Wirtschaft
Credit Suisse

Die Credit Suisse ist Geschichte – so reagieren Medien

A traffic light signals green in front of the logos of the Swiss banks Credit Suisse and UBS in Zurich, Switzerland, Sunday March 19, 2023. (Michael Buholzer/Keystone via AP)
Bild: keystone

«Zombie weg, Monster entsteht» – so reagieren Medien auf das historische CS-Aus

20.03.2023, 06:5620.03.2023, 10:49
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Es war ein historischer Tag – für den Bankenplatz Schweiz, aber auch für die Schweiz insgesamt: Am Sonntagabend hat der Bundesrat kommuniziert, dass die Grossbank UBS ihre schwer angeschlagene Konkurrentin Credit Suisse übernehmen wird. Für 3 Milliarden Schweizerfranken.

Die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank kam auf Druck der Politik und der Aufsichtsbehörden zustande, nachdem sich die Situation der CS drastisch verschlechtert hatte. Allein während der letzten Woche brach der Aktienkurs ein und Kunden zogen in Scharen ihr Geld ab.

Das sagen die Medien dazu:

Schweiz

«Diese Übernahme ist ein historischer Skandal.»

Credit Suisse Übernahme, Leitartikel Tamedia
Bild: Screenshot, Tamedia-Zeitungen

Für die Tamedia-Zeitungen ist die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ein «historischer Skandal». Bund, Finma und Nationalbank hätten sich von der UBS über den Tisch ziehen lassen. Die neue Mega-Bank habe die Vorteile. Steuerzahler, Kunden und Mitarbeitende die Nachteile.

Die grösste Schweizer Bank reisse sich die 166-jährige Schweizer Institution Credit Suisse für einen Kaufpreis von drei Milliarden Franken, nicht einmal die Hälfte des ohnehin tiefen Börsenwertes der Credit Suisse, unter den Nagel. Die Massnahmen des Bundes belasteten die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen mit einem Risiko von 9 Milliarden Franken. Das Image der Schweiz als stabiler Finanzplatz habe durch das Ende der Credit Suisse nachhaltig Schaden genommen.

«Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht»

Credit Suisse Übernahme, Kommentar NZZ
Bild: Screenshot Neue Zürcher Zeitung

Das Scheitern der Credit Suisse habe noch vor Monaten niemand für möglich gehalten, kommentiert die «Neue Zürcher Zeitung». Ein Unfall sei dies allerdings nicht gewesen. Die Schweizer Bank habe 2007 einen Börsenwert von 100 Milliarden Franken gehabt, letzten Freitag seien davon noch 7 Milliarden übrig gewesen – gleich viel wie die Waadtländer Kantonalbank. Es habe somit eine Wertvernichtung riesigen Ausmasses stattgefunden, verantwortet von Managern, die Risiken fahrlässig unterschätzt hätten, und hilflosen Verwaltungsräten, die in der Kontrolle zu oft versagt hätten.

Dass Nationalbank und Finanzaufsicht auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gedrängt haben, habe mit der Furcht vor einer montäglichen Börsenpanik und Druck aus Washington und London zu tun gehabt. «Die Schweiz hat sich jetzt zwar einer Zombie-Bank entledigt, wacht am Montag jedoch mit einer Monster-Bank UBS auf», schreibt die NZZ.

«Finanzplätzli mit einem Koloss»

Credit Suisse Übernahme, Kommentar Blick
Bild: Screenshot Blick

Der Fall Credit Suisse ist auch ein Fall Schweizer Finanzplatz, kommentiert der «Blick». Die Schweiz habe geschlafen und viel zu lange zugeschaut, wie die einst stolz Escher-Bank sehenden Auges in den Untergang schlitterte. Doch «warum sind die Behörden nicht früher eingeschritten, als immer klarer wurde, dass der Umbauplan der Bank nicht aufgehen kann», fragt die Zeitung. Und «wieso habe es keine Alarmsignale vonseiten anderer Schweizer Banken gegeben?»

«Warum brauchte es erst den Druck ausländischer Aufsichtsbehörden und Finanzministerien», bis die Schweizer über Nacht eine Notlösung zimmerten? Diese Fragen müssten, so der Blick, dringend beantwortet werden. Denn zurück blieben nur Verlierer.

