Hollands Trainerfuchs Louis van Gaal nimmt nur Augenblicke vor dem Schlusspfiff des Viertelfinals gegen Costa Rica Torhüter Jasper Cillessen aus dem Spiel und ersetzt ihn mit Tim Krul. Ein riskanter Schachzug, der besser nicht hätte aufgehen können: Krul hält zwei Elfmeter, wird Protagonist einer Heldengeschichte und die holländischen Träume vom Weltmeistertitel sind lebendiger denn je. Diese Geschichte wurde bereits erzählt. Nicht aber jene, wie genau Tim Krul seine Gegner zur Verzweiflung brachte. Es ist die Geschichte von Psychospielchen, eines Eiertanzes am Rande der Fairness, weshalb man Krul entweder verachten oder vergöttern mag. Und diese Geschichte ging so.
Als Costa Ricas Celso Borges Richtung Elfmeterpunkt marschiert, steht Tim Krul bereits im Tor. Der Torhüter harrt dort nicht einfach der Dinge, die da kommen mögen, sondern schreitet zur Tat. Er läuft auf Borges zu und wirft ihm einige Worte an den Kopf. Psychospielchen, der erste Akt. Krul ahnt zwar die richtige Ecke, aber es hilft nichts: Borges versenkt.
+++EIL+++
#Krul wird vor dem Halbfinale den FairPlay-Text vorlesen.
#nedarg #nedcrc
— brAsILTON ⚽ (@das_ailton) 6. Juli 2014
Zweiter Akt: Ruiz nähert sich dem Elfmeterpunkt – und wird von Krul mit offenen Armen und ebensolchem Mundwerk empfangen. Das hat Konsequenzen. Der Holländer wird erstmals zum Penaltykiller.
Wie ein Löwe stolziert Tim Krul vor seinem Kasten herum. Bis, ja bis mit González sein drittes Opfer sich in sein Revier wagt. Was dann kommt? Was wohl? Aber der Costa Ricaner lässt sich nicht aus dem Konzept bringen.
Der eine zieht nen Zettel aus dem Stutzen, der andere prollt ein bisschen rum. Verunsichern nennt man sowas. Läuft. #nedcrc #krul
— André Schahidi (@derSchahidi) 5. Juli 2014
Nicht gehalten, sagt sich Tim Krul, aber die richtige Ecke (einmal mehr) erahnt. Und signalisiert das auch seinem Kontrahenten.
Cristian Bolaños schickt sich an, den vierten Elfer für die Zentralamerikaner zu schiessen. Krul schleicht heran und macht wieder Mätzchen. Zu wenig, um Bolaños zu verwirren: Er trifft.
Was Torwart Tim #Krul gemacht hat, fand ich nicht gut. Aber schön, dass nun das Wort "Mätzchen" auflebt. http://t.co/GvbUszj7Dn #NEDCRC
— Michael Schnitzler (@SchnitzlerM) 6. Juli 2014
Herr Krul, wie geht's eigentlich ihrem Mundwerk? «Läuft!». Prompt geraten Michael Umañas Nerven ins Flattern. Er verschiesst. Und Tim Krul wird zum Penaltykiller und Viertelfinalhelden. Nach dem Spiel lässt er verlauten: «Ich sagte den Costa Ricanern, dass ich weiss, wohin sie schiessen. Um sie etwas nervös zu machen. Ich bin so glücklich, dass das funktioniert hat.» (tom)