Horrorstart für den Dow Jones: In New York brach der Dow Jones zum Handelsstart so stark ein wie seit dem «Schwarzen Montag» am 19. Oktober 1987 nicht mehr – dem stärksten Kurseinbruch seit dem zweiten Weltkrieg.
Auch an der Wall Street konnten sich die Kurse nach einer zwischenzeitlichen Aussetzung des Handels ebenfalls wieder von den Tiefstständen (-7,7%) lösen. Auch Dax (-5,1%) und EuroStoxx50 (-5,8%) notierten tief rot.
Dow Jones down 9.7%, S&P 500 down 8% and Nasdaq down 6% as markets open post Fed interest rate cut pic.twitter.com/vIEw4iiNPH
— Reuters Business (@ReutersBiz) March 16, 2020
Der Swiss Market Index (SMI) fiel auf den niedrigsten Stand seit November 2016 zurück. Am frühen Nachmittag stand der Schweizer Leitindex 3,0 Prozent tiefer bei 8'121 Punkten. Davor war es bis auf 7'650 Zähler zurückgegangen.
«Die Aktienmärkte befinden sich mittlerweile im Crash-Modus», sagte Michael Winkler, Chefstratege bei der St. Galler Kantonalbank. «Dagegen helfen auch die am Wochenende verkündeten weiteren Notfallzinssenkungen der US-Notenbank Fed nicht.» Investoren befürchten, dass die Coronavirus-Pandemie eine weltweite Rezession auslöst.
Angeführt von der US-Notenbank (Fed) senkten zahlreiche Zentralbanken Zinsen und kündigten milliardenschwere Geldspritzen an. Ausserdem will die Fed mit günstigen Dollar-Kreditgeschäften die Versorgung mit der Weltleitwährung sicherstellen.
«Die Anleger-Stimmung hat aber einen Punkt erreicht, an dem positive Massnahmen Ängste verschlimmern und als Katastrophe angesehen werden», sagte Ayush Ansal, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Crimson Black. In der aktuellen Gesundheitskrise sei Geldpolitik allein nicht ausreichend. «Sie muss mit radikalen fiskalpolitischen Massnahmen Hand in Hand gehen, um die wirtschaftlichen Folgen zu minimieren.»
Die drastische US-Zinssenkung vom Wochenende setzte der Währung des Landes zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, büsste bis zu 1,3 Prozent ein. Der Euro verteuerte sich im Gegenzug um bis zu 1,2 Prozent auf 1,1236 Dollar.
Die «Antikrisen-Währung» Gold konnte ihre Anfangsgewinne dagegen nicht halten und verbilligte sich um bis zu 5,1 Prozent auf 1452,01 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Offenbar müssten weitere Anleger das Edelmetall verkaufen, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen, sagten Börsianer.
Am Rohölmarkt drückte neben der Rezessionsangst auch der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland auf die Kurse. Dies liess den Preis der Sorte Brent aus der Nordsee fast 13 Prozent ins Minus rutschen auf ein Vier-Jahres-Tief von 29,52 Dollar je Barrel (159 Liter). Dadurch werde die Lage vor allem für US-Schieferölförderer kritisch, warnte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.
Die Regierung in Washington werde wohl eher früher als später ein Rettungsprogramm für die hoch verschuldete Branche auflegen müssen. Wegen des technisch aufwendigen Fracking-Verfahrens arbeiten diese Firmen Experten zufolge erst ab einem Ölpreis von 45 bis 50 Dollar profitabel. Eine Reihe von Firmen der Branche schraubten ihre Investitionen herunter.
Aktien von US-Schieferölförderern wie Occidental oder Apache verloren 15 beziehungsweise gut 20 Prozent. Auch die Titel von grösseren Firmen der Branche brachen ein: Die Papiere von Chevron und Exxon Mobil verloren jeweils mehr als zehn Prozent, in Europa sackten Total-, BP und Shell-Aktien um jeweils mehr als sieben Prozent ab.
Auch Bankaktien kamen unter die Räder. Die Absenkung des Schlüsselsatzes auf praktisch null Prozent binnen zwei Wochen werde die Gewinne der Institute schmälern, prognostizierten die Experten des Vermögensberaters Raymond James. Die Papiere von Citigroup, JPMorgan und Bank of America brachen zwischen 15 und gut 20 Prozent ein. (awp/sda/reu)