Die 1:5-Klatsche gegen Holland dürfte den Spaniern noch im Genick sitzen. Der Titelverteidiger darf sich daher im zweiten Spiel keinen Aussetzer mehr leisten. Aufgrund der vielen kassierten Tore muss gegen Chile ein Sieg her, sonst ist der WM-Traum – ein Sieg Hollands gegen Australien im Spiel davor vorausgesetzt – schon früh vorbei.
Der Weltmeister von 2010 und Europameister von 2008 und 2012 gibt sich jedoch gelassen, auch der angebliche Vorvertrag von Xavi Hernandez stört die Ruhe nicht. Vor dem Spiel werden Phrasen bemüht, wie man sie kein Medientrainer besser hätte formulieren können. «Wir müssen Ruhe bewahren» (Torres), «Noch haben wir es in unseren Händen» (Del Bosque), «Ich fühle, dass wir bereit sind» (Iniesta) oder «An ein Torfestival zu denken, wäre unsportlich» (nochmals Del Bosque).
Nur einer tanzt aus der Reihe: Cesc Fabregas. Der sitzt hin und erklärt: «Es ist ein Spiel auf Leben und Tod.» Das ist dramatisch genug und wird nur vom legendären Liverpool-Trainer Bill Shankly übertroffen, der einmal sagte: «Beim Fussball geht es nicht um Leben und Tod. Es geht um viel mehr.»
Tatsächlich geht es für Spanien um sehr viel. Es droht das gleiche Schicksal wie Italien 2010, das als Weltmeister in der Gruppenphase hängen blieb. Doch es gibt vieles, das für Spanien spricht. Unter Del Bosque hat das Team nie zweimal hintereinander verloren, 2010 startete man auch mit einer Niederlage ins Turnier und gegen Chile gab es in zehn Duellen acht Siege und zwei Unentschieden bei einem Torverhältnis von 25:8.
Del Bosque wird wohl Änderungen vornehmen. «Wir werden ein bisschen umstellen, nicht viel, aber ein bisschen», erklärt er. Vermutet wird, dass Diego Costa und David Silva für Cesc Fabregas und Pedro weichen müssen. Fabregas würde dann wieder als «falsche Neun» agieren, was er zuletzt überzeugend tat.
So könnte Fabregas grad selber mit über «Leben und Tod» entscheiden. Diese Aussage nahm Chiles Angreifer Esteban Paredes übrigens dankend an: «Für sie geht es um Leben und Tod, für uns um ein Finale.» Doch die Südamerikaner wissen, dass ein angeschlagener Gegner gefährlich sein kann. Trainer Jorge Sampaoli sieht die Chancen nüchtern: «Es gibt keinen guten Moment, um gegen Spanien zu spielen.»