Droht den USA ein zweites Irak-Desaster?
US-Präsident Donald Trump ist frisch gebackener Friedens-Preis-Träger. Nachdem es im Oktober mit dem Friedensnobelpreis nicht geklappt hat, hat die FIFA eigens einen neuen Preis geschaffen, um ihn dem 79-Jährigen am Wochenende zu überreichen.
Trump behauptet, sieben bis acht Kriege beendet zu haben. Trotzdem fand in der Karibik kürzlich die grösste US-Truppenbewegung seit Jahrzehnten statt. 15'000 Soldatinnen und Soldaten sowie ein knappes Dutzend Kriegsschiffe wurden vor die Küste Venezuelas verlegt, um Druck auf das südamerikanische Land auszuüben. US-Medien sprechen mittlerweile davon, dass die beiden Länder am Rande eines Krieges stünden. Die Gewinnerin des diesjährigen Friedensnobelpreises, Maria Machado, kommt übrigens ausgerechnet aus Venezuela. Sie hatte Trump den Preis nach ihrer Auszeichnung sogar gewidmet.
Trump startete seinen Wahlkampf damals laut eigener Darstellung als «Kandidat des Friedens». Ausserdem steht seine «MAGA»-Wählerbasis nicht auf «foreign interventions», also Kriege oder politische Einmischung und Einflussnahme im Ausland. Wie also passt das alles zusammen? Die US-Satiresendung «The Daily Show» wagte in der Sendung vom Montag eine Einordnung. Moderator Jon Stewart stellte dabei auch auffällige Parallelen zu einem anderen, vergangenen Krieg der USA fest:
Stewart zeigt anhand von Clips, dass die Rhetorik rund um den Irak-Krieg genau die Gleiche war, wie beim aktuell drohenden Krieg in Venezuela. Auch die Gründe (respektive Vorwände) für einen Krieg nehmen mittlerweile auffällig ähnliche Züge an. So werden die (vermeintlichen) venezolanischen Drogenboote als «chemische Massenvernichtungswaffen» dargestellt. Dies, weil das Fentanyl an Bord die Potenz hätte, Millionen von Menschen zu töten. Brisant: Recherchen zufolge, kommt das Fentanyl, mit dem die USA kämpft, gar nicht aus Venezuela.
Auch im Irak wurden damals vermeintliche chemische Massenvernichtungswaffen als Vorwand vorgebracht, um einen Krieg zu starten. Eine Untersuchungskommission stellte im Nachhinein fest, dass solche Waffen nicht existiert hatten.
Es wird auch ein weiterer Grund vorgebracht, den man schon vom Irak-Krieg kennt: Terror. So würde die Regierung von Venezuela offen mit dem Iran und sogar der Terror-Organisation Hisbollah zusammenarbeiten.
Ressourcen als «netter Nebeneffekt»
In Wahrheit dürften die Bodenschätze Venezuelas eine Rolle spielen. Anders als damals beim Irak-Krieg machen MAGA-Stimmen daraus nicht einmal mehr einen Hehl. Venezuela habe die grössten Ölreserven der Welt – eine Goldgrube für die US-Ölindustrie, berichten politische Analysten auf Trump-nahen Sendern wie Fox News. Sie werben also geradezu mit diesem «netten Nebeneffekt» dieses Krieges, wie Stewart es formuliert. Beim Irak-Krieg hingegen hatte man bis zuletzt vehement behauptet, es habe nichts mit dem Öl zu tun.
«America first» ist auch «Americas first»
Wie aber verargumentiert die MAGA-Führung die Causa Venezuela bei den Wählerinnen und Wählern? Schliesslich handelt es sich dabei um fremde Einmischung, nun droht sogar ein fremder Krieg. Genau das also, was Trump versprach, nicht zu tun. Natürlich haben die Spindoktoren auch dafür eine passende Antwort, wie Jon Stewart aufzeigt:
Ein Schlüsselwort scheint dabei die «eigene Hemisphäre» zu sein. Dort will man dominant sein. Die Intervention in Venezuela sei deshalb nicht «foreign», also «fremd», weil sie ja schliesslich in Südamerika stattfinde. Und Südamerika trage, so Fox-News-Moderator Jesse Watters, Amerika schliesslich wortwörtlich im Namen.
Jon Stewart zieht dabei ein ernüchterndes Urteil. Abgesehen davon, dass man nun Leute in einer anderen Zeitzone töte, sei es genau dasselbe wie 2005 (im Irak-Krieg).
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