Die Zahl der Todesopfer bei Überschwemmungen nach tagelangem Regen in Brasilien ist auf mindestens 78 gestiegen. Das berichtete der Zivilschutz des betroffenen Bundesstaats Rio Grande Do Sul, ganz im Süden des Landes, am Sonntagabend. Weiterhin würden 101 Menschen vermisst, heisst es weiter.
332 Gemeinden seien vom Hochwasser betroffen. Teilweise stünden ganze Städte unter Wasser, so auch Porto Alegre, die Hauptstadt des Bundesstaates. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) kursieren etliche Videos aus den betroffenen Gebieten.
In der Region an der Grenze zu Argentinien und Uruguay leben Messungen aus dem Jahr 2021 zufolge über elf Millionen Menschen. Zumindest indirekt betroffen vom aktuellen Extremwetter sind mindestens 840'000. So viele sind aktuell ohne Wasser. 400'000 Menschen sind derweil ohne Strom und rund 88'000 mussten ihre Häuser verlassen und evakuiert werden. Etliche Gemeinden sind ausserdem ohne Internet- oder Telefonverbindung. 113 Strassenabschnitte sind blockiert.
Der Gouverneur des Bundesstaates, Eduardo Leite, sprach von einer beispiellosen Katastrophe. Die Opferzahlen könnten trotz allmählich schwächer werdenden Regens noch «exponentiell» steigen, da manche Gebiete bisher nicht erreicht worden seien. Zum Wiederaufbau von Rio Grande do Sul werde es eine Art Marshall-Plan brauchen, sagte er in Anspielung auf das wirtschaftliche Förderprogramm der USA für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.
In Porto Alegre stieg der Wasserpegel des Flusses Guaíba auf über fünf Meter – weit über dem bisherigen Rekordwert von 4,7 Metern aus dem Jahr 1941.
Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva reiste am Sonntag zum bereits zweiten Mal in das betroffene Gebiet. Er hatte von einer der grössten Überschwemmungen der Geschichte des südamerikanischen Landes gesprochen. Nach Angaben der Regierung waren rund 1600 Menschen und 32 Hubschrauber im permanenten Rettungseinsatz. Die Luftwaffe habe bisher mehr als 200 Menschen gerettet.
Der Zivilschutz warnte am Sonntag vor der Gefahr weiterer Überschwemmungen und Erdrutsche. Teile der betroffenen Region hatten bereits im vergangenen September Unwetter und Überschwemmungen mit insgesamt mindestens 42 Todesopfern erlebt. (sda/dpa, mit Ergänzungen von lzo)