Das chinesische Unternehmen Autoflight absolvierte kürzlich einen erfolgreichen Flug von einem vollelektrischen Fluggerät zwischen zwei Städten.
Zwei Prototypen mit dem Namen Prosperity-1 flogen rund 50 km Luftlinie von der Techmetropole Shenzhen zur Stadt Zhuhai. Da die Lufttaxis dabei ein Flussdelta überflogen, schafften sie die Reise in nur 20 Minuten, mit dem Auto dauert dies normalerweise über zwei Stunden.
Das Unternehmen will so beweisen, dass ihre Lufttaxis eine Geräusch- und Emissionsärmere Alternative zu Helikoptern sein können. Prosperity-1 bietet aktuell Platz für 5 Personen bzw. 350 kg Traglast und hat eine Reichweite von 250 km.
Doch auch wenn es im Promotionsmaterial der Firma angedeutet wird, befanden sich bei diesem Testflug keine Personen an Bord. Dafür fehlen noch entsprechende Zertifizierungen.
Der Testflug erfolgte in Zusammenarbeit mit Heli-Eastern, einem lokalen Helikopter-Unternehmen. Dieses hat bereits angekündigt, 100 Exemplare von Prosperity in seine Flotte aufzunehmen.
Auch eine Cargo-Version von Prosperity ist in Planung, diese soll 400 kg Last befördern können.
China ist nicht das einzige Land, das fieberhaft an Lufttaxis und anderen kleinen Fluggeräten tüftelt. Durch steigende Batteriekapazitäten und ständigen Fortschritten bei E-Motoren und Drohnentechnik eröffnet sich aktuell ein ganz neuer Wirtschaftszweig. Man spricht von der «Low Altitude Economy». Der Sammelbegriff umfasst alle kleineren und grösseren Fluggeräte im niedrigen Luftraum bis ca. 1000 m.
Die Visionen sind vielseitig. Flugtaxis wie jenes von Autoflight, sollen die Mobilität in den Städten vereinfachen und schnelle Fortbewegung im Vergleich zu verstopften Strassen ermöglichen. Ob das Konzept wirklich durchdacht ist, ist fragwürdig. Auch die Taxis benötigen mit steigender Anzahl immer mehr Platz zum Starten und Landen. Im Vergleich zu erprobten Fortbewegungsmitteln, wie einem Metrosystem, werden sie zudem kaum jemals gleiche Kapazitäten bedienen können, oder weniger Energie verbrauchen. Vielmehr sind sie wohl, ähnlich wie Helikopterflüge aktuell, attraktiv für reichere Kunden, die schneller vorankommen wollen oder für den Tourismus.
Ein Modell mit mehr Passagieren und Reichweite könnte vielleicht auch einmal mit Kleinflugzeugen konkurrieren. Doch auch dort besteht der Haken, dass das vertikale starten und landen im Vergleich zu einem Rollfeld deutlich mehr Energie verbraucht.
Auch die viel diskutierte Idee, dass sämtliche Pakete künftig von Drohnen geliefert werden, muss wohl am Boden bleiben. In anderen Bereichen werden Drohnen aber sehr wahrscheinlich zunehmend Anwendung finden. So zum Beispiel bei medizinischen Notfällen, bei Inspektionsarbeiten an Stromleitungen in der Vermessung oder in der Landwirtschaft.
Deshalb setzt China aktuell viel Hoffnung in die «Low Altitude Economy». An der zentralen Wirtschaftsarbeitskonferenz im Dezember wurde sie von der Regierung als strategisch wichtiger und wachsender Wirtschaftszweig betont. So sollen vielerorts neue Landeplätze für Luftfahrzeuge entstehen und auch die Luftverkehrsregulierungen zugunsten dieser angepasst werden. Mit DJI besitzt China auch den führenden Hersteller von kommerziellen Drohnen weltweit. Ob Autoflight mit seinen Lufttaxis gleich viel Erfolg haben wird, werden wir sehen.
(msh)