In der Sendung «Late Night Switzerland» am Sonntag machte sich Büsser zunächst über den SVP-Politiker Sandro Subotic und seine TikTok-Videos lustig. Die Junge SVP hatte Subotic am Wochenende zum Vorstandsmitglied gewählt.
In einem TikTok-Video stellt eine Muslima Subotic Fragen. Etwa, ob er lieber E-Auto oder Benziner fährt. Dann zoomt die Anzeige auf die Muslima ein und Büsser kommentiert: «Unsere Recherche-Abteilung hat leider nicht herausfinden können, ob es sich bei der gezeigten Frau um eine Muslima oder doch um den JSVP-Präsidenten Nils Fiechter beim Demonstrieren handelt.»
Daraufhin wurde ein Bild Fiechters mit einem gebastelten Bombengürtel auf dem Bundesplatz eingeblendet.
Die gezeigte Muslima ist Vera Çelik. Sie sitzt im Vorstand der SP im Zürcher Kreis 11 und ist Mitglied bei der Juso. Nach der Ausstrahlung der Sendung zeigt sie sich auf Instagram und TikTok wütend über Büssers Punchline. Diese sei ein Beleg dafür, wie tief antimuslimischer Rassismus heute noch verwurzelt sei.
Die Juso Zürich veröffentlichte heute Nachmittag einen Instagram-Post, in dem sie sich mit Çelik solidarisiert. Sie fordert ihre Follower dazu auf, eine Beanstandung beim SRF einzureichen. Zum Post heisst es:
watson hat Stefan Büsser am Dienstagnachmittag kontaktiert. Dieser wollte sich zur Kritik allerdings nicht äussern und verwies an die Medienstelle des SRF.
Die SRF-Medienstelle hat auf die Fragen von watson wie folgt geantwortet: «Die Journalistin Vera Çelik war nicht das Ziel der Satire. Aus Sicht der Redaktion war die Kernaussage des Witzes, dass das Interview von Vera Çelik mit Sandro Subotic so unkritisch war, dass es von einer verkleideten Vertreterin resp. einem verkleideten Vertreter der JSVP hätte kommen können. Daher wurde zu diesem Witz das Bild von Subotics Parteikollege Nils Fiechter in Burka und mit Sprengstoffgürtel eingeblendet. Dieses Bild sorgte für Aufsehen, als sich Nils Fiechter vor einigen Jahren für das Verhüllungsverbot einsetzte.»
Die Kritik an der Sendung nehme man zur Kenntnis. Und weiter:
«Late Night Switzerland» sei ein Comedy- und Satire-Format, das sich selbst und andere nicht zu ernst nehme. Akteurinnen, Akteure und Ereignisse aufs Korn zu nehmen, sei ein typisches Stilmittel. «Satire ist naturgemäss einseitig, zugespitzt, provozierend und damit potenziell verletzend. Zudem steht Satire grundsätzlich allen Ideologien und politischen Positionen kritisch gegenüber und setzt sich entsprechend pointiert mit ihnen auseinander.»
Vera Çelik stellt diese Erklärung nicht zufrieden. Im Gegenteil. Zu watson sagt Çelik:
Die Sendung verbreite somit völlig unkritisch das rassistische, antimuslimische Narrativ von Fiechter. Mehr noch: «Büsser suggeriert in seiner Sendung, dass meine alltägliche muslimische Kleidung einen Zusammenhang mit Terrorismus hat und verstärkt somit Vorurteile gegen Musliminnen und Muslime.»
Das sei ein direkter Angriff auf ihre Identität und gehe einfach nicht. Schon gar nicht auf einem staatlichen Sender. Schon gar nicht in Zeiten, in denen antimuslimischer Rassismus in der Schweiz einen Aufschwung erlebe. Tatsächlich hat die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) 2023 einen Anstieg an Meldungen von antimuslimischen Rassismus verzeichnet.
Çelik ist überzeugt, dass viele den «Witz» der Sendung nicht so verstanden hätten, wie es SRF gemäss eigener Aussagen beabsichtigt hatte. Das würden die Kommentare unter ihrem Video zeigen: «Ich erhalte schlimme Hassnachrichten und Beschimpfungen.»
TikTok- und Istagram-User kommentierten beispielsweise: «Geh nach Afghanistan!» Dieser Hass, der ihr nun aufgrund einer SRF-Sendung entgegengebracht würde, sei sehr belastend. Für Çelik ist klar: «Satire muss sich gegen oben richten, nicht gegen unten.» Büsser habe in seiner Sendung das Gegenteil gemacht. (aye/ hde)
Bin kein Fan von Büssi, aber das ist ein Comedy-Format (sollte es zumindest sein). Da werden Witze gemacht und es wird ausgeteilt. Empörungskultur pur dieser JUSO-Post.
2. Politikerin, Person des öffentlichen Lebens.