Die Saga des Sex-Sklavinnen-Rings des Jeffrey Epstein (66) ist ein feuchter Traum für Verschwörungstheoretiker. Nach der Verhaftung des mysteriösen Milliardärs spriessen daher die Spekulationen ins Kraut.
Es ist jedoch äusserst schwierig, Dichtung und Wahrheit auseinanderzuhalten. Demokraten und Republikaner versuchen, die Affäre zu ihren Gunsten auszunutzen. Deshalb verlaufen die Fronten in dieser hässlichen Politschlacht quer durch beide Lager.
Im Mittelpunkt steht einmal mehr Bill Clinton. Er bestreitet nicht, Epstein gekannt zu haben. Vier Mal sei er mit dessen Privatjet unterwegs gewesen, zweimal in Afrika, je einmal in Asien und Europa, erklärt seine Sprecherin Angel Urena.
Urena betont jedoch ausdrücklich, dass der Ex-Präsident niemals auf Epsteins Lustinsel in der Karibik gewesen sei. Auch auf die Farm im Bundesstaat New Mexico und in die Residenz in Florida habe er keinen Fuss gesetzt. Zudem sei er stets in Begleitung von Sicherheitsbeamten gewesen.
Wie aber kommt es, dass es anscheinend mehr als 20 Einträge mit seinem Namen im Logbuch von Epsteins «Lolita Express» geben soll? Eine Erklärung könnte lauten, dass der gleiche Flug jeweils mehrere Einträge zur Folge hatte, weil jede Destination einzeln gezählt wurde.
Epstein war nicht nur ein bekannter Partylöwe, er war auch ein grosser Spender für wohltätige Zwecke. So hat er etwa der Harvard University mehr als 30 Millionen Dollar vermacht. Er war auch ein früher Spender der Clinton Foundation. Deshalb hat sich Clinton auch einmal mit Epstein in dessen Villa in Manhattan getroffen.
Von den schrecklichen Verbrechen Epsteins will Clinton «nichts gewusst» haben, und er will ihn seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen haben. Was für Clinton spricht: Bisher gibt es kein Opfer – sie werden «Jane Does» genannt und es gibt mehr als 100 davon – das gegen ihn ausgesagt hat.
Bauchschmerzen bereitet den Demokraten auch der Staatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance Jr. Er gehört zum Establishment der Partei und ist ein guter Freund von Senator Chuck Schumer. Nachdem Epstein von einem Gericht in Florida offiziell als «Sexualtäter» bezeichnet worden war, versuchte Vance, diesen Begriff zum Entsetzen der Strafbehörden abzumildern.
Im Mittelpunkt steht natürlich Donald Trump. Er hat sich einst in einem Interview mit dem «New York Magazin» gerühmt, mehr als 15 Jahre mit Epstein befreundet gewesen zu sein, und hat ihn als «tollen Typen» bezeichnet.
Trumps Vorliebe für junge Mädchen ist ebenfalls bekannt. So pflegte er jeweils, bei seinen Misswahlen ungebeten im Umkleideraum der Mädchen aufzutauchen.
Anders als bei Clinton gibt es eine Jane Doe, die Trump beschuldigt, sie in Epsteins Villa in Manhattan vergewaltigt zu haben. Sie hat ihre Klage im Vorfeld der Wahlen 2016 eingereicht, sie jedoch später zurückgezogen.
Für Trump spricht, dass er Epstein aus seinem Club in Mar-a-Lago verbannt hat, nachdem dieser unsittliche Avancen gegenüber Mädchen gemacht haben soll. Epsteins Residenz in Florida ist nur wenige Kilometer von Trumps Club entfernt. Mindestens eine Jane Doe hat zudem in Mar-a-Lago als Garderobenfrau gearbeitet.
Alan Dershowitz bereitet den Republikanern ebenfalls Kummer. Der emeritierte Harvard-Rechtsprofessor war in den letzten Jahren Dauergast bei Fox News. Obwohl er behauptet, Hillary Clinton gewählt zu haben, hat er sich dabei als militanter Trump-Versteher profiliert.
In seinem Buch «Siege» schreibt Michael Wolff, Trump habe Dershowitz gar als Anwalt anheuern wollen, sei aber davon abgekommen, als der Harvard-Professor einen Vorschuss von einer Million Dollar verlangt habe.
