Von den Überschwemmungen der letzten beiden Tage seien rund 600 Bewohner betroffen, sagt der Leiter des Zivilschutz Locarno, Raffaele Dadò am Donnerstag der Nachrichtenagentur sda. 50 Zivilschützer seien am Mittwoch dauerhaft im Einsatz gewesen, um Stege auszulegen und die ufernahen Häuser durch Trennbalken vor den Fluten zu schützen –darunter auch 20 Freiwillige, die in solchen Notfällen auf Abruf bereitstehen.
Der Pegelstand des Lago Maggiore steigt weiter und lag am Donnerstagmittag bei 196,39 Metern. Der bisher höchste Stand liegt bei 197,58 Metern, wie ein Vertreter des Geologischen Instituts der Tessiner Fachhochschule SUPSI sagte. Erreicht worden war dieses Maximum im Oktober 2000.
Dadò und seine Mitarbeiter konnten sich schon frühzeitig auf den vorläufigen Pegelhöchststand des Lago Maggiore in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag einstellen: Seit der letzten grossen Überschwemmung im Jahre 2000 habe sich die Technik rasant weiterentwickelt.
Mithilfe eines Programms der Tessiner Fachhochschule SUPSI können Wetterdaten und Niederschlagsmengen direkt auf einem Stadtplan Locarnos visualisiert werden. «So wussten wir schon Montagabend mit sehr grosser Sicherheit, welche Zonen wir in den kommenden Tagen evakuieren beziehungsweise schützen müssen.» In diese Risikozone fiel auch das ufernahe Spital Santa Chiara, das am Dienstagmorgen evakuiert worden war.
Ab Samstag stellen sich die Locarneser Zivilschützer auf erneut starke Regenfälle ein. Allerdings sinke laut Dadò auch die Schneefallgrenze, was dazu führe, dass weniger Wasser in den See gelange, weil es in den Bergen als Schnee gebunden sei.
In der grössten Tessiner Stadt war gestern Abend vorübergehend die Uferstrasse am Luganersee im Zentrum gesperrt. Seit Donnerstagmorgen seien aber wieder beide Fahrspuren für den Verkehr freigegeben, teilte die Luganeser Kommunalpolizei in einem Communiqué mit.
Auch auf italienischer Seite ist die Lage prekär. Am Mittwoch ist ein 70-jähriger an der Südspitze des Lago Maggiore, in Ispra (I) in den See gefallen und ertrunken. Am Flughafen in Genua kam es durch die starken Regenfälle zudem zu einem Stromausfall. (whr/sda)