Nichtsahnende Pendler dachten an diesem Mittwochmorgen vermutlich, dass jedes Schweizer Altersheim einen Tagesausflug in die Basler St.Jakobshalle machte. Der Altersdurchschnitt der Aktionärinnen und Aktionäre an der mit Spannung erwarteten ersten UBS-Generalversammlung seit der CS-Übernahme war gefühlt über 80.
Sie alle haben nicht nur den CS-Crash im März 2023 miterlebt, sondern auch die UBS-Rettung 2008. Allein diese Erfahrungen müssten bei vielen eigentlich eine gewisse Grundskepsis hervorrufen, wenn es um die Arbeit der Bank-Führung geht. Doch vor Ort zeigt sich: Je grösser das Aktiendepot, desto stärker ist das Vertrauen in die Grossbank.
Eine Frau, die sich selbst als Grossaktionärin bezeichnete, ärgerte sich mehr über die demonstrierenden Klimaaktivisten vor Ort als über die von vielen als überrissen bezeichneten Vergütungen der UBS-Führung. Sie war damit bei Weitem nicht die Einzige, wie Gespräche vor der Generalversammlung zeigen.
Für viel Aufregung gesorgt hatten im Vorfeld die hohen Vergütungen an die UBS-Führung. Insbesondere, dass UBS-CEO Sergio Ermotti für neun Monate im Amt 14,4 Millionen Franken erhielt. Sogar Bundesrätin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter, die massgeblich am berüchtigten CS-Wochenende beteiligt war, wies darauf hin, dass sie selbst für so einen Salär 30 Jahre lang arbeiten müsse.
In der Schweiz spricht man nicht über Geld, und wenn, dann selten mit Bewunderung, sondern eher mit Ablehnung. Ganz anders ist das im Ausland, wie Fritz Peter von der Aktionärsvereinigung Actares vor Ort zu watson sagt: «Einen Aufschrei über die hohen Vergütungen gab es nur in der Schweiz.» Laut Peter hätten für Ermottis erste neun Monate im Amt weniger als 10 Millionen mehr als gereicht.
Das Problem sei, dass im Verwaltungsrat, welcher die Vergütungen bestimme, mehrheitlich Personen aus dem angelsächsischen Raum sitzen würden – die keine Ahnung von der Sensibilität der Schweiz hätten. Aber auch der UBS-CEO selber trage eine Verantwortung und hätte das Millionenpaket so ablehnen sollen. «Ermotti muss sich nun an der Generalversammlung von einigen Aktionären verteidigen, die aber leider keinen Einfluss haben. Wir hoffen dennoch, dass so etwas Einsicht stattfindet», sagt Peter.
Wie Actares empfinden viele angesprochene Kleinaktionäre. Der Tenor lautet: 3 bis 4 Millionen hätten gereicht. Auch wenn das noch sehr viel sei. Kein Fan von den Vergütungen sind auch die Klimaaktivisten vor Ort, die den Altersdurchschnitt der Menschen vor der St.Jakobshalle nach unten gezogen haben. «Die UBS sollte sich besser darauf fokussieren, keine Projekte mehr zu finanzieren, die den Amazonas-Regenwald abholzen und ganze Ökosysteme zerstören», sagt ein Aktivist. Eine härtere Regulation der UBS sei unausweichlich.
Ob es jetzt 9, 10, oder 12 Millionen sind, die Ermotti einsackt - schämen tut er sich nicht , weil schämen kann er sich nicht. Die Fähigkeit fehlt ihm.