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Büsser vergleicht SP-Politikerin Çelik im SRF mit Bombenbauer

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Büsser vergleicht SP-Politikerin mit Bombenbauer – so reagiert das SRF

In seiner SRF-Sendung «Late Night Switzerland» am vergangenen Sonntag machte sich der Comedian Stefan Büsser über eine kopftuchtragende Muslima lustig. Die junge Frau, die der SP angehört, wehrt sich jetzt dagegen. Die Juso Zürich ruft auf, Beanstandungen beim SRF einzureichen.
15.04.2025, 15:3915.04.2025, 18:24
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In der Sendung «Late Night Switzerland» am Sonntag machte sich Büsser zunächst über den SVP-Politiker Sandro Subotic und seine TikTok-Videos lustig. Die Junge SVP hatte Subotic am Wochenende zum Vorstandsmitglied gewählt.

In einem TikTok-Video stellt eine Muslima Subotic Fragen. Etwa, ob er lieber E-Auto oder Benziner fährt. Dann zoomt die Anzeige auf die Muslima ein und Büsser kommentiert: «Unsere Recherche-Abteilung hat leider nicht herausfinden können, ob es sich bei der gezeigten Frau um eine Muslima oder doch um den JSVP-Präsidenten Nils Fiechter beim Demonstrieren handelt.»

Daraufhin wurde ein Bild Fiechters mit einem gebastelten Bombengürtel auf dem Bundesplatz eingeblendet.

Muslimin wehrt sich

Die gezeigte Muslima ist Vera Çelik. Sie sitzt im Vorstand der SP im Zürcher Kreis 11 und ist Mitglied bei der Juso. Nach der Ausstrahlung der Sendung zeigt sie sich auf Instagram und TikTok wütend über Büssers Punchline. Diese sei ein Beleg dafür, wie tief antimuslimischer Rassismus heute noch verwurzelt sei.

Die Juso Zürich veröffentlichte heute Nachmittag einen Instagram-Post, in dem sie sich mit Çelik solidarisiert. Sie fordert ihre Follower dazu auf, eine Beanstandung beim SRF einzureichen. Zum Post heisst es:

«Muslim*innen pauschal mit Gewalt oder Terrorismus zu assoziieren, ist nicht nur falsch, sondern gefährlich. Solche Inhalte fördern aktiv die gesellschaftliche Ausgrenzung und Stigmatisierung – insbesondere von muslimischen Frauen. Es ist inakzeptabel, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender solchen Darstellungen eine Plattform bietet.»
Instagram @jusozh

So verteidigt sich SRF

watson hat Stefan Büsser am Dienstagnachmittag kontaktiert. Dieser wollte sich zur Kritik allerdings nicht äussern und verwies an die Medienstelle des SRF.

Die SRF-Medienstelle hat auf die Fragen von watson wie folgt geantwortet: «Die Journalistin Vera Çelik war nicht das Ziel der Satire. Aus Sicht der Redaktion war die Kernaussage des Witzes, dass das Interview von Vera Çelik mit Sandro Subotic so unkritisch war, dass es von einer verkleideten Vertreterin resp. einem verkleideten Vertreter der JSVP hätte kommen können. Daher wurde zu diesem Witz das Bild von Subotics Parteikollege Nils Fiechter in Burka und mit Sprengstoffgürtel eingeblendet. Dieses Bild sorgte für Aufsehen, als sich Nils Fiechter vor einigen Jahren für das Verhüllungsverbot einsetzte.»

Die Kritik an der Sendung nehme man zur Kenntnis. Und weiter:

«Unser Ziel ist es nie, jemandem zu schaden oder zu kränken.»
SRF Medienstelle

«Late Night Switzerland» sei ein Comedy- und Satire-Format, das sich selbst und andere nicht zu ernst nehme. Akteurinnen, Akteure und Ereignisse aufs Korn zu nehmen, sei ein typisches Stilmittel. «Satire ist naturgemäss einseitig, zugespitzt, provozierend und damit potenziell verletzend. Zudem steht Satire grundsätzlich allen Ideologien und politischen Positionen kritisch gegenüber und setzt sich entsprechend pointiert mit ihnen auseinander.»

Çelik erhält Hassnachrichten

Vera Çelik stellt diese Erklärung nicht zufrieden. Im Gegenteil. Zu watson sagt Çelik:

«Nils Fiechter hat sich in seinen Aktionen nicht als Muslim verkleidet, sondern als Terrorist. SRF versteht seine Verkleidung aber ebenfalls als eine muslimische.»

Die Sendung verbreite somit völlig unkritisch das rassistische, antimuslimische Narrativ von Fiechter. Mehr noch: «Büsser suggeriert in seiner Sendung, dass meine alltägliche muslimische Kleidung einen Zusammenhang mit Terrorismus hat und verstärkt somit Vorurteile gegen Musliminnen und Muslime.»

Das sei ein direkter Angriff auf ihre Identität und gehe einfach nicht. Schon gar nicht auf einem staatlichen Sender. Schon gar nicht in Zeiten, in denen antimuslimischer Rassismus in der Schweiz einen Aufschwung erlebe. Tatsächlich hat die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) 2023 einen Anstieg an Meldungen von antimuslimischen Rassismus verzeichnet.

Çelik ist überzeugt, dass viele den «Witz» der Sendung nicht so verstanden hätten, wie es SRF gemäss eigener Aussagen beabsichtigt hatte. Das würden die Kommentare unter ihrem Video zeigen: «Ich erhalte schlimme Hassnachrichten und Beschimpfungen.»

TikTok- und Istagram-User kommentierten beispielsweise: «Geh nach Afghanistan!» Dieser Hass, der ihr nun aufgrund einer SRF-Sendung entgegengebracht würde, sei sehr belastend. Für Çelik ist klar: «Satire muss sich gegen oben richten, nicht gegen unten.» Büsser habe in seiner Sendung das Gegenteil gemacht. (aye/ hde)

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330 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Marco Pfeiffer
15.04.2025 15:50registriert September 2021
Das ist der Grund warum echte LateNight mit schwarzem Humor in der Schweiz nicht funktionieren. Alle fühlen sich gleich angegriffen. Die Briten sind zu beneiden.
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Lester
15.04.2025 15:47registriert März 2014
Verstehe ich jetzt nicht ganz. Im Comedy-Beitrag ging es um die Peinlichkeiten eines JSVP-Politikers. Die SP-Frau hat ihn in einem Video interviewet. Die anschliessende Punch-Line richtete sich gegen Niels Fiechter und seine geschmacklose Verkleidung. Nicht gegen die SP-Politikerin.

Bin kein Fan von Büssi, aber das ist ein Comedy-Format (sollte es zumindest sein). Da werden Witze gemacht und es wird ausgeteilt. Empörungskultur pur dieser JUSO-Post.
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PHILosopher_XI
15.04.2025 15:50registriert Juni 2018
1. War der Witz nich auf Kosten Fiechters?

2. Politikerin, Person des öffentlichen Lebens.
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330
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