War jemand auch schon mal an einem Endpunkt eines Landes? In England gibt's ganz im Westen bei Land's End fast einen kleinen Vergnügungspark. Am südlichsten Punkt der USA auf Key West stehen Leute Schlange, um sich mit dem Stein, der diesen Punkt markiert, fotografieren zu lassen. Und in Neuseeland gehört das Cape Reinga ganz im Norden zu einem der spektakulärsten Orte. Ja, Länder können grossartig enden.
Die Schweiz macht da nicht mit. Zumindest im Süden nicht. Und wie beispielsweise Roland Weibel hier für uns herausgefunden hat, auch im Westen, Osten und Norden nicht.
Ich suche in Chiasso, der südlichsten Gemeinde der Schweiz, nämlich nach dem südlichsten Punkt. Erst einmal kurve ich dafür hoch zur Fraktion Pedrinate. Hier geht's der Strasse entlang Richtung Italien. Kurz vor der Grenze komme ich an diesem Wegweiser vorbei:
Links geht der Weg zum «Punto estremo Sud della Svizzera» in den Wald hinein. Ich lasse mein Velo hier und gehe zu Fuss weiter. Das Bild ist absichtlich etwas verwackelt. Ich finde, es bringt so mehr Dramatik rein. Auf jeden Fall fühlt es sich bei 30 Grad und der Vegetation eher wie im Amazonas als wie in der Schweiz an.
Nach dem Stück bergauf durch den Wald folgt ein Kiesweg und ich durchquere diesen Rebberg:
Nach gut 100 Metern stehe ich plötzlich vor diesem verrosteten Kunstgebilde, das irgendwie an einen Zaun erinnert, am Waldrand UNDURCHDRINGBAREN ZAUN!
Ich folge dem mächtigen Zaun, der alles Böse – und vermutlich noch viel mehr – von der Schweiz fern hält etwa 200 Meter durch den Wald:
Immer wieder staune ich, wie unüberwindbar der Zaun ist. Und sehe hie und da verbogene Stäbe. Hier muss mal jemand – vermutlich erfolglos – versucht haben, den Zaun zu überwinden. Dahinter weiden Pferde auf dem ersten Feld in Italien.
Dann bin ich da, am Punto estremo Sud della Svizzera, dem südlichsten Punkt der Schweiz. Eine Nationalflagge ist gehisst, ein Bänkli steht da, daneben bewacht eine Holzfigur – vermutlich Helvetia – den Ort und auf dem Grenzstein steht «S 75B». Zudem wird der Zaun jetzt wirklich seinem Namen gerecht:
Ich drehe mich um und wie zum Beweis steht's unter der Fahne (vermutlich von einer Schulklasse gemalt) nochmals: Punto Sud della Svizzera.
So endet sie also im Süden, unsere Schweiz. Land's End, Cape Reinga oder Key West sind hier noch viel weiter weg, als dass sie dies räumlich in Wirklichkeit sind. Niemanden habe ich auf dem knapp einstündigen Rundgang getroffen. Irgendwie sympathisch.