren, heisst es. Im Super-G am Freitag stand Rogentin als Zweiter erstmals in seiner Karriere auf dem Podest eines Weltcuprennens und wurde den Vorschusslorbeeren ein erstes Mal so richtig gerecht. In der Abfahrt wurde er 13. und war in dieser Saison nie besser als auf Rang zehn klassiert.
  • Gilles Roulin: Nach einem verhalten Saisonstart wurde er in den Abfahrten von Wengen und Bormio Achter. Die Formkurve des 28-jährigen Zürchers zeigt also nach oben. Allerdings war Roulin zuvor in seiner Karriere nur zwei weitere Male in den Top Ten klassiert, mit einem vierten Platz in der Abfahrt von Val Gardena in der Saison 2017/18 als einsames Highlight.
  • Alexis Monney: Für ein Ausrufezeichen sorgte in Wengen der 23-Jährige mit Rang 10 in der Abfahrt. Der Fribourger gilt als grosses Talent, das eine Kostprobe nun liefern konnte. Allerdings wäre es vermessen, von Monney gleich Wunderdinge zu erwarten. Vor Wengen war sein Bestresultat im Weltcup ein 18. Rang. Es wird wichtig sein, ihm die nötige Zeit zu lassen.
Niels Hintermann of Switzerland warms up at the start during the men's downhill training race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Wengen, Switzerland, Tuesday, January 10, 2023. (KEYSTONE/J ...
Niels Hintermann wärmt sich am Start der Lauberhorn-Abfahrt auf.Bild: keystone

Wengen nicht überbewerten

Es lässt sich festhalten: Sorgen vor einer Krise in der Abfahrt muss man sich bei Swiss-Ski nicht machen. Mit Odermatt hat der Verband ein Aushängeschild und dahinter zeigen einige Fahrer gute Ansätze. Gleichwohl werden Beat Feuz und dessen Erfolge dem Team fehlen.

Daran ändert auch nichts, dass in Wengen sowohl im Super-G wie auch in der Abfahrt fünf Schweizer in die Top Ten fuhren. Das Lauberhorn war schon immer ein magischer Berg. Abheben sollte deswegen niemand.

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