«Lösung katastrophal»

Übernahme Credit Suisse, Kommentar Aargauer Zeitung
Bild: screenshot Aargauer Zeitung

Am Ende blieb keine andere Wahl, kommentiert die «Aargauer Zeitung». Es habe bis Sonntagabend eine Lösung hergemusst – noch bevor die ersten Börsen in Asien öffneten. Sonst wäre die Credit Suisse am Montag kollabiert, das Schweizer Finanzsystem wäre erschüttert worden – und mit ihm das globale Finanzsystem. Es hätte ein Flächenbrand, eine internationale Bankenkrise ausgelöst werden können.

Dieses Risiko wollte in der Schweiz niemand eingehen. «Unter solch gewaltigem Druck können keine guten Lösungen gefunden werden, und was gestern Abend in Bern kommuniziert wurde, ist nicht nur schlecht, es ist katastrophal», schreibt die Zeitung. Die Credit Suisse werde geopfert, für grössere Ziele, für die Stabilität des Finanzsystems. Die UBS übernehme die CS zu einem Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken, und lasse sich die übernommenen Risiken vom Bund mit einer Garantie von 9 Milliarden Franken abgelten.

«Tragisches Ende eines Trauerspiels»

Credit Suisse Übernahme, Südostschweiz
Bild: Screenshot Südostschweiz

Der Kommentar der «Südostschweiz» bezeichnet das Ende der Credit Suisse als tragisch und traurig. Es sei tragisch, weil die Bank kapitalmässig eigentlich gut aufgestellt gewesen sei und Verwaltungsrat und Konzernspitze eine Vorstellung gehabt hätten, wie die CS in zwei, drei Jahren wieder auf stabile Beine kommen könnte. Die durch Bankenpleiten in den USA ausgelösten Unsicherheiten, welche später durch hochgradig ungeschickte Aussagen des saudischen CS-Grossaktionärs Saudi National Bank befeuert wurden, hätten der Credit Suisse diese Chance aber entrissen.

Die Schuld für ihren Zusammenbruch nun bei äusseren Umständen zu suchen, wäre jedoch zu einfach. Vielmehr sei das Ende der CS auch das Ende eines jahrelangen Trauerspiels von Managementversagen sowie Skandalen, welche die Bank überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hätten, aus der sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.

«Das Undenkbare ist geschehen»

Credit Suisse Übernahme
Bild: Screenshot La Liberte

Das Undenkbare ist geschehen und das blitzschnell, kommentiert die Zeitung «La Liberté» die Übernahme der CS durch die UBS. Die Credit Suisse sei in der vergangenen Woche das Opfer einer spektakulären Vertrauenskrise geworden. Der Bundesrat habe bei seinen Massnahmen keine Wahl gehabt.

Die Zeitung stellt das Schicksal der Mitarbeitenden ins Zentrum ihres Kommentars. Was auch immer die Manager sagten, das Ergebnis werde für sie «schmerzhaft» sein. Auch für die Steuerzahler zeichne sich ein bitterer Beigeschmack ab, da die Schweizer Nationalbank bis zu 200 Milliarden Franken vorstrecken müsse, so die Zeitung.

«Die Erlösung der Schande»

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bild: Screenshot 24 heures

«Was für ein unwürdiges Ende für die von Alfred Escher gegründete Bank Credit Suisse», sagt die Zeitung «24 heures». Weiter wird kommentiert, dass die Behörden und Banken einen Fehler gemacht haben: «Sie dachten, dass eine einfache Geldspritze in ein Institut ausreichen würde, das als ‹ausreichend kapitalisiert› und ‹solvent› gilt. Das war ein Fehler.»

Die Zeitung zeigt ihren Frust über das schliessen der Credit Suisse und sagt, dass auch vieles anders hätte laufen können und auch sollen. Ausserdem habe die Credit Suisse die erste und einzig nicht berhandelbare Qualität einer Bank verloren: Vertrauen. Es sei kein Ende einer Geschichte, sondern einen Schlag ins Gesicht, fügt sie hinzu.

