UBS kontra Bundesrat: Die Bank lässt Zahlen sprechen und ihre Muskeln spielen
Damit war nicht zu rechnen. Die UBS hat im dritten Quartal des Jahres fast 2,5 Milliarden Dollar Gewinn gemacht. Das sind 74 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und auch deutlich mehr als das, was die Investoren erwartet hatten. Solche Zahlen braucht die Bank, um in ihrem Kampf gegen die vom Bundesrat vorgeschlagene Verschärfung der Kapitalanforderungen überhaupt eine Chance zu haben.
Doch eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Frühling. Auch der vorliegende Zwischenabschluss vermag den wahren Kern dieser Redewendung nicht zu widerlegen.
Wenn die Märkte mitspielen
Das Glück war der UBS hold in den Sommermonaten. Nach dem Börsenschock, den US-Präsident Donald Trump Anfang April mit der Ankündigung seiner Zollstrategie verursachte hatte, haben die Finanzmärkte schnell wieder Tritt und die Investoren Vertrauen gefasst.
Die UBS profitiert davon, indem ihre Kunden ihre Vermögen vom Konto nehmen und damit Aktien oder Anleihen kaufen oder andere Investitionen tätigen. Während die sinkenden Leitzinsen den Geschäftsbanken das herkömmliche Zinsengeschäft vermiesen und den Sparern den Ertrag auf dem Konto schmälern, hat sich die UBS schadlos gehalten. Ihre Vermögensverwaltungskunden haben auf der Suche nach Alternativen zum Sparkonto mehr Transaktionen in den Finanzmärkten getätigt. Sie haben der Bank im Berichtsquartal einige Hundert Millionen Dollar mehr Einnahmen als im Vorjahr in die Kasse gespült und das ebenfalls dreistellig gesunkenen Zinsergebnis vergessen gemacht.
Das ist der Glückfaktor, der sich nicht erzwingen lässt. Deshalb zeigt sich die UBS in der Prognose bis zum Jahresende auffallend vorsichtig, was auch den Anlegern nicht entgangen ist. Nach einem kurzen Höhenflug der UBS-Aktien im Morgenhandel sind die Titel an der Six Swiss Exchange im Tagesverlauf wieder in die Nähe der 30-Franken-Marke zurückgefallen, von der sie sich seit Jahresbeginn nur vorübergehend lösen konnten.
Die Börsenbewertung hat viel mit den verschärften Kapitalauflagen zu tun, die der Bundesrat der Bank auferlegen will. Ein wesentliches Element dieser Auflagen zielt darauf ab, die Auslandexpansion der Bank zu verteuern. Immer deutlicher wird nun, dass genau diese Bremse das grösste Problem für die UBS darstellt.
Im Oktober hat die Bank in den USA den Antrag zur Genehmigung einer landesweiten Tätigkeit eingereicht – «ein wichtiger Schritt in unseren strategischen Wachstumsplänen im grössten Vermögensverwaltungsmarkt der Welt», heisst es im Quartalsbericht. Man wolle den US-Kunden eine breitere Palette von Bankprodukten, einschliesslich traditioneller Bankkonti anbieten können.
Alles dreht sich um die USA
Was diese geplante Angebotsausweitung längerfristig für den Umfang und das Gewicht des US-Geschäfts im UBS-Konzern bedeuten könnte, ist offen. Klar ist aber, dass die US-Strategie in der politischen Kapitaldiskussion ein Schlüsselelement ist. Selbstredend musste die UBS-Führung in der Telefonkonferenz mit Journalisten am Mittwoch auch Fragen zu einer möglichen Sitzverlegung beantworten.
Unbeantwortet blieb dabei interessanterweise die Frage, ob die Genehmigung zur landesweiten Tätigkeit eine Art Vorbedingung sei, dass die UBS ihren Sitz in die USA verlegen könne. Stattdessen betonte Bankchef Sergio Ermotti wie schon bei früheren Gelegenheiten, dass er sich einen Kompromiss bei der Kapitalfrage und den Verbleib der UBS in der Schweiz wünsche.
Starke Geschäftszahlen sind selbstredend am besten geeignet, dieser Rhetorik mehr Kraft zu verleihen. Zum guten Quartalsergebnis beigetragen haben allerdings auch einmalige Effekte, darunter die Auflösungen von Rückstellungen für teilweise alte Rechtsfälle im Umfang von 668 Millionen Dollar. Das Können der Rechtsberater mag bei der Beilegung solcher Rechtsstreitigkeiten eine Rolle spielen. Ganz für sich allein beanspruchen darf die UBS aber die Erfolge bei der technischen Integration der Credit Suisse, die bis März 2026 zum Ende kommen sollte.
Inzwischen seien auch in der Schweiz mehr als zwei Drittel der gebuchten CS-Konti auf die UBS-Plattform überführt worden. Der Prozess verlaufe ausgezeichnet, lobte Ermotti. Vereinzelten Medienberichten über technische Fehleistungen und verärgerte Kunden mass er wenig Bedeutung zu. Es sei halt wie wenn man das Betriebssystem des Mobiltelefons wechsle: «Es gibt immer Leute, die in solchen Momenten nicht glücklich sind.» Glücklich wirkte am Mittwoch auch Ermotti nicht. Er zeigte tolle Zahlen und liess die Muskeln seiner Bank spielen. Aber in der Frage, wie der Politpoker um das Kapital ausgeht, wirkt er sehr unsicher.
