Wirtschaft

Ab in die Berge – aber nicht auf die Piste

Alternative Wintersportarten wie Schneeschuhlaufen liegen im Trend – darunter leiden die Bergbahnen.
Alternative Wintersportarten wie Schneeschuhlaufen liegen im Trend – darunter leiden die Bergbahnen.Bild: KEYSTONE
Paradox

Ab in die Berge – aber nicht auf die Piste

Warum Seilbahnen nicht davon profitieren, dass Berghotels wieder mehr Gäste verzeichnen.
10.03.2014, 05:5510.03.2014, 09:44
Thomas Schlittler, Aargauer Zeitung
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Die Schweizer Hotellerie hat sich gefangen und durfte in den letzten Monaten endlich wieder mehr Gäste begrüssen. Auch für das Gastgewerbe in den Alpen geht es bergauf. Im Dezember und Januar übernachteten in den wichtigsten Wintersportgebieten teils deutlich mehr Gäste als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im Berner Oberland stieg die Zahl der Übernachtungen um 5,4 Prozent, in Graubünden um 3,1 Prozent und im Wallis um 0,3 Prozent. 

Man würde meinen, dass dieser Positivtrend auch den kriselnden Bergbahnen einen Schub gibt – doch dem ist nicht so. Im Gegenteil: Seit Saisonbeginn bis Ende Januar sind die Besucherzahlen der Bergbahnen deutlich zurückgegangen. In Graubünden um 1,2 Prozent, im Wallis um 4,7 Prozent und im Berner Oberland – wo die Übernachtungszahlen am stärksten zulegten – gar um 5,1 Prozent. Der Februar fiel für die Bergbahnen gar noch schlechter aus, wie die «SonntagsZeitung» gestern berichtete. 

Unzählige Alternativen zur Skipiste

Für Andreas Keller, Sprecher der Seilbahnen Schweiz, ist es zwar noch zu früh, um die aktuelle Bergbahnsaison seriös einzuschätzen. Schliesslich seien die Skiferien in diversen Kantonen erst im März. Er gibt aber zu, dass der klassische Skitourismus in einer schwierigen Phase steckt – und dass die unterschiedliche Entwicklung zwischen Hotellerie und Bergbahnen «nicht von der Hand zu weisen» sei. Einen der Gründe dafür sieht Keller im Freizeitangebot, das heute sehr viel grösser sei als früher – und das nicht nur im Unterland, sondern auch in den Bergen. «Alternative Wintersportaktivitäten wie beispielsweise Schneeschuhlaufen oder Schlitteln sind im Trend.» 

Hinzu komme die demografische Entwicklung; die Menschen werden immer älter. Keller: «Aber ab einem gewissen Alter wollen viele nicht mehr auf die Skipiste. Stattdessen machen sie vielleicht Wellnessferien, gehen Winterwandern oder Langlaufen.» Gleichzeitig ist in den letzten Jahren der Anteil der Jugendlichen, die Ski oder Snowboard fahren, tendenziell gesunken. Um hier Gegensteuer zu geben, haben die Seilbahnen Schweiz eine Förderkampagne lanciert für Schneesportlager der Schulen. 

Als weiteren wichtigen Grund für die Probleme der Bergbahnen sehen die Tourismusverantwortlichen den Trend zur Kurzfristigkeit. «Die Schweizer entscheiden immer spontaner, ob sie für einen Tag oder ein Wochenende auf die Skipiste gehen», sagt Keller. Es müsse vieles stimmen – nicht zuletzt das Wetter –, damit die Leute die Ski montieren. Veronique Kanel, Sprecherin von Schweiz Tourismus, ergänzt: «Diese Tagestouristen fehlen nur den Bergbahnen, nicht aber der Hotellerie.» 

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