Querida Furia Roja
Jetzt musstest Du es selber auf die harte Tour erfahren: Eine Brustoperation kann auch bei Dir den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Mit Diego Costa wolltest Du noch einen Sommer als Königin des Fussballs tanzen, aber Du konntest Dein Alter nicht verbergen und wurdest von Jüngeren in den Schatten gestellt.
Ach, wie hast Du mein Herz im Sturm erobert, damals 2008. Hier vor meiner Haustüre. Die «Bella» aus Italien verdrängt und die schöne, wilde, junge Russin im Halbfinal mit den eigenen Waffen besiegt, bevor Du den hüftsteifen Deutschen im Endspiel um die Ohren ranntest und den ersten Titel seit 1964 holtest.
Ich lag Dir – wie alle anderen – zu Füssen, als Du 2010 Dein Spiel perfektioniert hattest, gütlich meiner kleinen Schweiz einen Erfolg gönntest, aber danach die Welt mit Deinem unverwechselbaren Tiki-Taka im Sturm erobertest.
Die Titel standen Dir gut und ich dachte, es wird ewig so weitergehen. Auch 2012 haben Deine unübersehbaren Vorzüge Dich ins Endspiel geführt. Nicht mehr so begeisternd, zu steril wirkte es und viele wandten sich von Dir ab. Langweilig seist Du geworden. So ohne Stürmer, dafür mit der falschen Neun.
Aber ich hab zu Dir gehalten und wurde für meine Treue im Final mit einem glamourösen 4:0 über die aufmüpfige «Bella Italia» dafür belohnt. Wenn ich doch damals nur schon gewusst hätte, dass es Dein letzter grosser Tanz war.
Auch Du hast gemerkt, dass Jüngere nachkommen und Dir den Platz an der Sonne streitig machen. Die erwähnte Brust-OP hatte ich wie so viele andere nicht gutgeheissen. Diego Costa statt Fernando Torres. Ich glaube, Du hast Dich da in etwas verrannt. Warum hast Du nicht weiter einen «richtigen Spanier» gesetzt, statt diesem Trend nachzulaufen?
Diego Costa pic.twitter.com/gocSpQT2VZ
— Football Funnys (@FootballFunnys) 19. Juni 2014
Als Dir nach dem 1:5 gegen Holland bewusst wurde, dass Du nicht mehr die Schönste bist, hast Du Dich – ohne grosse Aufregung zwar – für eine Nasenoperation (Martinez für Busquets) und Botoxspritzen (Pedro für Xavi) für den letzten Tanz noch einmal herausputzen wollen.
Doch die äusserlichen Veränderungen können den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Du kamst mir etwas wie Roger Federer vor, als seine grosse Zeit endete. Alle sahen, dass Du eigentlich noch immer zu den Besten gehörst. Aber Du hast geblendet vom Erfolg der letzten Jahre – als Du einfach jeden und alles haben konntest – vergessen, wie man kämpft.
Jetzt tanzen andere auf dem grossen Parkett. Unsanft runtergeschubst haben sie Dich von der grossen Bühne. Auch ich schaue mir lieber die neuen Damen an und werde mich in den nächsten Wochen für eine entscheiden. Zuvor möchte ich mich bei Dir aber für fantastische sechs Jahre bedanken. Es war eine unfassbar schöne Zeit und Du hast meine Welt verändert.
Ehrlich gesagt wünscht sich mein Herz eine Afrikanerin. Aber die scheinen mich einmal mehr zu enttäuschen. Die Chilenen mit ihrer wilden und ungestümen Art haben mir gefallen. Oder vielleicht die Deutschen. Nein, das nehme ich zurück. Nicht die Deutschen. Die hatten, wie Du auch, ihre schöne Zeit schon längst. Ich will etwas Neues.
Que te vaya bien!
Un abrazo
Reto