Die Schweizer Atomkraftwerkbetreiber wehren sich gegen die Finanzierung eines neuen Systems zur Überwachung der Radioaktivität. Ihr Rekurs verzögert gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) das Projekt. Sybille Estier, Leiterin der Sektion Umweltradioaktivität im BAG, bestätigte einen Bericht von «Bund» und «Tages-Anzeiger» vom Donnerstag.
Ursprünglich sollten bereits in diesem Jahr die ersten Sonden zur Überwachung der Radioaktivität in der Aare und im Rhein installiert werden, wie Estier bestätigte. Die vier AKW-Betreibergesellschaften reichten aber Anfang Jahr beim Bundesverwaltungsgericht einen Rekurs gegen die entsprechende Verfügung des BAG ein.
«Wir wehren uns nicht gegen Radioaktivitätsüberwachungen», sagte BKW-Sprecher Antonio Sommavilla auf Anfrage. «Unsere Beschwerde richtet sich gegen die Überwälzung der Kosten auf die Betreiber. Hier sind diverse Fragen zu den gesetzlichen Grundlagen offen.»
Bereits nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima waren im BAG Vorbereitungen für die Installation eines neuen Messsystems getroffen worden. Der Bundesrat beschloss dann Mitte Mai 2013 den Aufbau eines neuen automatischen Messnetzes für die Überwachung der Luft und neu auch des Wassers.
Denn das bestehende System zur Überwachung der Luft war nach dem Unglück in Tschernobyl installiert worden und ist gemäss Estier völlig veraltet. Für die Überwachung der Radioaktivität im Wasser sei das BAG auf Laboranalysen angewiesen, die nur einmal monatlich erhoben würden.
Im Fall einer Katastrophe in einem schweizerischen AKW würde die Alarmierung insbesondere für die Trinkwasserversorgung im Raum Biel und Basel möglicherweise zu spät erfolgen. BKW-Sprecher Sommavilla hielt dem entgegen, dass sowohl die Abluft wie die Abwasser in den Werken überwacht werden und die Daten den Behörden freiwillig zur Verfügung gestellt werden.
Das neue Messnetz mit dem Namen Uranet soll laut BAG gegen 6,5 Millionen Franken kosten. Darin inbegriffen sind die Anschaffungskosten sowie der Betrieb während 15 Jahren. Den AKW würden gemäss dem Verursacherprinzip 80 Prozent davon oder rund 5,2 Millionen Franken belastet. Dies, weil vier Fünftel der Messstationen in ihrer Nähe liegen, wie Estier sagte. (whr/sda)