Der Gripen-Beitrag in der «Rundschau» vom Mittwoch sorgt immer noch für rote Köpfe. Bis am Freitagabend sind bei der SRG-Ombudsstelle 24 Beanstandungen eingegangen, sagte Ombudsmann Achille Casanova. Das sei ein neuer Rekord, sagte Casanova weiter. Die meisten Fernsehzuschauer geisselten darin den «Rundschau»-Beitrag als reine Anti-Gripen-Propaganda. Besonders schlecht sei der Vergleich mit der Luftwaffe von anderen europäischen Ländern angekommen bei jenen, die den Bericht beanstanden.
Unüblich sei vor allem auch, dass die Beschwerden so schnell eingetroffen seien, sagte Casanova gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Der Ombudsmann bestätigte damit auch eine Meldung der Onlineausgabe der «Neuen Luzerner Zeitung» zu Beschwerden über die TV-Sendung.
21 der Beanstandungen richten sich laut Casanova gegen den «Rundschau»-Beitrag. Die Beanstandungen seien per Mail bei der Ombudsstelle eingetroffen, schrieb Casanova der Zeitung. Eine Kopie seines Schreibens lag am Freitag auch der Nachrichtenagentur SDA vor.
Einer der Zuschauer, die sich bei der Ombudsstelle gemeldet hätten, habe eine andere Meinung vertreten als der Rest. «Wer hat wohl diese Zuschauerbeschwerden arrangiert», habe der Schreiber gefragt, so Casanova. Tatsächlich setzt die SVP derzeit natürlich sehr viel daran, die Zustimmung zum Gripen zu fördern, denn die aktuellen Umfrage-Ergebnisse sagen ein klares Nein voraus.
Das Politmagazin des Deutschschweizer Fernsehens hatte die Schweizer Flotte mit jener Österreichs sowie Tschechien und Ungarn verglichen, weil alle drei Länder eine mit der Schweiz vergleichbare Grösse haben. Österreichs Flotte besteht aus 15 Eurofightern, jene von Tschechien und Ungarn aus je 14 geleasten Gripen. Der Schwerpunkt des Berichts lag auf Österreich.
Zu Wort kamen in dem Beitrag ein Testpilot der Schweizer Luftwaffe, der Chef der österreichischen Luftwaffe und ein deutscher Rüstungsexperte. Letzterer kritisierte die Gripen-Beschaffung als zu teuer und unnötig.
Anschliessend strahlte die «Rundschau» ein Interview mit Verteidigungsminister Ueli Maurer aus, worin dieser den Beitrag als einseitig, tendenziös und schwache journalistische Leistung abkanzelte.
«Ich finde das relativ tendenziös für ein Fernsehen, das von öffentlichen Geldern lebt», sagte Maurer. Die Sendung habe nur Länder herangezogen zum Vergleich, die über weniger Kampfjets verfügten, nicht jedoch Länder wie Belgien oder die Niederlande, die weit mehr Flugzeuge besässen.
Die «Rundschau» erklärte zu diesem Vorwurf, man habe den Fokus auf Österreich gelegt, weil es ein Nachbarland sei, es ebenfalls nicht der westlichen Militärallianz NATO angehöre und auch Sicherheitsexperten die Schweiz und Österreich miteinander vergleichen würden.
Das Stimmvolk entscheidet in einem Monat, am 18. Mai, indirekt über den Kauf von 22 Gripen-Kampfjets des schwedischen Herstellers Saab. Zur Abstimmung gestellt wird mit dem Gripen-Fonds-Gesetz die Finanzierung des Kaufs.
Die Ombudsstelle der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) wiederum wird die Beteiligten spätestens 40 Tage nach Eintreffen der Beschwerden über ihre Schlussfolgerungen und Empfehlungen informieren. Entscheidungs- oder Weisungsbefugnis hat Ombudsmann Casanova aber nicht. (oku/sda)
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