Der vom Vermögensverwalter zCapital eingebrachte Antrag war auf breite Unterstützung bei Aktionärsorganisationen und Stimmrechtsberatern gestossen. Allerdings musste er für eine Annahme auch das für eine Statutenänderung erforderliche qualifizierte Mehr von 75 Prozent der Stimmen erreichen: Schlussendlich sprachen sich gut 78 Prozent der Aktionäre für die Statutenänderung aus.
Die Statuten der Baloise sahen bisher eine Begrenzung der Eintragungs- und Stimmrechte der Aktionäre auf maximal 2 Prozent vor. Das bedeutet, dass die Aktionäre der Baloise nicht mehr als zwei Prozent der Stimmen haben dürfen – unabhängig davon, wie gross ihre Beteiligung ist.
zCapital hatte seinen Antrag mit einer Stärkung der Aktionärsdemokratie und einem besseren Interessenausgleich zwischen Aktionären und Unternehmensführung begründet.
Die Stimmrechtsbeschränkungen seien «rigid und nicht mehr zeitgemäss», erklärte ein Vertreter von zCapital an der Generalversammlung. Sie nützten vor allem dem Verwaltungsrat und nicht den Aktionären. Er verwies auch auf den Kurs der Baloise-Aktie, der in den vergangenen Jahren hinter demjenigen von Konkurrenzunternehmen zurückgeblieben sei.
Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta hatte sich dagegen für eine Ablehnung des Antrags starkgemacht. Eine Aufhebung der Beschränkungen sei nicht im Interesse der langfristigen Entwicklung des Unternehmens, erklärte er. Die Stimmrechtsbeschränkungen könnten das Risiko vermindern, dass die Interessen «kurzfristig orientierter Investoren» dominierten.
Allerdings räumte auch der Präsident ein, dass die Baloise über strenge Regeln verfüge. Eine Überarbeitung der entsprechenden Traktanden wolle der Verwaltungsrat allerdings erst auf die Generalversammlung 2025 hin vornehmen.
Angenommen wurde an der Generalversammlung auch ein Antrag von zCapital, der eine Senkung des qualifizierten Mehrs bei Abstimmungen an Generalversammlungen von 75 Prozent auf zwei Drittel der Stimmen verlangte. Der Vorschlag erhielt an der Generalversammlung eine Zustimmung von 76,3 Prozent.
Kein qualifiziertes Mehr fand dagegen ein Antrag von zCapital, wonach sogenannte «Nominees», die Aktien treuhänderisch für andere Aktionäre halten, bis zu 5 Prozent Aktien mit Stimmrecht halten können. Für diesen Vorschlag sprachen sich nur 59,3 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre aus.
Verwaltungsratspräsident von Planta wollte im Anschluss an die Generalversammlung nicht von einer Niederlage des Verwaltungsrats sprechen. Dieser habe eine «Schiedsrichterfunktion» gehabt und die Interessen sämtlicher Anspruchsgruppen vertreten müssen, erklärte er im Gespräch mit Medienvertretern. Der Versicherer werde sich nun weiterhin auf die Neuausrichtung der Strategie konzentrieren, deren Ergebnisse sollen im September vorgestellt werden.
Am Aktienmarkt wurde der Ausgang der Generalversammlung mit Kursaufschlägen honoriert, nachdem die Titel während der Veranstaltung vom Handel ausgesetzt waren. Am Nachmittag legten die Baloise-Titel um 2,5 Prozent zu.
Aus Sicht der Kapitalmärkte sei der GV-Entscheid positiv zu werten, denn damit würden die Aktionärsrechte und die Corporate Governance gestärkt, sagte ein Analyst. Die Gefahr einer unfreundlichen Übernahme des Versicherers schätzen Experten aber nach wie vor als gering ein, denn solche versprächen im Finanzsektor wenig Erfolg. (lak/awp/sda)