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Der Fluch der Wolkenkratzer – oder warum der Turm von Vals ein schlechtes Vorzeichen ist

Der Fluch der Wolkenkratzer – oder warum der Turm von Vals ein schlechtes Vorzeichen ist

Statistisch lässt sich beweisen: Wenn die Wolkenkratzer in die Höhe schiessen, dann rasseln bald die Aktienkurse in den Keller.
31.03.2015, 09:0202.04.2015, 12:47
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Diese Grafik zeigt die Baujahre bedeutender Wolkenkratzer und die zeitgleichen Krisen.
Diese Grafik zeigt die Baujahre bedeutender Wolkenkratzer und die zeitgleichen Krisen.Bild: watson quelle: economist.com

Je kürzer die Röcke der Frauen, desto grösser die Gefahr eines Crashs, lautet eine bekannte Börsenregel. Sie beruht auf dem Zufall, dass Miniröcke und schlechte Börsenjahre mehrmals zusammengefallen sind. Statistische Zufälle gibt es immer wieder. Auch der Kinderglaube, wonach der Storch die Kinder bringe, ist entstanden, weil es in den Niederlanden einst rein zufällig auf Bauernhöfen mit vielen Kindern auch viele Storchennester gab. 

Der «Fluch der Wolkenkratzer» hingegen ist mehr als blosser Zufall. 1999 hat der Chefökonom der Investmentbank Dresdner Kleinwort Benson entdeckt, dass grossen Wirtschaftskrisen ein Wolkenkratzer-Boom vorausgegangen war. Das gilt für die Panik von 1907 genauso wie für die Grosse Depression, die beiden Ölschocks und die Subprime-Krise. 

Bis zu 60 Stockwerken lohnt sich verdichtetes Bauen

Zwischen Wolkenkratzer und Wirtschaftskrise besteht ein rationaler Zusammenhang. Der Grund liegt im verdichteten Bauen. Ob ein Haus beispielsweise 15 oder 20 Stockwerke hat, ändert nichts an seinen Infrastrukturkosten. Höher bauen bedeutet somit mehr Rendite. 

Das gilt jedoch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wird ein Haus höher als 63 Stockwerke, ändert sich die Kostenstruktur. Es braucht dann extra-schnelle Lifte, extra starken Stahl, etc. All dies macht einen Wolkenkratzer wirtschaftlich wieder uninteressant.  

Irrationale Geltungssucht

Der Boom der ultra-hohen Türme hängt daher nicht mit dem wirtschaftlichen Sachverstand ihrer Erbauer zusammen, sondern mit ihrer irrationalen Geltungssucht. Übersteigertes Selbstwertgefühl und klotzen statt kleckern ist meist am Ende eines Wirtschaftszyklus zu beobachten. Deshalb stellt der «Economist» auch fest: «Wenn also, wie der Wolkenkratzer-Fluch suggeriert, die höchsten Türme am Ende eines Wirtschaftszyklus gebaut werden, dann kann man daran tatsächlich die künftige Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts ablesen.» 

So gesehen stehen die Vorzeichen derzeit auf Sturm. Letztes Jahr wurden weltweit mehr als 100 Gebäude erstellt, die höher als 200 Meter sind – ein neuer Rekord. Auch was die Schweiz betrifft, müssen wir uns Sorgen machen. Der geplante Turm im Valsertal ist nicht nur eine idiotische Verschandelung der Landschaft, er ist auch ein böses Omen für die Zukunft unserer Wirtschaft.  

Turm in Vals

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Turm in Vals
So soll der 380-Meter-Turm von Vals aussehen.
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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amboss
31.03.2015 09:21registriert April 2014
Eine reichlich wirre Schlussfolgerung. Denn damit die Schlussfolgerung stimmt, müsste der Turm geBAUT werden.
Für den Turm zu Vals haben ein paar geltungssüchtige Leute mal einen Lehrling mal einen halben Tag hinter den PC gesetzt ("Hey, zeichne mal ein Hochhaus in Vals" und eine Pressekonferenz einberufen und so die halbe Schweiz verrückt gemacht.
Dieses Hochhaus ist noch nicht einmal geplant. Das ist gar nichts
Und folglich gibt es auch keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Es gibt keinen Wolkenkratzer, welcher uns eine Wirtschaftskrise ansagt. Hirngespinste gibt es immer. Mehr ist das nicht
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