«Die Cedit Suisse sollte nicht fallen»

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bild: screenshot Le temps

Im Nachhinein ist man immer schlauer, kommentiert die französischsprachige Tageszeitung «Le Temps». Man muss kurz innehalten um das Ausmass der Katastrophe zu verstehen. Die Bank sei eine Institution, die die Entwicklung der Schweiz begleitet hat und den Mythos einer moderner Nation aufrecht erhielt, eine Nation voller Wohlstand, Privilegien und Erfolg.

Die Bank von Alfred Escher hätte nie fallen dürfen, kommentieren sie weiter: «Nicht, weil sie auf Skimützen, Fussballfelder oder in der Werbung mit Roger Federer zu sehen oder eine Begleiterin unseres Lebens war, sondern weil die lebenswichtige und funktionierende Bank vor ein paar Tagen noch gesund und in Ordnung war».

«Der Ball ohne Kredit»

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bild: screenshot corriere del ticino

Die Tageszeitung im Kanton Tessin «Corriere del Ticino» macht sich vor allem Sorgen über die Credit Suisse als einer der grössten Sponsoren im Sport. Sie Kommentieren, dass mit der Übernahme die UBS sich dazu verpflichten müsse, die Verträge zu übernehmen. «Diese Frage, ist zweitrangig aber sie sollten nicht unterschätzt werden», kommentieren sie.

Ausland

Die Grossbank UBS hat ihre schwer angeschlagene Konkurrentin Credit Suisse übernommen. Die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank kam auf Druck der Politik und der Aufsichtsbehörden zustande, nachdem sich die Situation der CS drastisch verschlechtert hatte. Das sagen die internationalen Medien dazu:

«CS-Niedergang zeigt, dass Arbeit im Bereich Bankenrisiko nötig ist»

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bild: screenshot financial times

Für die «Financial Times» ist nach der angekündigten Übernahme der Credit Suisse durch die UBS klar: Es braucht mehr Arbeit im Bereich Bankenrisiken. Anleger der Banken seien sich der Risiken zwar bewusst; sie wüssten, dass das Bankgeschäft auf Vertrauen beruhe und dass sich die Stimmung schnell ändern könne. Doch kam der Niedergang der CS dann doch überraschend. Die CS sei allerdings das schwächste Glied im System der globalen Player der Branche gewesen. Und nun hätten die Schweizer Behörden keine andere Wahl mehr gehabt, als die Fusion mit der UBS voranzutreiben. Aus dieser Krise liessen sich nun viele Lehren ziehen. Folgende müsse sich aber durchsetzen: Die Kultur einer Bank ist zu wichtig, um sie auf die leichte Schulter zu nehmen.

«Ende einer 167-jährigen Geschichte»

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bild: screenshot wall street journal

Für das amerikanische «Wall Street Journal» war die Credit Suisse der «risikofreudige Schweizer Bankriese». Dieser erliege nun einer Krise, die das Ende einer langen Geschichte von 167 Jahren als unabhängiges Institut bedeute. Der Niedergang der Bank habe seine Wurzeln in der Art und Weise, wie sie die letzte Finanzkrise in einem «Überschwang der Gefühle» überstanden habe. Als das Finanzsystem 2008 zusammenbrach, sei die Credit Suisse in besserer Verfassung als viele Konkurrenten gewesen. Sie habe daher aber den Wandel des Bankgeschäfts verpasst und sich auf diesen zu langsam eingestellt. Sie habe daher auch ihre grosse Vorliebe für Risiken nicht ablegen können. Nun habe sie die Quittung dafür erhalten.

«UBS bewahrt Schweizer Finanzplatz vor Debakel»

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screenshot le monde

Die Schweiz ist für die französische Zeitung «Le Monde» eigentlich das Land der Konsensentscheidungen und einer daraus resultierenden Langsamkeit. Doch auch in der Eidgenossenschaft könne man manchmal brutal und schnell sein, die Situation müsse aber «wirklich ernst sein». Vor einigen Wochen noch undenkbar, sei der Untergang eines der Glanzlichter der Wirtschaftsgeschichte des Alpenlandes am Sonntag besiegelt worden, als Bundespräsident Präsident Alain Berset mit ernster Miene die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ankündigt habe. Und dies für einen Kaufpreis deutlich unter dem Schlusskurs der Aktie vom Freitag.

