Lachen, auch wenn es nichts mehr zu lachen gibt: Während die Dschihad-Kämpfer des Islamischen Staates (IS) ganze Landstriche mit ihrem Kopfabschneider-Islam überziehen und Menschen zu hunderten in Massengräbern versenken, beginnen einige Unentwegte in der arabischen Welt damit, die IS-Islamisten zu verspotten.
Die Spötter – die sich allerdings in zumindest jetzt noch sicherer Distanz zu den Dschihadisten befinden – setzen dem tumben, aber medial geschickt inszenierten Blutrausch die subversive Macht des Lachens entgegen. Denn eifernde Gläubige fürchten, wie Umberto Eco in seinem Mittelalter-Krimi «Der Name der Rose» gezeigt hat, nichts mehr als das Gelächter.
Es gibt indes auch kritische Stimmen, die Humor angesichts der Horrorbilder aus der Wüste für eine Verfehlung halten, weil so die Gewalttaten der IS-Kämpfer trivialisiert würden. Vielleicht fürchten sie auch, der Spott über die Täter könne am Ende deren Opfer verhöhnen.
Doch Nabil Assaf, einer der Macher der libanesischen Satiresendung «Ktir Salbe Show» ist klar anderer Ansicht. «Diese Leute sind keine wahren Vertreter des Islam, und sich über sie lustig zu machen, ist ein Weg zu zeigen, dass wir gegen sie sind», sagt er. «Natürlich ist das eine heikle Sache. Aber es ist eine Art, sich gegen den Extremismus zu stellen und dazu beizutragen, dass die Leute sich nicht fürchten.»
Gefürchtet ist mit Sicherheit der IS-Henker Shakir Wahiyib, von seinen Anhängern der «Wüstenlöwe» genannt. Sein «Ruhm» gründet unter anderem auf einem Video, das zeigt, wie er drei syrische Lastwagenfahrer hinrichtet, weil sie bei seinem Koran-Quiz durchfielen. Möglicherweise aufgrund seiner markanten Barttracht ist ihm ist ein Fake-Twitteraccount gewidmet worden. Dort lassen sich fantasievoll gestaltete Photoshop-Parodien auf den IS-Henker und andere bärtige Fanatiker finden:
Can't believe it's been 4 years guys, I will always remember our night clubbing in Baghdad :P #4YearsOfOneDirection pic.twitter.com/48QRlwuipf
— Abū Waheeb (@abuwaheeb_ISIS) 23. Juli 2014
#ISIS police pic.twitter.com/ZD1AtM7ldv
— Abū Waheeb (@abuwaheeb_ISIS) 25. August 2014
Just finished shooting for the new edition of jihadi vogue what do u think? pic.twitter.com/gn9LJ0F3zy
— Abū Waheeb (@abuwaheeb_ISIS) 14. Juli 2014
Wahiyibs grausames Koran-Quiz ist schon vor einiger Zeit parodiert worden. Seit rund drei Monaten kursiert dieser rabenschwarze Sketch im Web, in dem eine Gruppe von palästinensischen Komödianten sich über die Wegelagerer des IS lustig machen:
Auch unter dem Hashtag #ISISmovies werden die Islamisten auf Twitter mit Häme übergossen, hier aber auch von westlichen Twitterern. In Anlehnung an bekannte Filme oder Serien nennen die Tweets fiktive Filme, die zum IS passen:
#ISISmovies No country for those men
— Jaan Thiesen (@JaanThiesen) 3. September 2014
How I behead your mother #ISISMovies
— Martin Pallmann (@martinpallmann) 3. September 2014
"To kill a mocking kurd #ISISmovies"
LMAOOO
— Barhoom al (@TheFroMeister) 30. August 2014
Raiders of the Lost Camel. #isismovies
— Jan Aschen (@Jan_Aschen) 3. September 2014
Nicht einmal der selbsternannte «Kalif Ibrahim» des Islamischen Staats, Abu Bakr al-Baghdadi, wird verschont. Dass er bei einem seiner raren TV-Auftritte eine teuer aussehende Uhr trug, blieb nicht unbemerkt. Eine fiktive Anzeige macht sich über al-Baghdadi lustig:
#Baghdadi's Choice - from #OMEGA .... available at all #ISIS-Stores in #Syria and #Iraq. cc: @SultanAlQassemi pic.twitter.com/2QnkSyvbru
— Luay (@AL_Khatteeb) 13. Juli 2014