Die costa-ricanischen Fussball-Helden wirkten nach ihrem sensationellen Viertelfinal-Einzug bei der WM in Brasilien erstaunlich gefasst. Torhüter Keylor Navas, der mit seinem gehaltenen Penalty gegen Theofanis Gekas zum Matchwinner wurde, sprach von einem «unglaublichen Moment». «Wir können noch gar nicht ermessen, was hier passiert, das wird uns erst klar werden, wenn hier alles vorbei ist und wir wieder nach Hause kommen», sagte Mittelfeldspieler Celso Borges.
Zeit also, um den Ticos ihre Leistung bei der erst vierten WM-Teilnahme einmal vor Augen zu führen. Der Fussballzwerg hat sich in einer Gruppe mit den Ex-Weltmeistern Uruguay, Italien und England ohne Niederlage und mit nur einem Gegentor – einem Penalty – als Gruppensieger durchgesetzt.
Der Marktwert der Truppe des kolumbianischen Trainers Jorge Luis Pinto beträgt nur 22 Millionen Euro. Zum Vergleich: Xherdan Shaqiri allein wird auf rund 20 Millionen Euro geschätzt. Und gleich noch ein Vergleich mit der «kleinen» Schweiz: Bei etwas mehr als acht Millionen Einwohnern zählt man hierzulande 232'000 lizenzierte Fussballer. In Costa Rica sind es bei rund 4,5 Millionen Einwohner nur gerade 50'000.
Zuletzt hatten es immer wieder Aussenseiter bis in einen WM-Viertelfinal geschafft: Ghana 2010 in Südafrika, die Ukraine 2006 in Deutschland, Kamerun 1994 in Italien und Senegal 2002 in Südkorea und Japan. Auch überraschende Halbfinal-Vorstösse hat es in der WM-Historie schon gegeben. 2002 gelang mit Südkorea und der Türkei gleich zwei Aussenseitern dieses Kunststück, ebenso 1994 (Bulgarien und Schweden).
1998 düpierte Kroatien im Viertelfinal das scheinbar übermächtige Deutschland und scheiterte im Halbfinal erst am Gastgeber und späteren Weltmeister Frankreich. Doch Fussballzwerge im Ausmass von Costa Rica waren diese Teams sicherlich nicht.
Eine ähnliche WM-Sensation wie Costa Rica schaffte nur Nordkorea 1966 in England. Dank einem Gesamtskore von 9:2 (in Hin- und Rückspiel) gegen Australien qualifizierte sich das «unzähmbare Pferd» zum ersten für eine WM-Endrunde. Dort besiegte der absolute Nobody in der Vorrunde Italien sensationell mit 1:0 und qualifizierte sich dank einem 1:1 gegen Chile für den Viertelfinal.
Und wieder lag eine Sensation in der Luft. Nach 22 Minuten führten die Nordkoreaner gegen Portugal schon 3:0, doch dann folgte der grosse Auftritt von Eusebio, der mit vier Toren die Wende herbeiführte. Nordkorea verlor schliesslich 3:5, bis 2002 blieb ihr Coup der grösste WM-Erfolg einer asiatischen Mannschaft.
Costa Rica könnte nun das erfolgreichste Team der CONCACAF werden. Noch nie zuvor stand eine Mannschaft aus der Nord- und Zentralamerikanischen und karibischen Konföderation in einem WM-Halbfinal. Mexiko scheiterte 1970 und 1986 bei den Endrunden im eigenen Land sowie die USA 2002 in den Viertelfinals. Ein Sieg gegen Holland am kommenden Samstag und das costa-ricanische Fussballmärchen ist endgültig perfekt.