«Ende einer Ikone»

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bild: screenshot spiegel

Der «Spiegel» geht nicht davon aus, dass mit dem Kauf der CS durch die UBS Ruhe im internationalen Bankensystem einkehren wird. Wenn die «abgewirtschaftete CS» sich vom Erzrivalen retten lassen müsse, sei das «der entwürdigende Schlusspunkt einer Talfahrt - und womöglich der Auftakt einer noch grösseren Krise.» Die Übernahme erfolge «für ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes, ohne dessen finanziellen Flankenschutz die UBS den Deal nicht gemacht hätte», heisst es in einem Artikel.

«Teil des Problems»

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bild: screenshot faz

Kritische Worte zum Debakel der Credit Suisse gab es auch bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Man müsse grundsätzlich nicht viel vom Bankgeschäft verstehen, um erahnen zu können, dass die Fesseln der Regulierung ein echter Spielverderber seien. Das hätten die grossen, von der europäischen Aufsicht kurzgehaltenen Banken immer lauter beklagt, je länger die Finanzkrise 2008 zurückliegt. Es reiche jetzt, die Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu den vor Kraft strotzenden US-Banken seien nicht weiter hinnehmbar. Die Aufsicht sei jedoch eisern geblieben. Heute sollten auch die lautesten Kritiker froh darüber sein: Denn die reihenweise fallenden, weniger stark regulierten mittelgrossen US-Banken richteten einen Schaden an, von dem man jetzt noch nicht wisse, ob er auf die Eurozone übergreife. Noch steht die Brandmauer. Wer jedoch schon einmal nachsitzen müsse: Die Aufseher in der Schweiz. Das beweise der Fall der Credit Suisse. Die Geschehnisse verfrachteten den Satz von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing aus der Corona-Zeit, Banken sollten Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein, ausserdem ins Museum. Der Satz habe ausgedient.

«Schweizer blicken verzweifelt auf den Absturz der einst mächtigen Credit Suisse»

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Der Niedergang der Credit Suisse sei das Ergebnis des Versagens mehreren aufeinander folgender Managemantteams, sagt Bloomberg, Fernsehsender für internationalen Wirtschafts - und Finanzthemen. «Die Übernahme durch UBS bedeutet die mögliche Auslöschung eines Namens, der zum Synonym für das Schweizer Bankwesen geworden ist», sagt Bloomberg. Das Chaos bei der Credit Suisse stehe im krassen Gegensatz zur eigentlichen Ordnung des Landes.

(yam/oee, mit Material der sda)

So reagiert die Presse auf die CS-Übernahme

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So reagiert die Presse auf die CS-Übernahme
Bund und Nationalbank retten die Credit Suisse. Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht.
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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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roger_dodger
20.03.2023 07:20registriert Februar 2016
Wetten, dass sàmtliche Verluste welche die UBS hat jetzt plötzlich auf die ehemalige CS abgewälzt werden und der Steuerzahler das dann berappen kann mit der 9 mia Garantie?
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conszul
20.03.2023 09:14registriert August 2014
Was genau hat die Schweizer Politik, die SNB und die FINMA die letzten 15 Jahre getrieben? Sie alle inkl. dem Topmanagement der CS haben ihren Job nicht gemacht.

Warum nun das Notrecht anstatt die Regulatorien für den "Too Big to fail"-Fall eingesetzt wurden, bleibt für mich ein Rätsel. Niemand übernimmt hier die Verantwortung und das eigene Versagen wird reingewaschen.
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Domimar
20.03.2023 10:13registriert August 2016
Offenbar kommen die Probleme (die Risiken und damit auch die hohen Gewinne/Verluste) aus dem Investmentbanking, nicht aus dem traditionellen Bankgeschäft. Systemrelevant ist meiner Ansicht nach aber nur das traditionelle Bankgeschäft. Wie wärs mal mit einem neuen Gesetz, dass eine Bank das Investmentbanking in eine separate Rechtseinheit (eigene Firma) auslagern muss und das traditionelle Bankgeschäft in einer anderen Firma? Wenn das Investment hopps geht, kann man es hopps gehen lassen. Beim traditionellen passiert nichts, weil stabil.
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