Auf den ersten Blick gleicht es Selbstmord, wenn man erst gut 30 Meter über der Kante der Victoria Falls im Sambesi schwimmen gehen und dann einen halben Meter vor dem Abgrund gemütlich ein Bad nehmen will. Doch das Spektakel ist während der Trockenzeit praktisch gefahrlos zu erleben. An unserem freien Wochenende nutzen wir die Zeit und wagen uns selbst in die Fluten.
Von den bis zu 10'000 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, die hier in die Tiefe donnern, wenn der Wasserfall im Februar/März seine ganze Naturgewalt aufbringt, ist von ca. August bis Dezember nicht mehr viel zu sehen. Die Fälle sind auf einem Grossteil der Strecke trockengelegt, wirklich imposant sind die Wassermassen nur noch auf dem simbabwischen Teil. So spazieren wir von der sambischen Flussseite bis zur Livingstone Island. Danach schwimmen wir bei geringer Strömung gut 30 Meter von den Fällen entfernt auf einige Felsen zu.
Dort hat sich an der Kante der Mosi-oa-Tunya (donnernder Rauch), wie die Einheimischen die Fälle nennen, ein natürlicher Pool gebildet, der auf drei Seiten praktisch geschlossen ist. Die Strömung ist dementsprechend fast nicht vorhanden. Da das Bassin steil abfällt, kann man bis rund einen halben Meter an die Kante heran schwimmen und in die Tiefe blicken. Kein Wunder wurde der 1984 von Fischern entdeckte Ort «Devil's Pool» getauft.
Das Adrenalin steigt, denn würde uns die Strömung erfassen, würden wir in die Tiefe stürzen. Aber gefährlich ist's normalerweise nicht. Für uns ist das Erlebnis schlicht einzigartig. Anders sieht dies für die Guides aus.
Diese spazieren auf der Kante entlang und fotografieren. Unsere Hauptsorge ist eigentlich, dass wir nicht aus Versehen einen von ihnen unglücklich touchieren und in die Tiefe stürzen. Touristen dürfen heutzutage weder in den Pool springen, noch zu weit aussen auf die Kante sitzen und mindestens einer der Einheimischen überwacht uns aus nächster Nähe. Unsere Guides versichern gar, dass noch nie jemand in die Tiefe gestürzt ist, im Internet findet man allerdings einige Berichte von Todesfällen.
Mit einer Breite von 1700 Metern und einer Höhe von bis zu 110 Metern gehören die Victoria Fälle an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe zu den grössten Wasserfällen der Welt. Der Sambesi bildet ausserhalb der Trockenzeit den grössten Wasservorhang der Welt.