Dershowitz war zusammen mit dem ehemaligen Sonderermittler gegen Bill Clinton, Ken Starr, Teil eines Juristenteams, das Epstein beim Verfahren 2007/2008 in Florida vertreten und den umstrittenen Deal ausgehandelt hat. Es gibt zudem eine Jane Doe, die ausgesagt hat, der Professor habe sie sexuell misshandelt. Dershowitz bestreitet dies vehement.
Die grösste Belastung für die Republikaner ist jedoch der Arbeitsminister Alex Acosta. Er hat als Bundesanwalt 2007/2008 das Verfahren gegen Epstein geleitet. Obwohl es schon damals Dutzende von Aussagen von Opfern gab, hat Acosta mit den Anwälten einen Deal ausgehandelt, der eine lächerlich milde Strafe vorsah.
Konkret wurde Epstein zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten verknackt. Er konnte die Strafe in einem separaten Gebäude eines Provinzgefängnisses verbüssen und musste dort nur die Nacht verbringen. Nach nur 13 Monaten wurde er entlassen.
Acosta hat bei diesem Deal einen juristischen Fauxpas begangen, der ihn nun seinen Job kosten könnte. Er hat ihn vor den Opfern geheim gehalten. Das hat kürzlich ein Gericht in Miami für illegal erklärt. Die Demokraten fordern deshalb nun energisch, dass der Arbeitsminister entlassen wird.
Nicht nur die Politiker, auch die Journalisten liefern sich im Fall Epstein eine Schlammschlacht. Unbestritten ist, dass der Sexskandal ohne investigativen Journalismus unter dem Deckel hätte gehalten werden können. Umstritten ist jedoch, wer ihn aufgedeckt hat.
Für die Demokraten und die Mainstream-Medien heisst die Heldin Julie K. Brown. Sie ist eine langjährige Reporterin des «Miami Herald». Als sich längst niemand mehr für den Fall Epstein interessierte, hat sie – teils gegen den Widerstand ihrer Vorgesetzten – hartnäckig weiterrecherchiert und versucht, Opfer zu Aussagen zu bewegen.
Im vergangenen Dezember hat Brown im «Miami Herald» eine dreiteilige Serie mit den Aussagen der verschiedenen Jane Does veröffentlicht. Es ist ihr damit gelungen, den Fall Epstein wieder auf den Radar der nationalen Medien zu bringen. Ebenso hat deswegen ein Richter den einst ausgehandelten Deal für ungültig erklärt.
Die Rechten hingegen erblicken in Mike Cernovich, einem Blogger und Radio-Talkmaster, den Helden. Er habe den Fall Epstein als Erster aufgegriffen, der «Miami Herald» sei erst später aufgesprungen, sagt er.
Schliesslich will sich auch RT eine Scheibe des Ruhms abschneiden. Anders als die Mainstream-Medien sei RT im Fall Epstein immer sehr hart am Ball gewesen, nimmt der russische Propaganda-Sender für sich in Anspruch.
Der Fall Epstein ist ein Tummelfeld für Verschwörungstheoretiker der gröbsten Art geworden. Einige tauchen auch in den watson-Kommentarspalten auf. Für sie ist der Sexskandal eine Art siamesischer Zwilling von «Pizzagate».
Im Vorfeld der Wahlen 2016 haben der ultrarechte Demagoge Alex Jones und andere Spinner die These verbreitet, wonach die Clintons aus dem Keller einer Pizzeria in Washington einen Pädophilen-Ring betreiben würden. Einmal ist gar ein bewaffneter Mann aufgetaucht, der die Kinder befreien wollte. Die «Pizzagate»-Verschwörungstheorie hatte allerdings einen gravierenden Mangel: Die besagte Pizzeria hat gar keinen Keller.
Nichtsdestotrotz wird der Fall Epstein die Phantasie der Aluhüte anregen. Und ja, leider werden ihn auch die Antisemiten auszuschlachten wissen.
Ob im Vatikan, in der amerikanischen Elite, in den arabischen Regierungen...überall sind sie, diese Widerlinge.
Man muss nur daran denken, dass die Zeugin der Bunga-Bunga Party in Italien höchst wahrscheinlich getötet wurde.
WER wählt solche Leute? Weg mit diesem nutzlosen Gesindel und diesen perversen Teigköpfen.