Was eigentlich als die Präsentation seines neuen Buchs «Kapitalismus, Sozialismus und die neoklassische Falle» angekündigt war, artete am Mittwoch zu einem regelrechten Rock’n’Roll-Konzert aus. Javier Milei hatte nämlich «Lust, zu singen». In Buenos Aires trat der argentinische Präsident mit Ledermantel und wildem Haar vor tausende Anhängerinnen und Anhänger – und «erklärte sich zu ihrem Monarchen»:
Die Veranstaltung war gratis und fand im Luna Park statt, der Platz für bis zu 8000 Personen bietet. Vor Milei standen dort schon Grössen wie Frank Sinatra, Duran Duran oder a-ha auf der Bühne, wie der Guardian berichtet. Der 53-Jährige interessiert sich selbst auch für Musik, so war er als Teenager Frontmann der Rolling-Stones-Cover-Band Everest und ist angeblich ein Fan von Opernkomponist Giuseppe Verdi.
Kein allzu grosser Fan von ihm hingegen scheint die Band La Renga zu sein, deren Lied «Panic Show» er an dem Abend gecovert hat (und schon seit Jahren auf seinen Wahlkampfveranstaltungen verwendet). Die Band distanziert sich von Mileis libertären Politik und bat auch schon darum, dass er ihre Werke nicht verwende. Das scheint den exzentrischen Politiker jedoch nicht zu kümmern. Stattdessen ändert er den Text lieber so ab, dass er seine Botschaft noch besser widerspiegelt: «Ich bin der König. Ich werde die Eliten zum Frühstück verspeisen.»
In der Zeitung «La Nación» hiess es, Mileis «äusserst extravagante Veranstaltung» sei anders gewesen als alles, was Argentinien bisher erlebt habe, «vor allem in Zeiten der Krise und der [wirtschaftlichen] Anpassung». «Es war eine zweistündige heidnische Messe, die von einem in Ekstase befindlichen Präsidenten zelebriert wurde», so die Zeitung über die Show, die dazu beitragen wird, Mileis wachsendes internationales Ansehen als das zu festigen, was das «Time Magazine» erst kürzlich als «das exzentrischste Staatsoberhaupt der Welt» bezeichnete. Es wird auch seine Position als führendes Mitglied der globalen harten Rechten neben Donald Trump, dem ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und Ungarns Premierminister Viktor Orbán stärken, so der «Guardian».
Kritiker sagen jedoch, dass die «ausgesprochen unpräsidiale» Vorstellung wenig dazu beitragen werde, Probleme wie die wachsende Armut und Arbeitslosigkeit und eine der höchsten Inflationsraten der Welt zu lösen. Argentinien leidet derzeit unter der schwersten Wirtschaftskrise seit zwei Jahrzehnten – eine Situation, die Milei nach seiner Wahl im November letzten Jahres anzugehen gelobte. Sechs Monate nach seinem Amtsantritt leben drei von fünf Bürgern jedoch nach wie vor in Armut, und die jährliche Inflationsrate ist auf fast 300 Prozent angestiegen – ein Wert noch höher als in Syrien, dem Libanon und Venezuela. Die monatliche Inflation hat sich in den letzten Monaten aber etwas verlangsamt. (lzo)
Oh ja, wirklich sehr libtrtär.
"Ich werde die Eliten zum Frühstück verspeisen."
Da freue ich mich drauf, wenn er die Grossgrundbesitzer*innen und Konsorten verspeist.